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20 Jahre Sat.1: Flops & Zoff

In der zweiten Ausgabe von „20 Jahre Sat.1“ wollen wir einmal den Zoff und die Flops der letzten Jahre aufzeigen.



Mit dem «Inselduell» konnte Sat.1 im Sommer 2000 bereits mäßige bis gute Quoten erzielen. Reality-Shows waren In und Sat.1 wollte das Format ausbauen. Daher entschied man sich aus einer Mischung von «Inselduell» und «Big Brother». Heraus kam die Show «Girlscamp». Zehn Single-Frauen wohnen acht Wochen lang in einem luxuriösen Bungalow auf einer heißen Kanaren-Insel. Einmal in der Woche wird ein „Boy of the Week“ eingeflogen, um dessen Gunst sich die Damen streiten dürfen. Einziger anderer Kontakt zur Außenwelt: Die Gespräche mit den Moderatoren Barbara Schöneberger und Kena Amoa. Waren die Girls zu zahm oder zu zickig ? Wie sich herausstellte, hatte Sat.1 an seiner Zielgruppe vorbei programmiert und einen Superflop hingelegt. Nur bei den weiblichen Teens und Twens war das Interesse an der Show groß.



Es wurde wild spekuliert, warum das ambitionierte Format «Die Anstalt – Zurück ins Leben» zu einem Quotendilemma wurde. Die Qualität der Sendung war unbestritten – lag es am mangelnden Interesse der Bevölkerung für das Thema Psychiatrie ? War das Thema für die breite Masse zu speziell ? Auf jeden Fall wollten sich zu wenige mit der Thematik befassen. Sahen bei der ersten Sendung noch 3,86 Millionen Zuschauer zu, waren es einem Monat später nicht mal mehr als eine Million, im Dezember wurde das Aus verkündet. Der Versuch, das gesellschaftliche heikle Thema Psychiatrie mit seriösen Anspruch in ein Unterhaltungsformat zu verpacken, wurde mit dem „Lilly Schizophrenie Award 2002“ honoriert. Nachfolger wurde übrigens «Klinikum Berlin Mitte».



„Wir machen Schlagzeilen“ versprach die «Newsmaker»-Crew, bestehend aus den Journalisten Karin Figge, Caroline Hamann, Christoph Teuner und Hanno Wiedenhaus zum Sendestart im April 1999. Doch das Konzept, eine Mischung aus investigativen Beiträgen und Servicethemen zuschauernah zu präsentieren, fand beim Publikum nur mäßigen Anklang. Auch Susan Stahnke, die nach sechs Monaten die Moderation übernahm, konnte das Magazin nicht zum Erfolg führen. Nach einem Jahr lautete die letzte Schlagzeile: „Newsmaker wird eingestellt“.



„Täglich, aber nicht alltäglich“ war das Motto der ersten und einzigen Sat.1-Daily-Soap. Anders als bei der Konkurrenz sollte «So ist das Leben – Die Wagenfelds» trotz des hohen Produktionstempos mit Qualität und großzügiger Ausstattung glänzen. Auf dem Bavaria-Gelände wurde ein typischer Landgasthof aufgebaut, der Anteil de Außenaufnahmen betrug mehr als 30 Prozent. Das wollten die Zuschauer nicht und die Soap fand nach 135 Folgen das Aus.



Talk ist Talk und Ricky war Kult – aber nicht für jeden. Das Konzept brachte der in Detroit geborene Wahlbayer Harris gleich mit: sich selbst. Das Ergebnis war, sagen wir, polarisierend. Sat.1 ging nach knapp 12 Monaten schwächelnder Quoten, einem „Branding-Skandal“ und einiger Häme über das eigenwillige Konzept der Atem aus – «Ricky» wurde eingestellt. Seine Fans waren traurig, die Konkurrenz lief die Korken knallen, aber Fakt ist: Jeder kann sich erinnern.



Jürgen von der Lippe bekam bei Sat.1 eine eigenwillige Show: «Blind Dinner». Das Konzept war ein wenig fremd und was passiert, wusste auch keiner vorher. Seine Gastgeberqualitäten sollten Gegenstand der Show sein. Aber irgendwie wirkte es dann wie ein entgleister Kindergeburtstag. Einer der Höhepunkte: Gina Wild musste mit zwei Tischtennisbällen im Mund „Gänseblümchen“ sagen. Nach drei Folgen war dann Schluss mit lustig.



Von den Flops zum Zoff und damit zur Sendezeit. Am 4. Dezember 1995 drehte Sat.1 an der Uhr und führte das Nullzeitschema ein: Nach und nach sollen alle Sat.1-Sendunge zur vollen oder halben Stunde beginnen – auch in der Hauptsendezeit um 20.00 Uhr. Gemeinsam mit ProSieben und Kabel 1 wollte man die besonderen Sendegewohnheiten brechen. In der Daytime funktionierte das Motto „Volle Stunde, volles Programm“ hervorragend, doch für den Beginn der Primetime erwiesen sich die über Jahrzehnte gelernten Gewohnheiten der Zuschauer unterschüttlich. Im März 1997 kehrte Sat.1 wieder zur 20.15-Programmierung zurück.



Richtig krach gab es mit «ran – Sat.1 Bundesliga», welches zum Start der Saison 2001/2002 am Samstag erst um 20.15 Uhr ausgestrahlt worden ist. Zuschauer protestierten und Initiativen wurden gegründet – das lies Sat.1 kalt. Als die Quoten drastisch zurückgingen, programmierte man schnell wie um. Samstags und sonntags kam «ran» nun um 19.00 Uhr bis 20.15 Uhr.



Zum ersten und einzigem Mal in der Sendergesichte sah sich Sat.1 gezwungen, eine Live-Sendung abzubrechen. Vorher hatten die Senderverantwortlichen versucht, Margarethe Schreinemakers zu überzeugen, nicht über ihre Steuerprobleme zu sprechen. Über ein privates Thema zu sprechen, wollte Sat.1 nicht zulassen. Als sie am Ende von «Schreinemakers live» schließlich doch auf das Thema kam, legte Sat.1 den Hebel um: Ulrich Meyer erklärte den erstaunten Zuschauern den Grund der Sat.1-Entscheidung. Später übernahm Harald Schmidt.



Es war von „Missachtung und Respektlosigkeit“ die Rede, gar von „Verletzten der Menschenwürde“: Als im Frühjahr 1998 der damalige Sat.1-Chef Fred Kogel die beliebten Serien «Der Bergdoktor», «Bitte melde dich» und das «Glücksrad» absetzte. Der Grund ? Das Zuschaueralter war zu hoch. Die Werbewirtschaft zahlt nämlich nur für die 14-49-Jährigen. Kogel blieb bei seiner Entscheidung, die Formate kehrten nicht zurück.



Zurückkehren wird aber «20 Jahre Sat.1» demnächst wieder bei Quotenmeter.de.

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