Die Kritiker

«Der Kommissar und das Meer: Laila»

von

Handlung


Es scheint wie im Märchen: Mit fünf Jahren wurde das Waisenkind Laila aus Ruanda von der Pfarrersfamilie Lindvall adoptiert und lebte sich in ihrem neuen Zuhause und im Kreise der Familie hervorragend ein. Doch mit 19 Jahren findet die Familienidylle ein vorschnelles Ende: Das Ferienhaus der Familie wurde niedergebrannt, Laila vermutlich im Schlaf von den Flammen überrascht. Schon wollen Robert Anders und seine Kollegen den Fall an den Nagel hängen, da macht Pathologin Ewa eine Entdeckung: Laila war bereits tot, bevor das Feuer gelegt wurde.

Eine erste Spur ergibt, dass Laila als Prostituierte gearbeitet hat, um sich ihr Taschengeld aufzubessern. Ihr Zuhälter und ein verliebter Freier stehen unter dringendem Tatverdacht. Auch die Familienidylle der Lindvalls erweist sich als trügerisch: Die Adoption des Mädchens war von Anbeginn in der Familie umstritten, und auch Laila wusste sich nur schwer in den Verbund zu integrieren. Intensive Recherche im Familien- und Freundeskreis legen den entsetzlichen Verdacht nahe, dass sich hinter dem Tod von Laila noch ein weiteres schreckliches Drama verbirgt.

Darsteller


Walter Sittler («Nikola») ist Robert Anders
Sólveig Arnarsdóttir («Das Duo») ist Karin Jakobson
Andy Gätjen («Operation Walküre») ist Thomas Wittberg
Inger Nilsson («Pippi Langstrumpf») ist Ewa
Leonard Proxauf («Buddenbrooks») ist Niklas Anders
Charlotte Lüder («Vertraute Angst») ist Ida Anders
Frida Hallgren («Wie im Himmel») ist Emma Winarve
Oliver Hecker («Flaschendrehen») ist Kaspar Winarve
Ndey Nije («Säg att du älskar mig») ist Laila Lindvall
Samuel Fröler («Octane») ist Kjell Eriksson
Mats Blomgren («Das Mädchen») ist Thore Lindvall
Cicilia Ljung («Nils Holgerssons wunderbare Reise») ist Ruth Lindvall
Simone Tang Nielsen («Murder in the Dark») ist Vilhelmina Lindvall
August Segerholm («Livet i Fagervik») ist Philip Lindvall
Josef Waldfogel ist Tommy Lindvall
Thomas Levin («Nordlicht») ist Dr. Amir Kecman
Franciska Löfgren («Mamy Blue») ist Ann-Sofie Kecman

Kritik


Zwei neue Folgen von «Der Kommissar und das Meer» hat das ZDF in diesem Jahr produziert, die wie immer lose auf den Romanen von Mari Jungstedt beruhen und mit brutalem Taktgefühl auf den Gefühls- und Gedankenkosmos deutscher Fernsehzuschauer zurechtgeschnitten wurden – der einheimische Kommissar Anders Knutas aus der Romanvorlage wurde ersatzlos gestrichen, stattdessen darf wieder Walter Sittler als deutschstämmiger Ermittler Robert Anders in Schweden ermitteln. Der macht seine Aufgabe verhältnismäßig gut, ist aber nicht der Charakterdarsteller, der nötig wäre, um die Rolle des eindimensionalen und immer freundlichen Kommissars Robert Anders mit Leben und der nötigen Portion Spannung zu würzen – die Rolle des Sympathen wird schnell langweilig, ohne eine Lanze für den Charakter des mittlerweile überall anzufindenden misantrophen Einzelkämpfers brechen zu wollen.

Ebenso ergeht es leider auch den anderen Schauspielern, angefangen bei der ehemaligen «Pippi Langstrumpf»-Darstellerin Inger Nilsson als Pathologin Ewa bis hin zu Andy Gätjen als kriminalistischer Zuarbeiter Thomas Wittberg: Sie alle bleiben hinter ihren Möglichkeiten und spielen, so weit es ihnen möglich ist, sympathisch bis nüchtern ihre stereotypen Figuren herunter. Denn dass die Reihe «Der Kommissar und das Meer» das Genre nicht neu erfindet, wird jedem Zuschauer schnell klar: Bis auf Akzentgebung und wenige Außenaufnahmen bleibt der schwedische Lokalkolorit bloß Staffage für die Pressetexte und die Protagonisten gefangen in eindimensionaler öffentlich-rechtlicher Einfallslosigkeit, die soweit geht, dass Robert Anders als brillanter Sympathieträger noch der Charakterzeichnung als überlasteter, aber unheimlich integrer Vater unterworfen werden musste.

Das ist besonders schade, da das Handlungsgefüge Potential für Größeres als einen netten Krimiabend hätte: Die Thematik der Jugendprostitution ist von Haus aus so hochgradig spannend, dass die Familiensituation der Lindvalls mit etwas mehr Fingerspitzengefühl als bedrohliches Psychogramm hätte inszeniert werden können. Denn dass die Familie etwas zu verbergen hat, wird schnell klar – der Weg zur Auflösung hätte aber einfallsreicher und spannender gestaltet werden können. Vergleiche mit Genregrößen wie Stieg Larssons «Millenium»-Epos sind so hinfällig, denn das ZDF hat mit «Der Kommissar und das Meer: Laila» eher eine in Schweden spielende Version von «Unser Charly» für Erwachsene produziert als einen dunklen Thriller in Nordeuropa. Das macht zuweilen Spaß, fesselnde Unterhaltung mag aber nicht so recht aufkommen. Das Potential der trügerischen schwedischen Idylle hätte für mehr gereicht als einen Inga Lindström-Abklatsch im Krimiformat.

Das ZDF zeigt «Der Kommissar und das Meer: Laila» am Donnerstag, den 15. Dezember 2011, um 20:15 Uhr.

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