
Im Zentrum der Handlung stehen Olivia „Liv“ Richards (gespielt von Annie Ilonzeh) und ihr Ehemann Landon (gespielt von Chris Warren), deren zehnjährige Ehe in einer ernsten Krise steckt. In der Hoffnung auf Rettung entscheidet sich Liv für eine Paartherapie – unwissentlich wählt sie mit Dr. Alexis Torres (verkörpert von Keri Hilson) eine Frau aus, die einst eine Beziehung mit ihrem Mann hatte. Der dramaturgische Grundstein für ein toxisches Dreiecksverhältnis ist damit gelegt – doch «Ruined» scheitert daran, diese Idee packend oder glaubhaft umzusetzen.
Vor allem das Drehbuch von Michelle Valentine wirkt klischeehaft und vorhersehbar. Statt psychologischer Tiefe oder subtiler Spannung wird das Publikum mit platten Dialogen, überzogenen Wendungen und emotionalen Plattitüden konfrontiert. Der Zuschauer ahnt schon früh, wohin sich die Handlung entwickelt, und statt eines spannungsgeladenen Finales liefert der Film ein holpriges Ende ohne echten emotionalen oder narrativen Payoff.
Auch auf darstellerischer Ebene bleibt «Ruined» hinter den Erwartungen zurück. Keri Hilson, eigentlich als Sängerin bekannt, liefert in der Rolle der undurchsichtigen Therapeutin zwar eine solide, aber wenig nuancierte Performance ab. Ihre Figur bleibt eindimensional: verführerisch, eifersüchtig, gefährlich – aber ohne erkennbare Motivation oder Entwicklung. Annie Ilonzeh, bekannt aus Serien wie «Chicago Fire», bemüht sich zwar um emotionale Tiefe, kann aber gegen das schwache Skript und die generische Regie nicht anspielen. Chris Warren bleibt in seiner Rolle als Ehemann blass und austauschbar. Die Bildsprache des Films ist routiniert, aber uninspiriert. Kameramann Daniel Friedberg liefert solide Fernseh-Ästhetik ohne visuelle Eigenheiten. Auch der Schnitt von Kieran Healy wirkt an manchen Stellen unruhig und überambitioniert, besonders in Szenen, in denen vermeintlich psychologischer Druck aufgebaut werden soll.
Dass der Film auf Plattformen wie IMDb und Rotten Tomatoes mit auffallend schlechten Bewertungen bedacht wurde, überrascht daher kaum. Die Nutzerkritiken bemängeln vor allem die konstruiert wirkende Handlung, das mäßige Schauspiel und die völlige Abwesenheit echter Spannung. Auf Rotten Tomatoes ist keine nennenswerte positive Rezension zu finden. Doch wie konnte ein solches Projekt überhaupt entstehen? Die Antwort liegt in der Produktionsstrategie von BET+. Der Streamingdienst fokussiert sich verstärkt auf schnell produzierte Inhalte mit prominenten Namen, um die afroamerikanische Zielgruppe zu bedienen. Keri Hilson als prominente Leadschauspielerin sollte Aufmerksamkeit garantieren – doch ein großer Name reicht eben nicht aus, um ein durchwachsenes Drehbuch und eine schwache Regie auszugleichen.
Keri Hilson bleibt weiterhin im Showgeschäft aktiv – sowohl als Sängerin als auch gelegentlich als Schauspielerin. Annie Ilonzeh ist nach wie vor im Seriengeschäft unterwegs, zuletzt unter anderem in kleineren Rollen bei Streamingproduktionen. Chris Warren hält sich mit TV-Filmen über Wasser, während Regisseurin Tamara Bass vor allem als Autorin arbeitet. Über Michelle Valentine, die Autorin des Films, ist öffentlich wenig bekannt – eine Fortsetzung von «Ruined» wird es aber vermutlich nicht geben.
«Ruined» hätte ein spannender, psychologisch durchdachter Thriller werden können. Stattdessen reiht sich der Film in eine lange Liste von BET+-Produktionen ein, die mehr versprechen, als sie liefern. Ein weiteres Beispiel dafür, dass ein interessantes Thema allein noch keinen guten Film macht.
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