Die Kritiker

«The Lost Future – Kampf um die Zukunft»

von

Story


Umgeben von furchtbaren Bestien und versteckt im Dickicht der Wälder kämpft eine isolierte Gruppe von Menschen gegen Mutanten, die eine mysteriöse und tödliche Krankheit in sich tragen. Viel schlimmer noch: Allein die Nähe zu den Bestien reicht aus, um sich mit ihrer Krankheit zu infizieren. Ein Biss von ihnen lässt den verletzten Menschen nur schneller zu einem grauenhaften Wesen mutieren. Erzählt wird die Geschichte eines kleinen Stammes von Jägern, die im Jahr 2510, nach dem Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation, in der Wildnis leben. In der postapokalyptischen, exotischen Welt kämpfen sie nicht nur gegen die Bestien, sondern auch um das Überleben.

Denn um die Menschheit noch zu retten, brauchen sie das Gegenmittel für die Seuche in Form eines gelben Pulvers. Das ist aber deswegen schwer zu bekommen, weil der Tyrann Gagen es für seine Familienangehörigen gebunkert hat und anhand des raren sowie heiß begehrten Mittels seine Macht statuiert. Der zukünftige Stammeshäuptling Savan und seine Gefährten Kaleb und Dorel wurden nach einem Angriff der Bestien auf ihre Siedlung ebenfalls wie ein Dutzend weitere Überlebende von der mysteriösen Krankheit angesteckt und brauchen dringend das Gegenmittel, um nicht zu mutieren.

Sie nehmen mutig den Kampf gegen die Feinde auf und bekommen dabei Unterstützung. Der Jäger Amal weiß von anderen menschlichen Siedlungen und von dem Mittel gegen die Seuche. Er selbst ist immun gegen die Krankheit, weil er von dem Gegenmittel schon Gebrauch gemacht hat. Denn er war dabei als der mittlerweile tote Vater von dem jungen Kaleb das Gegenmittel gefunden hatte, ehe der Schurke Gagen es ihm gestohlen hatte. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, Savan, Kaleb und Dorel zeigen erste Symptome für die Verwandlung.

Darsteller


Sean Bean («Herr der Ringe», «Crusoe») ist Amal
Corey Sevier («Age of the Dragons») ist Savan
Sam Claflin («Die Säulen der Erde») ist Kaleb
Annabelle Wallis («The Tudors») ist Dorel
Eleanor Tomlinson («Hepzibah») ist Miru
Hannah Tointon («The Inbetweeners») ist Giselle
Jonathan Pienaar («Blood Diamond») ist Gagen

Kritik

Das Endzeit-Abenteuer auf RTL bringt nicht viel Neues hervor. Wie üblich in diesem Genre, werden die Monster, Mutanten, Zombies oder wie hier Bestien auf die Menschheit losgelassen. Eine hintergründige und vielschichtige Story wird vermisst. Allein die Actionszenen sind in dem Film ein Genuss, doch am Rande passiert zuviel Effekthascherei. Ein typischer Weltuntergangs-Movie ist es geworden, doch mehr nicht. Wer mehr Ansprüche an den RTL-Film hegt, wird enttäuscht sein. Die wilde Exotik in dem Walddickicht sorgt dabei nur für schöne und erhellende Bilder, doch die weitgehend schwache und lückenhafte Story kann sie auch nicht wett machen. Schon zu Beginn des Films wird der Zuschauer mitten in den Future-Wahnsinn geworfen, ohne überhaupt eine Randnotiz zu bekommen, in welchen Zeitalter man sich befindet oder darüber aufgeklärt zu werden, warum die Menschen im Dschungel umher rennen und Jagd auf wild gewordene Urzeit-Tiere machen – und so fällt es nicht schwer gleich auch eine Parallele zu ziehen.

Die komplette erste Viertelstunde aus «The Lost Future» erinnert doch sehr an Mel Gibsons «Apocalypto», das mit ähnlichen Mitteln hantiert. Diese Assoziation ist anfangs durchaus zulässig, denn der Film lässt hier freien Interpretationsspielraum. Man beobachtet schlicht Menschen in Lendenschurz und Steinzeitkluft, die mit Speeren auf der Jagd sind. Doch Übermut bringen sie sich in Gefahr, weshalb es den ersten großen Streit gibt. Der Einklang mit der Natur, die Tiere sowie Männer und ihre Bibelzitate sind geläufige Themen nicht nur in der ersten Sequenz des Films. Erst wenn die Bestien, die zu tollwütigen Zombies mutierten Menschen, die Siedlung des Stammes angreifen, wird es erstmals spannend und die Geschichte nimmt eine erste Wendung, die sie bitter nötig hatte. Denn der Film von dem mit dem Emmy-Award ausgezeichneten Mikael Salomon, der unter anderem «Band of Salomon» inszenierte, ließ bis dahin jede Spannung vermissen und auch die Handlung ergab schlicht keine Sinn. Als sich die Menschen dann in einer Höhle verkriechen und drei von ihnen die Flucht nach vorne ergreifen - Savan, Kaleb und Dorel versuchen Hilfe zu bekommen -, beginnt die Geschichte im Drehbuch von Jonas Bauer und Bev Doyle endlich eine Grundlage zu bekommen, die durchaus auch Sinn machen würde, wären da nicht die vor allem logischen Fehler.

