
Der Film erzählt die Geschichte des gläubigen Studenten Josh Wheaton (Shane Harper), der sich im Philosophieunterricht weigert, eine Erklärung zu unterschreiben, dass „Gott tot ist“. Sein atheistischer Dozent, gespielt von Kevin Sorbo, verlangt diese Aussage von der Klasse – und zwingt Josh damit zu einer theologischen Grundsatzdebatte, die vor der gesamten Vorlesung geführt wird. Parallel werden verschiedene Handlungsstränge erzählt: Eine konvertierte Muslimin wird von ihrem Vater verstoßen, ein chinesischer Student entdeckt den Glauben, eine atheistische Journalistin wird mit Krebs diagnostiziert, und am Ende stirbt der atheistische Professor auf offener Straße – bekehrt durch einen zufällig anwesenden Pastor.
Warum der Film als „Film des Grauens“ gilt, liegt weniger an der handwerklichen Ausführung als an der ideologischen Botschaft. Der Film arbeitet mit überzeichneten Stereotypen: Atheisten sind kalt, verletzend, karrierebesessen und werden am Ende entweder bekehrt oder bestraft. Christen hingegen sind stets freundlich, aufrichtig – und natürlich im Recht. Statt den interreligiösen oder interphilosophischen Dialog zu suchen, betreibt «God’s Not Dead» Schwarz-Weiß-Malerei und zementiert die sogenannte „Christian persecution complex“-Erzählung – also die Vorstellung, dass Christen in den USA systematisch unterdrückt würden. Eine These, die gerade angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Land realitätsfern wirkt. Doch warum wurde der Film überhaupt produziert? Das verantwortliche Studio Pure Flix Entertainment wurde gegründet, um gezielt konservativ-christliche Inhalte zu verbreiten. Zielgruppe waren nicht Filmkritiker oder Arthouse-Publikum, sondern Kirchengemeinden, Bibelgruppen und Heimkinoabende nach dem Sonntagsgottesdienst. Entsprechend wurde der Film auch vermarktet – mit Gruppenrabatten, Pastoren-Screenings und Merchandise.
Regisseur Harold Cronk drehte nach «God’s Not Dead» noch mehrere Fortsetzungen, darunter «God’s Not Dead 2» und «God’s Not Dead: A Light in Darkness». Die Drehbuchautoren Chuck Konzelman und Cary Solomon blieben Pure Flix treu und verantworteten unter anderem den stark umstrittenen Anti-Abtreibungsfilm «Unplanned». Kevin Sorbo, bekannt aus «Hercules», hat sich seit Jahren vom Mainstream entfernt und produziert selbst christlich-konservative Filme. Shane Harper, der Josh spielte, ist in TV-Produktionen aktiv, aber kein großer Name geworden. Und Dean Cain, wie so oft in Filmen dieser Kategorie vertreten, ist längst zur Ikone evangelikaler Popkultur geworden – mit deutlicher politischer Schlagseite.
Was als Inspiration diente, war das Buch „God’s Not Dead: Evidence for God in an Age of Uncertainty“ von Pastor Rice Broocks. Die Prämisse: Christen brauchen Argumente und Mut, um sich im öffentlichen Diskurs zu behaupten. Eine legitime Idee – leider wurde sie im Film mit der moralischen Brechstange und fragwürdiger Dramaturgie umgesetzt.
Trotz vernichtender Kritiken – 13 Prozent auf Rotten Tomatoes, 16 von 100 Punkten auf Metacritic – hatte der Film eine enorme Wirkung. Er zeigte, wie groß die Nachfrage nach Glaubensfilmen im konservativen Amerika ist – und wie wenig es offenbar braucht, um eine Nische mit Millionen zu füllen. «God’s Not Dead» ist ein Paradebeispiel für ein Werk, das seine Zuschauer bekehren will, dabei aber jede Nuance, jedes echte Gespräch und jede offene Frage meidet. Stattdessen serviert es ein ideologisch aufgeladenes, emotional manipulatives Drama, das nur eines beweist: Dass religiöser Eifer allein keinen guten Film ergibt.
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