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«Wetten, dass..?»: Umdenken dringend erforderlich

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Nach dem Unfall am Samstagabend diskutiert ganz Deutschland: War die Wette von Samuel zu gefährlich? Umso lauter darf nun die Frage gestellt werden, ob der aktuelle Kurs von «Wetten, dass..?» der richtige ist. Manuel Weis kommentiert.

"Muss das jetzt unbedingt noch vier Mal sein?" Diese Worte sagte «Wetten, dass..?»-Co-Moderatorin Michelle Hunziker nachdem Kandidat Samuel am Samstagabend das erste von insgesamt fünf geplanten Autos übersprungen hatte. Es war ein Smart – und somit ein recht kleines Fahrzeug. In diesem einen Satz steckte so unglaublich viel Wahrheit – wie auch in Entschuldigungen und Erklärungsversuchen von Thomas Gottschalk, in denen er immer wieder sagte, dass es in den vielen Jahren der ZDF-Show schon etliche gefährliche Situationen gegeben habe. Dennoch diskutiert ganz Deutschland – und das auch zu Recht – ob die am Samstag dargebotene Wette nicht schlichtweg zu gefährlich war.

Schon in den Proben hat es möglicherweise einige Probleme gegeben, wenngleich nie etwas Schlimmes passierte. Es ist selbstverständlich, dass Redaktion und Produktion nie leichtsinnig handelten und stets größten Wert auf die Sicherheit der Beteiligten legten. Dennoch darf man die Entwicklung von «Wetten, dass..?» gerade nach einem solchen Abend kritisch hinterfragen. Der Unfall des Auto-Überspringers Samuel kann nämlich durchaus als Folge einer "Privatisierung" des ZDF-Showdinos gesehen werden.

Die Macher sind in einer Art Zwickmühle. Shows wie «Schlag den Raab» und insbesondere «Das Supertalent» und «Deutschland sucht den Superstar» drohen «Wetten, dass..?» den Rang abzulaufen. Bei den 14- bis 49-Jährigen passierte es bereits und auch insgesamt war «Das Supertalent» zuletzt alles andere als weit entfernt von Gottschalk. «Wetten, dass..?» einmal nicht Reichweitensieger am Samstag? Das käme einer Sensation gleich. Um einige junge Zuseher wieder für die Sendung zu interessieren, setzte das ZDF gerne auch auf besonders spektakuläre Wetten. 2009 beispielsweise fuhren 15 Autos über den Bauch eines Kandidaten, während er „O sole mio“ sang. Eingesetzt wurden teilweise auch Ekel-Wetten.

In die Kategorie dieser Sensationswetten gehörte nun auch die von Samuel – hineingenommen vermutlich auch deshalb, um auch im Dezember 2010 die RTL-Sendung «Das Supertalent» hinter sich zu lassen. Eingesetzt gleich relativ zu Beginn der Show, um dank des ersten Highlights das Bohlen-Format gar nicht erst zu stark werden zu lassen. So schlimm der Unfall und die Minuten im Studio danach auch waren – sie sollten nun zu einem Umdenken führen. Wieso kann man es nicht akzeptieren, dass «Wetten, dass..?» durchaus Probleme bekommen kann, wenn eine moderne Show im Gegenprogramm läuft? Ist es denn wirklich schlimm, mal nur auf Platz zwei zu liegen? Sind es nicht auch die Medien, die dieses Thema zuletzt ein wenig zu hoch gehängt haben?

Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt um deutlich zu sagen: «Wetten, dass..?» wird den eingeschlagenen Weg verlassen und wieder dorthin zurückkehren, wo es vor sieben oder zehn Jahren war. Zu öffentlich-rechtlicher Fernsehunterhaltung, die sich nicht an Formaten des Privatfernsehens orientiert. Freilich kann man von RTL und Co. einiges lernen was Aufbau, Optik und Gestaltung einer solchen Show betrifft. Das Höher, Schneller, Weiter und Extremer muss aber ein Ende haben.

Den Schritt muss das Zweite Deutsche Fernsehen nun wagen – im besten Fall könnte «Wetten, dass..?» dann Trendsetter werden für eine neue Art der TV-Unterhaltung. Back to the Roots. Gewollt oder gar provoziert war der Unfall nicht – und die Macher selbst sind es wohl, die das Geschehene am meisten bereuen und sich die meisten Vorwürfe machen. Das zeigten die Momente nach dem Unfall in Düsseldorf sehr deutlich. Gottschalk hat natürlich recht, wenn er sagt, dass gefährliche Wetten schon immer vorkamen – nur nicht in dieser extremen Ausprägung eben. So sehr es zu wünschen ist, dass der Unfall am Kandidaten Samuel bald spurlos vorübergegangen ist, so sehr wäre es angebracht, dass dies auf die Macher der Sendung nicht zutrifft.

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