
Während Donald Trump und seine Gefolgsleute in den USA seit Jahren die republikanische Partei und die politische Kultur umkrempeln, versuchen ihre europäischen Verbündeten, diese Strategien auf den Kontinent zu übertragen. Das Buch schildert eindrucksvoll, wie Politiker, Aktivisten und Think Tanks über Konferenzen, Dinner und Social Media miteinander in Kontakt treten – und wie dadurch eine internationale Allianz der Neuen Rechten entsteht. Konkrete Beispiele machen das Ausmaß deutlich: Hans-Georg Maaßen diniert mit Donald Trump, der US-Senator JD Vance verteidigt in München die AfD, und ein polnischer Polit-Neuling wird im Oval Office empfangen. Solche Szenen zeigen, dass es sich längst nicht mehr um lose Sympathiebekundungen handelt, sondern um strategische Partnerschaften, die auf den Export des Trumpismus nach Europa abzielen.
Meiritz und Schäuble gehen den zentralen Fragen nach: Was wollen diese Netzwerke? Wie finanzieren sie sich? Und wie organisieren sie ihre Zusammenarbeit? Die Autoren zeigen, dass die Agenda weit über nationalistische Rhetorik hinausgeht. Im Mittelpunkt steht die Schwächung der EU, die Förderung nationalistischer Regierungen in Europa und die Etablierung eines autoritären Gesellschaftsmodells, das liberale Werte wie Rechtsstaatlichkeit, Minderheitenschutz und Pressefreiheit infrage stellt. Besonders aufschlussreich ist die Analyse der Finanzströme: Stiftungen, Spenden aus den USA, private Netzwerke und einflussreiche Lobbygruppen spielen eine Schlüsselrolle. Geld, Ideen und Personal fließen über den Atlantik – in einem Ausmaß, das bisher oft unterschätzt wurde.
Das Buch schildert auch die zentralen Orte dieser Vernetzung: internationale Konferenzen wie die CPAC (Conservative Political Action Conference), Treffen in Budapest, Warschau oder München, sowie private Clubs, in denen Strategien entwickelt und Kontakte vertieft werden. Diese Räume sind wichtig, weil sie Plattformen für gegenseitige Bestätigung und Inszenierung schaffen – und weil dort Narrative entstehen, die später in nationale Wahlkämpfe eingespeist werden.
Besonders alarmierend ist der Blick in die Zukunft. Experten, auf die sich Meiritz und Schäuble stützen, warnen: Bis Ende des Jahrzehnts könnten rechtspopulistische, EU-feindliche Regierungen in Europa die Mehrheit stellen. Ungarn, Polen, Italien und die Niederlande haben bereits starke rechte Parteien an der Macht oder in Schlüsselpositionen. Mit Unterstützung aus den USA könnte dieser Trend beschleunigt werden – mit dramatischen Folgen für die europäische Einigung und die transatlantische Partnerschaft. Doch das Buch zeigt nicht nur Bedrohungsszenarien. Es beleuchtet auch, wo sich Widerstand regt – bei zivilgesellschaftlichen Gruppen, in Teilen der Politik und in Institutionen, die gegensteuern. Die Autorinnen machen klar: Noch ist es möglich, die Demokratie gegen diesen Angriff zu verteidigen. Aber es erfordert Wachsamkeit, Aufklärung und konkrete politische Maßnahmen.
„Die Allianz der Neuen Rechten“ ist kein akademisches Fachbuch, sondern ein journalistisches Werk, das sich an eine breite Leserschaft richtet. Der Stil ist klar, präzise, faktenbasiert, aber zugleich erzählerisch. Meiritz und Schäuble verknüpfen Interviews, Reportagen und Analysen zu einem spannenden Narrativ, das sich stellenweise fast wie ein Politthriller liest. Besonders überzeugend ist, dass die Autorinnen nicht skandalisieren, sondern einordnen. Sie lassen Fakten sprechen und zeigen die Mechanismen hinter den Schlagzeilen. Dadurch wirkt das Buch seriös und gleichzeitig fesselnd – eine Kombination, die es auch für Leser attraktiv macht, die sich bisher wenig mit internationalen rechten Netzwerken beschäftigt haben.
„Die Allianz der Neuen Rechten“ von Annett Meiritz und Juliane Schäuble ist ein aufwühlendes, faktenreiches und hochaktuelles Buch. Es zeigt, wie eng die Trump-Bewegung und Europas rechte Parteien inzwischen verflochten sind – und wie gezielt sie daran arbeiten, die liberale Demokratie zu schwächen. Für alle, die verstehen wollen, wie Rechtspopulismus im 21. Jahrhundert funktioniert, ist dieses Buch Pflichtlektüre. Es bietet nicht nur Einblicke in die Netzwerke und Strategien der neuen Rechten, sondern auch Denkanstöße, wie Demokratien darauf reagieren können. Ein Buch, das beunruhigt – aber auch klüger macht.
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