First Look

Don't Miss the Blind Spot!

von

Trotz mehrerer Fehlstarts in dieser Season: NBC kann auch lustig. Der Beweis: «Growing up Fisher». Julian Miller mit einem First Look.

Hinter den Kulissen

  • Produktion: Universal Television, Aggregate Films
  • Schöpfer: DJ Nash
  • Darsteller: J. K. Simmons, Eli Baker, Ava DeLuca-Verley, Lance Lim, Jenna Elfman u.v.a.
  • Erzähler: Jason Bateman
  • Executive Producer: DJ Nash, Jason Bateman, David Schwimmer und Jim Garavente
Angesichts der diesjährigen Performance seiner Sitcom-Neustarts würde kein Mensch glauben, dass NBC mal die Speerspitze des Genres on air schickte. Die Zeiten von «Cheers», «Seinfeld» und «Frasier» sind lange vorbei, der Hit «The Office» ausgelaufen, der Zenit von «Parks and Recreation» überschritten.

Im Herbst wollte man es aber so richtig wissen. Ja, wir können immer noch lustig, sollte die Botschaft sein. Es folgte großes Tamtam um die «Michael J. Fox», in der der einstige Comedy-Superstar nicht weniger als sein Network ein glanzvolles Comeback erleben wollte, sowie «Sean Saves the World» mit Sean Hayes in der Hauptrolle – in Amerika auch kein Unbekannter. Beide Serien waren solides Halbstünder-Handwerk, mit dem einzigen, aber letztlich verheerenden Problem, dass solide bei diesen Namen und unter diesen Bedingungen nicht reichte. Dieser Ansicht waren auch die Zuschauer – und so ist «Sean Saves the World» bereits offiziell abgesetzt, die «Michael J. Fox Show» seit Monaten „vorübergehend aus dem Programm genommen“ (lies: faktisch tot).

Seit Anfang März darf bei NBC am Dienstagabend nun ein neues Sitcom-Doppelpack ran, bestehend aus «About a Boy», einer Adaption des gleichnamigen Romans von Nick Hornby (bzw. des ebenfalls darauf basierenden Films mit Hugh Grant), und der Single-Camera-Sitcom «Growing up Fisher».

Es ist vor allem letztgenannte Serie, die den großen Namen hinter «Sean Saves the World» und der «Michael J. Fox Show» zeigt, wie man es hätte machen können, wie ein heiteres Format über eine dysfunctional family auch in der aktuellen Season noch wunderbar funktionieren kann.

Familienvater Mel Fisher (J. K. Simmons) ist ein erfolgreicher Anwalt mit einer zauberhaften Gattin und zwei reizenden Kindern. Er hat alles im Griff, immer einen zündenden Gag auf den Lippen, ein offenes Ohr und einen wachen Verstand. Doch Mel hat auch ein Handicap: Er ist seit seinem zwölften Lebensjahr blind. Das hält ihn aber nicht davon ab, im heimischen Garten mit tosender Kettensäge in der Hand riesige Bäume zu fällen oder seiner Tochter am Steuer sitzend die Tücken des Rückwärts-Einparkens beizubringen. Seiner Frau und seiner Tochter fällt das schon lange nicht mehr besonders auf – und viele von Mels Geschäftspartnern wissen gar nicht, dass er blind ist.

Doch diese Situation ändert sich bereits in der ersten Folge: Mel und seine Frau Joyce (Jenna Elfman) erklären ihren überraschten Kindern, dass sie sich trennen werden. Mit der Hilfe seines Sohnes Henry (Eli Baker) findet Mel schnell eine neue Wohnung und zieht zu Hause aus.

Bevor Ihnen nun angesichts dieses nachgebauten ZDF-Presseheft-Schreibstils das kalte Grausen kommt: Doch, sowas kann funktionieren – wenn man es denn mit Charme, Lässigkeit und Coolness umsetzt.

Denn «Growing up Fisher» widersteht der Versuchung, zwischen die Gags melodramatisch-verkitschte Rosenkrieg-Plots einzusetzen, um emotionale Tiefe vorzutäuschen. Stattdessen trennen sich Mel und Joyce im Guten und bleiben ihren Kindern verantwortungsvolle Eltern. Die Konflikte speisen sich aus anderen Aspekten: aus Mels permanentem Kaschieren seiner Behinderung, die er zu einem Geheimnis hochstilisiert hat, das nur sein engstes Umfeld kennt; dem Mutter-Tochter-Konflikt um eine Teenagerin, die ihren eigenen Weg gehen will, und ihre Mom, die im Herzen noch genauso jung ist; der engen Vater-Sohn-Bindung, die durch Mels neuen Blindenhund an Nähe zu verlieren droht.

Es gilt: Das Wie entscheidet. Stimmig entworfene, glaubwürdige, liebenswerte und nahbare Figuren samt ihrer richtigen Besetzung, Drehbücher, die ihre Komik nicht im schnellen, schnöden Gag suchen, und in all dem ein bisschen Wahnsinn: Das Rezept kann so einfach sein, wenn man den richtigen Ton trifft.

Und den trifft «Growing up Fisher» sagenhaft.

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