Özgür Önurme: Manchmal ist es ein vertrauter Geruch, manchmal eine ähnliche Stimme oder ein bekanntes Lied, das uns in Erinnerungen schwelgen lässt, die wir sorgfältig in unserem Gedächtnis gespeichert haben. Während wir uns darin verlieren, wie schön diese Erinnerungen sind, übersehen wir meiner Meinung nach oft, dass der wertvollste Moment eigentlich jetzt ist. Wir sollten nicht zu sehr in der Vergangenheit verweilen oder uns in der Zukunft verlieren - wir sollten in der Gegenwart leben. Ahmet Vatans ursprüngliche Geschichte «Reminder» hat mich zunächst als Drehbuchautor zum Nachdenken angeregt, und als ich dann auf dem Regiestuhl Platz nahm, erinnerte sie mich auf sehr persönliche Weise an diese Gefühle. Mit «Reminder» wollten wir Menschen, die von der Last des täglichen Lebens überwältigt sind, eine kurze Auszeit bieten - eine sinnvolle Pause, in der sie sich amüsieren und den Moment wiederfinden können.
Die Handlung beginnt mit einer mysteriösen Nachricht, die beide Hauptfiguren erhalten. Wie wichtig ist Ihnen dieses Element des Rätselhaften – auch als dramaturgisches Mittel, um die Zuschauer emotional zu binden?
Ahmet Vatan: In jedem Projekt, an dem ich bisher mit Özgür Önurme gearbeitet habe («Fatma» im Jahr 2021, «Asaf» im Jahr 2024 und «Reminder» im Jahr 2025), sowie in meinem Debütroman „Oğul“, der 2025 veröffentlicht wird, hat das Geheimnis immer eine zentrale Rolle in der Geschichte gespielt. Das Mysterium ist ein mächtiges Werkzeug, mit dem wir das Publikum erfolgreich dazu einladen, uns auf diesen Reisen zu begleiten. Neugierde ist einer unserer ursprünglichsten Instinkte als menschliche Wesen. Seit den frühesten Tagen der Menschheit werden wir von ihr angetrieben. Bei «Reminder» ist es diese Neugier - die Frage, was in der nächsten Folge passieren wird -, die das Publikum bei der Stange hält.
Özgür Önurme: Das Unbekannte macht uns oft Sorgen oder sogar Angst. Und doch können wir nicht anders, als neugierig zu sein. Als Deniz und Güneş auf eine unbekannte Reise gehen, die durch eine mysteriöse Nachricht ausgelöst wird, müssen wir als Zuschauer ihnen folgen und die Wahrheit mit ihnen herausfinden. Unabhängig vom Genre bleibt das Geheimnis eines der wichtigsten Elemente in jedem Drama. Diese Botschaft war die erste, die sie dazu einlud, in der magischen Kulisse Kappadokiens neue Erinnerungen zu schaffen. Lassen Sie dies auch unsere Botschaft an das Publikum sein - und lassen Sie uns gemeinsam entdecken, was im Rest der Geschichte vor uns liegt.
Güneş und Deniz haben eine gemeinsame Vergangenheit. Wie sind Sie an die Inszenierung dieser verletzlichen, aber auch intensiven Liebesgeschichte herangegangen?
Özgür Önurme: Im Einklang mit der Geschichte wollten wir die Inszenierung so einfach und emotional authentisch wie möglich halten. So kann das Publikum leichter eine Verbindung zu den Figuren herstellen und sich in sie einfühlen. Wir wollten nicht nur, dass die Menschen die Liebe in der Serie sehen - wir wollten, dass sie sie fühlen, dass sie Teile ihres eigenen Lebens, ihrer eigenen Liebe darin wiederfinden.
Mit Hande Erçel und Barış Arduç haben Sie zwei Stars in den Hauptrollen. Wie war die Zusammenarbeit – und was hat die Chemie zwischen den beiden Ihrer Meinung nach zur Geschichte beigetragen?
