«Abgehört» mit Sebastian Pauls

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Radio 7-Vormittagsmoderator Sebastian Pauls im Interview. Passt er inzwischen in die großen Fußstapfen, die sein Vorgänger Johannes Ott hinterlassen hat? Welche Sendung macht er am liebsten bei Radio 7 und wie beurteilt er die Entwicklung des Mediums Radio allgemein?

1992 bist du zum Radio gekommen – 15 Jahre sind seitdem vergangen. Was hat sich in der Zeit am Medium Radio geändert?
Oh je, das dürfte 'ne ganze Menge sein. In allen möglichen Bereichen. Was mir spontan einfällt, ist die Digitalisierung. Als ich anfing, war der Computer mit der Werbung der einzige im Studio und ansonsten: CDs, Carts, Bänder! Manchmal fühle ich mich alt, wenn ich mit jüngeren Kollegen spreche, die das nicht mehr mitbekommen habe und einen mit großen Augen anstaunen, wenn man von früher erzählt.

Ist das eine positive oder eher negative Entwicklung?
Eine zwingende, denke ich. Es hat natürlich sowas wie Voicetracking möglich gemacht, worüber man geteilter Meinung sein kann. Aber die Digitalisierung des Sendebetriebs hat die Arbeit natürlich soweit erleichtert, daß der Mensch am Mikro mehr Zeit hat (haben sollte!), sich auf seine Moderationen zu konzentrieren. Und wenn ich bedenke, daß ich Hörer-Talks auf der Bandmaschine schneiden müßte...

Bei Radio 7 hast du die Nachfolge von Johannes Ott angetreten – große Fußstapfen also. Hattest du Respekt davor?
Johannes Ott war lange Zeit der Mann am Vormittag/Mittag und ist heute noch bekannt wie ein bunter Hund im Sendegebiet. Klar, daß man sich als "Neuer" (und dann auch noch "Neigschmeckter") erstmal einen Namen machen muß. Aber den Sprung vom Lokalradio in's "Große" hab ich mir von Anfang an zugetraut. Und im Übrigen sollte man sich auch nicht an Vorgängern oder sonst jemandem messen (lassen), finde ich. Man sollte es auf seine eigene Weise gut machen.

Radio 7 hat vor einiger Zeit etwas recht erstaunliches gemacht. Als die Zahlen leicht zu bröckeln drohten, hat Euer Chef gesagt, dass man in eine andere Richtung gehen müsse. Es könne nicht sein, dass man die Uhr nach bestimmten Musiktiteln stellen könne. Seitdem spielt ihr einen Musikmix, dessen Songs sich nicht alle zwei Stunden wiederholen. Ist der Plan aufgegangen?
Ihr wisst, was mein Chef so sagt? Interessant… (grinst) Aber im Grundsatz stimmt das, wir haben jetzt einen wesentlich breiteren Grundsound, wir testen die Ränder des Formats wesentlich häufiger aus. Beispiel: die „Kult-Lieblingshits“ aus den 70ern. Sowas wie „New York Groove“ von HELLO hört man im Radio heute kaum noch.

Ohnehin: Ihr werbt nicht damit, den „besten Musikmix“ zu spielen, so wie es mittlerweile jeder zweite Sender tut…
Wir werben damit, dass wir „immer die Lieblingshits“ unserer Hörer spielen. Das macht viel Arbeit, denn diese Botschaft muß ja ständig belegt werden. Dazu braucht es jede Menge Hörerkontakt und eine flexible Musikredaktion, aber daran arbeiten wir täglich.

Aber – wie bei vielen Privatradios – vermisst man auch bei Radio 7 gut recherchierte Beiträge, die sich mit Politik oder aktuellem Weltgeschehen befassen. Ist dafür kein Geld da oder wollen es die Hörer möglicherweise gar nicht hören?
Das kann ich aber so nicht stehen lassen. Wir haben stündliche Nachrichten aus den Regionen - morgens und nachmittags beziehungsweise bis in den Abend hinein alle halbe Stunde -,ausführlichen Service aus der Region - zum Beispiel mehrfach täglich regionalisiertes Wetter und regionalisierte Freizeittipps, Beiträge und Reportagen, Themenwochen, Spezialsendungen wie unsere neue „Corinnas Mittagswelt“ mit höherem Wortanteil und jeden Tag unseren „Chefreporter“ mit Beitragslängen deutlich jenseits der 1:30.

Du moderierst „Radio 7 bei der Arbeit“ von 09.00 Uhr bis 12.00 Uhr, bist aber auch seit einiger Zeit in der Chart-Show und im Partybeatmix am Samstagabend zu hören. Man könnte sagen, du bist das universell einsetzbare Wesen. Zu welcher Zeit sendest du denn am liebsten?
Jede hat was für sich. Die Vormittag/Mittag-Schiene beschert einem einen freien Nachmittag und die Mitgestaltung des Tagesprogramms. Der Abend läßt einen schön lange schlafen und die Möglichkeit, mal Dinge zu tun oder sagen, die tagsüber nicht passen. Es ist eine gute Abwechslung. Allerdings war das auch nur eine Übergangslösung und jetzt bin ich wieder montags bis freitags ab 9 Uhr zu hören, zwischen der Morningshow und unserer neuen Sendung „Corinnas Mittagswelt“. Neue Aufgaben „hinter den Kulissen“ kommen außerdem auf mich zu, Abwechslung gibt’s also weiterhin genug.

Und welche Musik kommt deinem Geschmack am ehesten entgegen? Die Tanzhits am Samstagabend, die „normale Musik“ am Vormittag oder doch eher die beliebtesten Hits Deutschlands in den Charts?
Mit Musik ist es bei mir wie mit dem Essen: ich mag fast Alles.

Gibt es einen Radiosender in Deutschland bei dem du unbedingt einmal arbeiten möchtest?
Natürlich nicht! (Danke für die Hilfe beim Beantworten der Fragen, Chef...)

Letzte Frage: Was ist dein aktuelles Lieblingslied?
Maximo Park – Books from Boxes

Sebastian, ich danke dir für das Interview.

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