Das fängt dort an, als erklärt wird, warum der von Sean Bean dargestellte Amal immun gegen die Krankheit ist. Auch die Bestien werden nicht näher erklärt, auf die Vorgeschichte wird erst gar nicht eingegangen. So ist beispielsweise erst gar keine Erklärung nötig, warum sich die Welt 2510 am Rande des Abgrunds befindet. Dies hat man geschickt umgangen, wie auch die Tatsache, dass die Bestien kein Wasser abkönnen. Immerhin hat man ein Handicap für die doch sehr menschlich anmutenden Bestien gefunden. Auch ist man in Sachen Endzeit-Gegner immerhin einen Schritt weiter gegangen als herkömmlichen Endzeit-Thriller wie «24 Days Later» oder «Resident Evil». In «The Lost Future» sind die CGI-Monster von ein, zwei echten Schauspielern verkörpert worden. Sie wirken gar nicht so stereotyp, sondern sind sehr beweglich und wesentlich intelligenter als übliche Endzeit-Zombies. Doch die kleine Randnotiz wird dadurch wieder getrübt, dass man die Menschheit, die als zentrales Thema in den Mittelpunkt gerückt wird, zurück in die Steinzeit versetzt hat. Man kann bis auf Kaleb nicht lesen und beherrscht auch sonst nicht viel außer der Kriegskunst, die vor allem Savan richtiggehend zelebriert. Doch auch hier bleibt die Suche nach dem Sinn erfolglos: Das Lesen verlernt, aber modische Frisuren und Make-Up wurden in die Endzeit gerettet.

An den Schauspielern liegt es nicht, dass die fehlende Glaubwürdigkeit ein großes Manko des Films ist. Sean Bean überzeugt als Helfer in der Not, der über all das Wissen zu verfügen scheint, was den anderen das Überleben retten könnte. Er weiß auch all das, was dem Zuschauer lange Zeit verborgen bleibt. Auf eine sehr sympathische Weise spielt Annabelle Wallis die einzige Frau in der Kämpfer-Truppe. Corey Sevier lässt gleich mehrmals im Film als Krieger und künftiger Stammhäuptling Savan die Muskeln spielen, doch seiner Heldenfigur ist ein Märtyrer-Schicksal bestimmt. Als smarten und eigenwilligen Jäger Kaleb hat man den jungen Schauspieler Sam Claflin, bekannt aus «Die Säulen der Erde» gefunden, der seine Sache mehr als ordentlich macht. Er ist auch der einzige, der lesen kann und das Gegenmittel seines Vaters erneut brauen könnte. Insgesamt aber ist die Figurenkonstellation doch sehr eintönig. Eine große Vielfalt ist nicht zu erkennen, so dass auch die Dialoge meist sehr dürftig ausfallen. Nach einer Stunde kommt der Film aber in Fahrt und wird ansehnlicher.

An den Actionszenen kann man aber durchaus seinen Spaß haben. Hier ergeben sich teilweise tollkühne Wendungen, die zwar nicht immer überraschend kommen, aber für eine Abwechslung zu der sonst eher trägen Erzählung der Geschichte sorgen. Gerade aber der zweite Teil hat sehr viele temporeiche Szenen zu bieten. Der Film wirkt ohnehin zum Schluss etwas abgehetzt. Auf viele Erklärungen, Schlussfolgerungen oder dramatischen Kämpfe um das überlebenswichtige Gegenmittel zur Bestien-Krankheit legt man nicht mehr viel Wert. Es macht fast schon den Eindruck als wolle man die Geschichte unbedingt noch irgendwie zu Ende bringen, nachdem man im ersten Teil bei zuviel Leerlauf versäumt hat, früher mit ihr zu beginnen. So sind auch die spannenden Szenen im Film sehr kurzweilig, denn sowohl die Bestien als auch der Widersacher Gagen sind schneller besiegt als gedacht. Die beschleunigte Inszenierung hat vor allem dem sehr plumpen Schluss nicht gut getan. Über die Action und Spannung kann der Zuschauer aber dennoch seinen Spaß am Film haben.

Die Emmy und Golden Globe prämierte «Die Säule der Erde»-Produktionsfirma Tandem Communications sorgte immerhin für ein plausibles Setting, das sich RTL, das den Film in Auftrag gegeben hat, auch einiges kosten ließ. Gedreht wurde in Südafrika, was sich anhand der starken Bilder ausgezahlt hat. Die Dreharbeiten zu dem aufwendig inszenierten TV-Film kosteten rund sieben Millionen US-Dollar - für RTL also durchaus viel Geld. Doch ob sich diese Investition tatsächlich ausgezahlt hat, ist am Ende Erbsenzählerei. Die logischen Fehler, die dennoch billige computertechnisch aufbereiteten Effekte und die große Langeweile zwischendurch sind Eckpunkte des Films, die im Prinzip keinen müden Dollar wert gewesen wären. Auch das Staraufgebot aus englischen und kanadischen Schauspieler von Rang und Namen, auch wenn es gerade junge Schauspieler sind, kann den Film aufgrund seiner konzeptionellen Schwächen nicht retten. So bleiben nur wenige beeindruckende Bilder übrig, die von einer leidlichen Suche nach dem Sinn des Films über 90 Minuten überschattet wird.

RTL zeigt den Film «The Lost Future – Kampf um die Zukunft» am Sonntag, 03. April 2011, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/48752
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