Özgür Önurme: Wir hatten unglaubliches Glück, mit Hande Erçel und Barış Arduç zu arbeiten. Sie haben mich so gut verstanden und mit so viel Disziplin gearbeitet, um die Vision zum Leben zu erwecken. Die Chemie zwischen ihnen stimmt einfach. Sie haben ein breites Spektrum an Szenen gespielt - dramatisch, emotional, romantisch - und in vielen dieser Momente war ihr Vertrauen ineinander und in mich als Regisseur absolut entscheidend. Ich glaube, dass diese Chemie aus einem tiefen gegenseitigen Vertrauen und einer gemeinsamen Hingabe an die Arbeit resultiert. Bei den Dreharbeiten zu «Reminder» (Original: «Aşkı Hatırla») habe ich mich oft hinter dem Monitor lächelnd wiedergefunden, weil ich mit der Szene, die wir aufgenommen haben, wirklich zufrieden war. Diese Verbindung, die wir abseits der Kamera aufgebaut haben, übertrug sich auf das Set und machte den gesamten Prozess zu einer Freude. Einer der Hauptgründe, warum sich die Serie so lebendig anfühlt, ist, dass die Chemie zwischen Hande und Barış eine so ruhige und kooperative Atmosphäre am Set geschaffen hat.
Die visuelle Sprache von «Reminder» wirkt sehr bewusst komponiert. Welche ästhetischen Überlegungen standen bei der Bildgestaltung und Kameraführung im Vordergrund?
Özgür Önurme: Die visuelle Sprache von «Reminder» verbindet die farbenfrohe Welt der romantischen Komödie mit den emotionalen Ebenen der Erinnerungen der Figuren in der Rückblende und ihrer sich entwickelnden Beziehung in der Gegenwart. In dieser romantischen Welt haben wir ihre emotionale Reise durch das magische Licht des Kinos verfolgt. Die Serie bietet eine Reihe von metaphorischen Erzählungen - von einer atemberaubenden Szene in einem Heißluftballon bei Sonnenuntergang in Kappadokien bis hin zum stillen Erwachen der Gefühle bei Sonnenaufgang. Jeder Moment ist so gestaltet, dass er die innere Welt der Figuren durch visuelle Poesie widerspiegelt.
Das Thema Erinnerung spielt eine zentrale Rolle. Wie gelingt es Ihnen filmisch darzustellen, was im Inneren einer Figur passiert, wenn sie sich an etwas Vergangenes erinnert?
Ahmet Vatan: Die Hauptmotivation für das Schreiben der ursprünglichen Geschichte war, die Menschen an die Liebe zu erinnern - diejenigen, die auf der Suche nach ihr sind, sich nach ihr sehnen oder die vielleicht in einer langjährigen Beziehung den Funken verloren haben. Deshalb ist das Thema „Erinnern“ so wichtig. Unser Leben ist voll von Erinnerungen - manchmal ist es ein Geruch, ein Lied oder ein Moment. In unserer Geschichte gibt es Auslöser, die unsere Figuren in die Vergangenheit versetzen. Wenn sie diesen Auslösern begegnen, rufen sie liebgewonnene Erinnerungen zurück. In gewisser Weise öffnen diese Auslöser die emotionalen Schubladen, die in den Figuren verborgen sind, und ermöglichen es ihnen, sich an die tiefe Liebe zu erinnern, die sie einst erfahren haben.
Ahmet Vatan schrieb das Drehbuch. Wie war Ihre Zusammenarbeit mit ihm – und wie viel kreativen Spielraum hatten Sie bei der Interpretation des Skripts?
Özgür Önurme: «Reminder» ist eine Adaption einer Originalgeschichte von Ahmet Vatan, und wir haben das Drehbuch gemeinsam verfasst. Da wir bereits bei «Fatma» (2021) und «Asaf» (2024) zusammengearbeitet haben, glaube ich, dass wir im Laufe der Jahre ein starkes gegenseitiges Verständnis entwickelt haben. Während ich das Drehbuch mit Ahmet schrieb, stellte ich mir ständig vor, wie ich bei jeder Szene Regie führen würde - in gewisser Weise hatte ich die Serie in meinem Kopf schon mehrmals gedreht. Als ich also vom Schreibtisch des Autors auf den Regiestuhl wechselte, hatte ich diese Vision und kreative Freiheit mitgenommen, was mir erlaubte, die Serie wirklich zu gestalten.
