Die Kritiker

«Pfarrer Braun: Altes Geld, junges Blut»

von

Story


Pfarrer Braun frohlockt, denn erstmals seit vielen Jahren wird er nach Hause in sein geliebtes Oberbayern versetzt. Aus Dankbarkeit will er endgültig vom Kriminalisieren ablassen - doch das ist ein Problem. Denn im malerischen Nußdorf am Inn, Brauns neuer Wirkungsstätte, ist der zwielichtige Finanzberater Bernie Blumenfeld spurlos verschwunden.

Zu den geprellten Anlegern zählt auch Bischof Hemmelrath, der mit Blumenfelds Hilfe kirchliche Spendengelder vermehren wollte. Braun soll in dieser peinlichen Angelegenheit möglichst diskret ermitteln. Der Pfarrer hat noch nicht einmal seine erste Predigt gehalten, da taucht der Gesuchte wieder auf - tot, auf der Streckbank im historischen Folterkeller einer Luxus-Seniorenresidenz. Kommissar Geiger verdächtigt Blumenfelds Witwe Muriel, die auf eine üppige Lebensversicherung ihres toten Gatten zählen kann.

Ein Stückchen Käse und ein Serviettenhalter, gefunden neben der Leiche, führen Braun auf eine andere Spur. Um den hochwohlgeborenen Rentnern Franz von Hornung, Sieglinde und Albert Zwicknagel auf den Zahn zu fühlen, schleust er die Roßhauptnerin mit grau gefärbter Frisur in die Seniorenresidenz ein. Als die dort arbeitende Krankenschwester Margarete Halfinger erschlagen aufgefunden wird, wird es wieder einmal Zeit für eine Prise Schnupftabak.

Darsteller
Ottfried Fischer («Der Bulle von Tölz») ist Pfarrer Braun
Hansi Jochmann («Der Bergdoktor») ist Margot Roßhauptner
Antonio Wannek («Liebeslied») ist Armin Knopp
Heinrich Brix («Großstadtrevier») ist Kommissar Geiger Peter
Hans-Michael Rehberg («Schindlers Liste») ist Bischof Hemmelrath
Gilbert von Sohlern («Freiwild») ist Priester Mühlich
Fritz von Friedl («Heimat zu verkaufen») ist Franz von Hornung

Kritik
Eigentlich kann man das Elend schon lange nicht mehr sehen. Mit seiner dahinsiechenden Dramaturgie und den massiven Defiziten in Puncto Glaubwürdigkeit, Nachvollziehbarkeit und schauspielerischem Vermögen konnte «Pfarrer Braun» trotz seiner umwerfenden Einschaltquoten noch nie bei den Kritikern punkten. Denn jede Folge der Reihe durchzieht eine ungeheure Seichtigkeit mit langweiligen Plots und größtenteils bescheuerten Resolutionen.

So verhält es sich auch in der neuen Ausgabe „Altes Geld, junges Blut“ aus der Feder von Cornelia Willinger. Die debilen Figuren sind nach wie vor durchwegs vollkommen inkompetent, gleich was sie auch tun, während auf Realismus hier wieder einmal überhaupt kein Wert gelegt wird. So ist der Pfarrer schon einmal der Erste, der zum Tatort darf (Spuren hin oder her) und die kirchlichen Ermittlungen scheinen durchwegs vor den polizeilichen Vorrang zu haben, da sich letztere ersteren unterordnen.

Aufgefüllt wird diese dämliche Dramaturgie dann noch mit furchtbaren Uraltwitzen, von denen kein einziger zündet, während eine alberne Romanze um die Witwe Blumenfeld der Dümmlichkeit dieses Machwerks die Krone aufsetzt. Für keine Beklopptheit ist man sich hier zu schade, was besonders in der vollkommen bescheuerten wie unlustigen „Mambo Rock“-Szene deutlich wird, wenn Priester und Bischof auf der Tanzfläche loslegen.

Spannend ist dieses Drehbuch leider ebenso wenig, da jedes Planting vollkommen offensichtlich gesetzt wird, wodurch der Film leider von Anfang bis Ende sterbenslangweilig bleibt. Die mittlerweile üblichen antikapitalistischen Untertöne machen die Sache dann auch nicht besser – im Gegenteil: Da sie nicht durchdacht sind, bleiben sie durchwegs furchtbar suggestiv. Man möchte eben so gerne sozialkritisch sein und meint, das auch ohne Tiefgang hinzubekommen. Es ist nicht verwunderlich, dass aus einem solchen Ansatz nichts werden kann.

Ottfried Fischer spielt dabei die Hauptfigur mit seiner üblichen bayerischen Behäbigkeit, während der Rest des Casts leider ebenso wenig überzeugt. Was natürlich auch an den maßlos überzeichneten Figuren liegen kann, die die Akteure hier zu spielen gezwungen sind. «Pfarrer Braun: Altes Geld, Junges Blut» von Regisseur Wolfgang F. Heschel bietet zwar eine sympathische Hauptfigur; doch sämtliche anderen Aspekte dieses Films wurden konsequent in den Sand gesetzt, weswegen das Ergebnis leider, wie erwartet, einmal mehr vollkommen desaströs ausfällt.

Das Erste strahlt «Pfarrer Braun: Altes Geld, junges Blut» am Donnerstag, den 17. Februar 2011, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/47747
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