Die Kritiker

«Glee»

von

Story:


Sandy Ryerson, der Chorleiter der McKinley High School wurde wegen sexueller Belästigung eines Schülers gefeuert. Der Spanischlehrer Will Schuester erhält vom Schuldirektor die Erlaubnis, die Leitung des Chors zu übernehmen. Unterstützung erhält er durch die mysophobische Vertrauenslehrerin Emma Pillsbury, die ein Auge auf „Mr. Schue“ geworfen hat. Auf die erste Ausschreibung melden sich fast nur Außenseiter. Als die talentierte Rachel Berry droht, aus dem Chor auszutreten, falls er keinen gleichwertig talentierten Sänger findet, macht sich Will auf die Suche nach neuen Talenten.

Zufällig hört er den Football-Spieler Finn unter der Dusche singen und ist sich sicher: Er ist der Richtige. Aber Finn hat kein Interesse, im Chor mitzumachen. Um ihn umzustimmen, versteckt Will kurzerhand Marihuana in Finns Spint und erpresst ihn anschließend. Entweder tritt Finn dem Chor bei oder er müsse seinen Fund melden. Finn, der seine Mutter nicht enttäuschen will, stimmt dem Deal zu, auch wenn er wegen seines Engagements im Chor von seinen Mitspielern attackiert wird. Doch der Einsatz des neuen Chorleiters stößt nicht überall auf Gegenliebe.

Darsteller:


Matthew Morrison ist Will Schuester
Lea Michele ist Rachel Berry
Cory Monteith ist Finn Hudson
Dianna Agron ist Quinn Fabray
Jane Lynch ist Sue Sylvester
Jessalyn Gilsig ist Terri Schuester
Jenna Ushkowitz ist Tina Cohen-Chang
Chris Colfer ist Kurt Hummel

Kritik:


Warum die Musical-Serie «Glee» zum absoluten Überraschungshit der amerikanischen TV-Saison 2009/2010 wurde, wird sich dem durchschnittlichen deutschen Zuschauer nicht erschließen. «Glee» ist zwar zweifelsohne eine exzellente und sehr gut produzierte Fernsehserie, dürfte aber am Geschmack des Bundesbürgers eher vorbeigehen. Serienschöpfer Ryan Murphy legt mit der Pilotepisode ein unglaubliches Tempo hin, hetzt im fünften Gang von Eckpfeiler zu Eckpfeiler und bringt somit auch sein Publikum an einigen Stellen zum Schwitzen. Schon nach neun Minuten hat der «Glee»-Club seine erste Probe – erste Hürden, Probleme und Hindernisse sind da bereits bewältigt.

Deutsche Produktionen wären darauf genauer eingegangen – und das wäre vielleicht gar nicht schlecht gewesen. Murphy hetzt die Zuschauer im Pilotfilm aber weiter, führt neben Rachel (die später sogar Charaktereigenschaften bekommen wird) auch die Figur Finn ein, die eine der zentralen Rollen besetzen will. Schon hier beginnt «Glee» unheimlich amerikanisch zu sein. Finn ist Quarterback des Football-Teams an der McKinley High, aber eben auch leidenschaftlicher Sänger. Das stellt ihn vor Probleme: Seine Jungs vom Football-Team würden es kaum verstehen, dass er im «Glee»-Club von Will Schuester mitmachen soll. Selbst diese Zwickmühle wird im «Glee»-Piloten mit Hilfe eines fiesen Tricks von Schuester binnen drei oder vier Minuten gelöst.

Etliche solcher Probleme werden zu Beginn der Serie nur sehr knapp und verkürzt angesprochen – sie tauchen teilweise erst in späteren Episoden wieder auf. Im Pilotfilm fehlt deshalb zahlreichen Figuren die gewisse Tiefe, die sie im Laufe der Serie charmant erscheinen lassen. Es ist fast schon erstaunlich, wie sehr der Pilotfilm im Vergleich zu späteren Ausgaben von «Glee» verhunzt wurde. Der typische «Glee»-Humor, die spätestens ab Folge zwei oder drei auftritt, ist in Folge eins schlicht nicht vorhanden. Dabei ist er eine der großen Stärken der Serie.

Auch der Look der Serie kann als unglaublich amerikanisch beschrieben werden – er erinnert an High-School-Filme aus den 90er-Jahren und wenig daran, dass die entsprechenden Episoden im Jahr 2009 gefertigt wurden. Neben der Thematik ist dies wohl einer der Gründe gewesen, warum RTL sich nicht traute das Format letztlich zu Promotion-Zwecken in die Primetime zu hieven, sondern es „nur“ am Sonntagnachmittag zeigt. Eine Ebene, die im Original einen Teil des Erfolgs ausmacht, wird in der deutschen Version fehlen: Es geht auch um verschiedene Ansichten zwischen den Rassen: Ein hispanischer Direktor und ein amerikanischer «Glee»-Club-Leiter; in den Staaten sind dies immer noch Reibungspunkte – in Deutschland ist dies aber nur schwer nachvollziehbar. Bis auf sprachliche Hürden seitens des Direx bleibt nach der Synchronisation wohl auch deshalb nichts mehr übrig.

Diese ist an einigen Stellen ohnehin nicht allzu gut gelungen, was angesichts des renommierten Studios Arena Synchron doch überrascht. Stärken hat «Glee» vor allem dann, wenn es um Menschliches geht: Wills Frau Terri, hervorragend gespielt von Jessalyn Gilsig, hat zwar Nervpotential, erfrischt den Piloten durch ihre durchaus „andere“ Art und Weise und ihre hysterischen Anflüge.

Nicht fehlen darf schon in der Pilotfolge eines der Hauptlieder der gesamten Staffel: Ein überaus hörenswertes Cover von Journey’s „Don’t stop believing“, das auch bei Nicht-Serien-Fans bereits Gehör gefunden hat. Musikalisch ist «Glee» ohnehin eine Klasse für sich – und junge Frauen dürften angesichts des regelmäßigen Auftauchens von aktueller Chartmusik auch großen Spaß an der Serie haben. Allen anderen sei zu etwas Durchhaltevermögen geraten, in Gänze betrachtet lohnt sich «Glee» nämlich durchaus und könnte Fans von «Doctor’s Diary» und Co. auch hierzulande gefallen – wenn man nicht alles ganz ernst nimmt, was gezeigt wird: Stark überzeichnete Figuren zum Liebhaben und viel Musik.

SuperRTL zeigt «Glee» ab Montag, 17. Januar 2011, jeweils um 20.15 Uhr. Die Pilotepisode zeigt RTL einmalig bereits vorab am Sonntagnachmittag um 14.40 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/47009
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