Der Film wird als eine emotionale Reise beschrieben. Welche Herausforderungen gab es bei der Tonalität: zwischen Drama, Romantik und einer fast spirituellen Spurensuche?
Ahmet Vatan: Als ich die ursprüngliche Geschichte von «Reminder» entwickelte und später mit Özgür Önurme daran arbeitete, wusste ich, dass wir den Film nicht innerhalb der typischen Grenzen einer Liebeskomödie halten wollten. Es als romantisches Drama zu bezeichnen, wäre vielleicht sogar zutreffender. Wir haben viel Zeit damit verbracht, über die Emotionen und Sehnsüchte der Figuren nachzudenken - nicht nur der Hauptdarsteller, sondern auch der Nebenfiguren, deren Geschichten wir ebenfalls eine Bedeutung geben wollten. Deshalb zeigt die Serie ein breites Spektrum der Liebe in all ihren Formen. Unsere größte Herausforderung bei der Tonalität war es, all diese Elemente in Einklang zu bringen. Ich glaube, das ist uns gelungen. Zumindest fühlt sich das Endergebnis für uns richtig an.
Der Cast ist prominent besetzt – auch in den Nebenrollen. Wie wichtig war Ihnen ein Ensemble, das nicht nur stark spielt, sondern auch thematisch mitträgt?
Özgür Önurme: Der Casting-Prozess - einschließlich des Vorsprechens - war für uns unglaublich wichtig. Abgesehen von der Hauptbesetzung glaube ich, dass die Nebenrollen genauso wichtig sind, um eine emotionale Verbindung zwischen dem Publikum und der Geschichte herzustellen. Wir sind an jede Casting-Entscheidung mit dem gleichen Maß an Sorgfalt und Absicht herangegangen. In «Reminder» bringt jede Figur ihre eigene Geschichte mit - eine Geschichte, die wir mit Neugier und oft auch mit tiefem Einfühlungsvermögen verfolgen werden. Die Struktur der Erzählung erfordert ein starkes Ensemble, und die thematische Stärke der Serie beruht auf der Zusammenarbeit und der Chemie innerhalb dieser talentierten Besetzung.
Was wünschen Sie sich, dass das Publikum nach dem Abspann von «Reminder» mitnimmt – einen Gedanken, ein Gefühl oder vielleicht auch eine Erinnerung?
Ahmet Vatan: Wir leben in einer sehr schnelllebigen und überwältigenden Welt. Mit «Reminder» hoffen wir, dass die Zuschauer mit einem Gefühl der Erleichterung nach Hause gehen - und etwas Warmes in ihrem Herzen spüren. Wir wollen sie daran erinnern, wie wertvoll es ist, zu lieben, geliebt zu werden und Liebe zuzulassen. Wenn sich jemand in eine der Figuren einfühlen kann und beginnt, über seine eigenen Beziehungen nachzudenken, dann glaube ich, dass das, was wir geschaffen haben, mehr ist als nur eine Serie. Das war schon immer eine unserer grundlegenden Motivationen bei all unseren Projekten: die Menschen emotional zu bewegen.
Die Türkei hat eine sehr vielfältige Serienlandschaft. Wünschen Sie sich, dass deutsche Sender diese Programme hierher holen?
Ahmet Vatan: Die Türkei ist ein unglaublich reiches Land - geografisch, kulturell und emotional - und sie bietet uns unzählige Geschichten, die wir erzählen können. Deshalb gibt es in der Türkei auch eine vielfältige und genrereiche Serienlandschaft. Das türkische Publikum in Deutschland kennt und verfolgt die von uns produzierten Serien bereits. Jetzt geht es darum, Projekte zu entwickeln, die auch beim deutschen Publikum ankommen. «Fatma» (2021) und «Asaf» (2024) sind beide in Deutschland gut angekommen. Ich glaube, die deutschen Sender sollten nicht nur türkische Serien importieren, sondern auch nach Möglichkeiten suchen, gemeinsam mit türkischen Autoren zu produzieren. Es gibt so viel Potenzial für interkulturelles Storytelling.
Vielen Dank!
«Reminder» ist seit 16. Juni bei Disney+ verfügbar.
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