Stab
Darsteller: Magdalena Laubisch, Max von der Groeben, Thorsten Merten, Sina Genschel, Nils Strunk, Aaron HilmerMusik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Clemens Baumeister
Drehbuch: Rolf Basedow und Nicole Armbruster
Regie: Dustin Loose
Im Zentrum steht die junge Polizistin Rebecca Henselmann (Magdalena Laubisch), ehrgeizig, engagiert, voller Idealismus. Sie gehört zu einer Generation von Polizeianwärterinnen und -anwärtern, die ihre Loyalität gegenüber dem Staat noch beweisen müssen – und dabei allzu leicht in ein System geraten, das Härte und Kadavergehorsam oft höher bewertet als moralische Integrität. Ihr Kollege Christoph Laurin (Max von der Groeben) verkörpert den Typus des ambitionierten, aber innerlich zerrissenen Teamspielers; beide geraten in den Sog eines Apparats, der von Leistungsdruck, Misstrauen und autoritärer Männlichkeit geprägt ist.
Was Loose und seinen Drehbuchautoren hier gelingt, ist das sensible Ausloten einer institutionellen Grauzone. Die Bedrohung kommt nicht allein von außen – durch Drogenhändler, Waffenschieber, organisierte Kriminelle –, sondern von innen: durch jene, die den demokratischen Auftrag der Polizei unterwandern. Nils Strunk als Ausbilder Lars Menke verkörpert diesen Zwiespalt auf erschreckend plausible Weise.
Dabei ist «Die Nichte des Polizisten» kein agitatorischer Film, kein plakativer Abgesang auf die Polizei. Loose arbeitet mit Nuancen, mit Blicken und Schweigen, mit der nervösen Energie junger Menschen, die zwischen Pflichtgefühl und Zweifel taumeln. Clemens Baumeisters Kamera taucht tief in die kühlen, graublauen Räume des Ausbildungscamps und der Einsatzzentralen ein; die Farbdramaturgie spiegelt die zunehmende moralische Kälte wider. Die Musik von Dürbeck & Dohmen unterlegt das Geschehen mit einem zurückhaltenden, aber unheilvollen Puls, der das Unbehagen stetig verstärkt.
Magdalena Laubisch trägt den Film mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Verletzlichkeit, die in manchen Momenten fast dokumentarisch wirkt. Ihre Rebecca ist keine Heldin im klassischen Sinne, sondern eine Suchende – zwischen Loyalität und Selbstachtung, zwischen dem Wunsch, „eine Gute“ zu sein, und der Erkenntnis, dass die Strukturen, denen sie dient, selbst Risse zeigen. Besonders stark sind jene Szenen, in denen sie begreift, dass der Kampf gegen das Böse nicht immer jenseits der Polizeimauern geführt wird, sondern in den Köpfen der Kollegen beginnt.

Und doch: Gerade in seiner Unbequemlichkeit entfaltet «Die Nichte des Polizisten» seine Stärke. Es ist ein Film, der nicht versöhnt, sondern beunruhigt, der die Zuschauer zwingt, das Verhältnis von Macht, Moral und Sicherheit neu zu denken.
Der Film «Die Nichte des Polizisten» wird am Mittwoch, den 8. Oktober um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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