
Bereits die Prämisse signalisiert, dass hier nicht der kleinste Kompromiss eingegangen wird: Jason Clarke spielt Frank Remnick, einen einsamen US-Marshal, dessen Zuständigkeitsgebiet in der weiten, unbarmherzigen Wildnis Alaskas liegt. Als ein Gefängnistransportflugzeug abstürzt, entkommen zahlreiche gefährliche Insassen – ein Ereignis, das Remnicks Versprechen, seine Stadt zu schützen, auf eine harte Probe stellt.
Was zunächst wie klassische Action-Ware anmutet, entpuppt sich mit steigendem Verlauf als ein Drama, das viele Ebenen erkundet. Ein Schlüsselelement von «The Last Frontier» ist dabei sein vertieftes Gespür für Raum: nicht nur als Kulisse, sondern als Charakter. Die Alaskawildnis, mit ihren endlosen Schneefeldern, schroffen Bergen und unübersichtlichen Wäldern, wirkt nicht lediglich als Hindernis für die Flüchtigen oder als ästhetisches Extra – sie ist eine Art Echo der inneren Zustände der Figuren. Isolation, Unberechenbarkeit, Gefahr – all dies wird in der Landschaft widergespiegelt und zwingt Charaktere zu Entscheidungen, die man in urbanen Settings kaum so glaubwürdig hätte inszenieren können.

Regie und Drehbuch (u.a. von Jon Bokenkamp und Richard D’Ovidio) setzen derweil auf eine präzise Balance aus Tempo und Nachdenklichkeit. Action-Sequenzen sind so choreographiert, dass sie atemlos machen, ohne trivial zu werden; Versatzstücke aus Verschwörung, Verrat und Justiz verweben sich mit familiären Bindungen und kleinen Dorfgemeinschaften, sodass die Serie nicht nur äußere Konflikte bietet, sondern auch innere Landschaften erforscht. Besonders gelungen ist dabei, wie «The Last Frontier» seine große Erzählung – den Absturz, die Flucht der Verbrecher, die allgegenwärtigen Verdächtigungen – mit alltäglicher Aufmerksamkeit versieht: das Miteinander in einer abgelegenen Stadt, das Ringen um Recht, Vertrauen und Zugehörigkeit.
Natürlich ist nicht alles perfekt. Mitunter gleitet die Handlung in bewährte Tropen ab: der Einzelgänger-Held, das Geheimnis, das Stück für Stück enthüllt wird, die unheimliche Macht, die im Hintergrund wirkt. Doch gerade in diesen Momenten zeigt die Serie ihre Stärke, indem sie bewusst mit den Erwartungen spielt – und sie nicht bloß erfüllt, sondern verschiebt. Manchmal wünscht man sich, dass die Charakterzeichnungen noch feiner wären, dass das Graue zwischen Gut und Böse noch schmiegsamer wird. Man muss gelegentlich über Logik-Löcher und genretypische Zufälle hinwegsehen. Aber all das sind Schlieren in einem ansonsten sorgfältig gearbeiteten Bild.
Die Serie «The Last Frontier» wird von AppleTV+ ausgestrahlt.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel