Die Kritiker

«About Men»

von

Schauspieler Milton Welsh setzt sich für das wahre Mannsein ein. Ist dieses Magazin ein Flop oder ein Hit?

Inhalt


Das urige Mannsein der 60er- bis 80er-Jahre: Hedonistische Tendenzen, Sehnsucht nach einem Jet-Set-Leben und das Kavaliersein wurde stets mit einer rauen Würze verfeinert. «About Men – Das Magazin für echte Männer» widmet sich diesem Selbstverständnis der Männlichkeit und ergreift (nicht gänzlich ohne ironische Note) Partei für einen Testosteron-Lifestyle, der heutzutage immer mehr verpönt wird. Harter Alkohol schon am Nachmittag, viel Fleisch auf dem Speiseplan und auch wenn die Frau das Objekt der Begierde darstellt, so wird sie schlussendlich als dem Mann überlegene Göttin verehrt. Schauspieler Milton Welsh berichtet aus seinem Retro-Männerkosmos und zeigt dem Zuschauer, wie er (stets in Gedanken an sein Idol Roger Moore) die wahre Männlichkeit zurück in den Alltag holt.

Kritik


Eine Stimme, die nach einer Stange Zigaretten und einer Flasche Whiskey klingt, und aus dem Körper eines gut gealterten, schmucken und drahtigen Herren kommt, der nicht sportlich, nicht galant, nicht schroff auftritt, sondern von allem ein Stückchen bedient. Für ein Magazin, das sich vergangener Männlichkeitssymbole annimmt, ist Milton Welsh der perfekte Frontmann, ist er doch kein schleimiger Chauvi, kein verweichlichter Duckmäuser und auch kein selbstverliebter Macho, sondern tritt als rauer Kavalier und feister Mann von Welt auf. Diese Verschmelzung von Welshs realer Persönlichkeit und einer stilisierten Kunstfigur präsentiert mit «About Men» ein Magazin, das fernab üblicher Lifestyleformate liegt. Wie es sich einem Alphamann der alten Schule geziemt, spricht er seine Gedanken nicht in einem Studio sitzend in Form von Anmoderationen aus, sondern in verrauchten Kommentaren, die über eine lose Handlung gelegt werden.

Die Präsentation des im Retrolook gehaltenen Formats als Mixtur aus Serie über den Alltag eines Mannes, der im Heute versucht, den Geist der klassischen Männlichkeit zu finden, und lockerem Magazin mit bunt gefächerten Rubriken ist der größte Pluspunkt dieses TVlab-Kandidaten. Dieser Aspekt ermöglicht einen originellen und dynamischen Rahmen für die vergnüglichen, semi-informativen Rubriken und ist zudem nicht bloß Schall und Rauch. Viel mehr passt die Präsentation perfekt zum Inhalt, da sie an männerorientierte Actionfilme mit ihren (pseudo-)nachdenklichen, raubeinigen Erzählern und stylischen Hauptfiguren erinnert – also an eben jene Produktionen, deren Ideale in «About Men» gefeiert werden.

Zumindest in der Testballon-Ausgabe steckt diese Formalität allerdings auch einige Grenzen für den eigentlichen Magazininhalt. Miltons Rezepttipp für eine gelungene Sour Cream, die man zu einem Steak mit Kartoffeln reichen kann, wird beispielsweise ganz nebenher in die „Story“ eingebettet – und aus Zeitmangel daher auf so unbrauchbare Zutatenangaben wie „frische Kräuter und Knoblauch“ gekürzt. Welche Kräuter und wie viel Knoblauch auf wie viel Sauerrahm kommen, dass muss Mann dann wohl auf eigene Faust ausprobieren. Ähnlich oberflächlich geraten auch beiläufige Anti-Kater-Tipps oder Ausstattungstipps für den Mann von Welt.

Gelungener, und für etwaige weitere Ausgaben auch ergiebiger, sind da schon die größeren Interview-Rubriken. So trifft Milton ungewöhnliche Männer aus männerdominierten Berufen, übt sich mit geschwätzigen Geschlechtsgenossen im Schweigen und führt am Ende der Folge eine prominente Frau aus, um mit ihr über Geschlechterrollen, Dating und Wertewandel zu quatschen. Und natürlich geht es auch um die Persönlichkeiten und Vorlieben der beiden Kurzzeit-Turteltauben.

Im Vorfeld der sehenswerten Verabredung gönnt sich «About Men» mit einer weiteren Rubrik jedoch einen Totalausrutscher: In einer Traumsequenz denkt Protagonist Milton von seinem (fiktiven) besten Kumpel, einem Übermann, der nie zur Ruhe kam und absurde Abenteuer erlebte. Dieser ausgedehnte Sketch führt ins Leere und überzieht zudem das sonst zwar einige Stereotypen streifende, insgesamt aber komplex-realitätsnahe Männerbild des Formats in weltfremde Regionen.

Mit etwas Feinschliff, wie etwa einer etwas größeren Informationsdichte und einer pointierterten Sketchreihe (sofern man überhaupt an dieser Idee festhalten will), könnte «About Men» im Falle einer Fortsetzung aber ein sehr reizvolles Magazin darstellen. Mit seiner frischen Präsentation und einer Weltsicht, die über einen unerwarteten, rauen Charme verfügt, ist Milton Welshs Herrenmagazin nämlich angenehm aus der Zeit gefallenes Infotainment, dem es nicht an Ironie mangelt. Man dürfte halt nur gern mehr Ratschläge und Meinungen aus der Sendung mitnehmen ...

«About Men» ist am Donnerstag, dem 22. August 2013, um 21.45 Uhr in ZDFneo zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/65641
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