Um einen ungarischen General aus dem 15. Jahrhundert wie János Hunyadi zu spielen, musste ich mich mental und körperlich intensiv vorbereiten. Ich habe mich in seine Welt vertieft, indem ich historische Romane und Dokumente gelesen habe, um die Epoche und das Umfeld, in dem er lebte, zu verstehen.
Obwohl ich mich anfangs nicht für historische Dramen interessiert habe, haben mich die spannenden und intensiven Geschichten dieser Zeit schnell in ihren Bann gezogen. Als ich die Rolle bekam, bin ich nach Budapest gezogen und habe mich fast ein Jahr lang auf die Rolle vorbereitet. Ich trainierte jeden Tag – lernte mittelalterliche Kampftechniken mit Schwertern, Äxten, Keulen und Bögen – alles, was ein Soldat dieser Zeit beherrschen musste.
Ich hatte bereits seit Jahren Calisthenics und Bodyweight-Training gemacht, sodass meine allgemeine Fitness gut war, aber mittelalterliche Kämpfe erforderten eine ganz andere Art von Kraft und Ausdauer. Ich arbeitete mehrere Monate lang eng mit dem Stuntteam zusammen, um mich anzupassen. Das Reiten habe ich komplett von Null angefangen. Ich hatte keine wirkliche Erfahrung, nur ein paar gelegentliche Ausritte als Tourist, daher war es eine enorme Herausforderung, richtig reiten zu lernen – und das sogar in Rüstung während der Stunts. Die Vorbereitung auf diese Rolle war eine große Verantwortung, aber auch eine der lohnendsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe.
Welche Aspekte von Johann Hunyadi haben Sie am meisten fasziniert oder emotional berührt?
Was mich an János Hunyadi am meisten fasziniert hat, war der Kontrast zwischen seinen bescheidenen Anfängen und dem immensen Vermächtnis, das er hinterlassen hat. Er wurde nicht in den Adelsstand geboren, doch durch seine Disziplin, seinen Mut und seinen brillanten militärischen Verstand stieg er zu einem der größten Führer Ungarns auf.
Emotional hat mich seine innere Wandlung am meisten berührt. In seinen jüngeren Jahren war er von persönlichen Verlusten getrieben – insbesondere vom Mord an seiner Familie durch die Türken –, was ihm ein feuriges, manchmal impulsives Wesen verlieh. Aber mit der Zeit und durch die Stärke seiner Beziehung zu seiner Frau Elisabeth Szilágyi lernte er, seine Emotionen zu kontrollieren und seine Wut in ein starkes Pflichtbewusstsein umzuwandeln.
Er war kein Mann, der nach Ruhm strebte. Er kämpfte, weil er sich verantwortlich fühlte – für seine Männer, für sein Heimatland und für eine Zukunft, die über sein eigenes Leben hinausging. Diese tiefe Loyalität, Bescheidenheit und Beharrlichkeit machten ihn nicht nur zu einem Krieger, sondern zu einem wahrhaft inspirierenden Menschen.
Die Serie wurde in mehreren Sprachen gedreht, darunter Ungarisch, Deutsch, Latein und Türkisch. Wie war es für Sie, an einer so sprachlich vielfältigen Produktion mitzuarbeiten?
Es war spannend und herausfordernd zugleich. Die Arbeit an einer so internationalen Produktion bedeutete, dass unterschiedliche Sprachen und kulturelle Hintergründe die Erfahrung bereicherten – und wir alle viel voneinander lernen konnten.
Für mich persönlich war es fantastisch, mit ausländischen Kollegen zusammenzuarbeiten. Ich habe unglaublich inspirierende Menschen kennengelernt und viel von ihnen gelernt – nicht nur beruflich, sondern auch als Mensch. Natürlich war die Kommunikation nicht immer einfach. Manchmal mussten wir langsamer machen, Dinge klarer erklären oder geduldiger sein. Aber dieser Prozess des Zuhörens und der gegenseitigen Anpassung schuf eine besondere Atmosphäre des Vertrauens und der Zusammenarbeit.
Auch wenn wir alle verschiedene Sprachen sprachen, arbeiteten wir alle auf dasselbe Ziel hin: die Geschichte von Hunyadi zum Leben zu erwecken. Und dieses gemeinsame Ziel machte die ganze Erfahrung zu einer tiefgreifenden Erfahrung.
Wie würden Sie Hunyadis politischen und persönlichen Konflikt in einem Satz zusammenfassen?
Ein Mann, dessen Herz für seine Familie schlug, dessen Schicksal ihn jedoch dazu zwang, sein Heimatland zu verteidigen – und der oft gezwungen war, unmögliche Entscheidungen zwischen beiden zu treffen.
Ein Großteil der Serie wurde in einer historischen Kulissenstadt in der Nähe von Budapest gedreht. Wie sehr können Sie als Schauspieler die mittelalterliche Atmosphäre am Set tatsächlich spüren?
Absolut. Wenn man von einer echten, historisch authentischen Umgebung umgeben ist, muss man sich nichts vorstellen – die Mauern, die Erde, die kalten Steinböden, der Geruch der Pferde, das Licht der Fackeln – all das hilft einem, sich voll und ganz in die Rolle hineinzuversetzen. Man muss nicht so tun, als wäre man in dieser Zeit, man ist einfach dort.
Die Atmosphäre war oft so dicht, dass man sie fast greifen konnte. Und wenn das passiert, wird deine Darstellung authentischer – weil du wirklich glaubst, dass du dort bist.
Welche Szene oder welcher Moment während der Dreharbeiten ist dir am meisten in Erinnerung geblieben – vielleicht weil er besonders intensiv, bewegend oder herausfordernd war?
Es gab viele beeindruckende Momente, aber einer, den ich nie vergessen werde, war die Dreharbeiten zu einer riesigen Kampfszene. Hunderte von Statisten, Reiter, Stuntmen, Pyrotechnik – alles passierte gleichzeitig. Das Chaos war sowohl beängstigend als auch aufregend.
Ich erinnere mich, dass ich nach einer Aufnahme einfach nur da stand, schwer atmend in meiner Rüstung, völlig sprachlos. Das Adrenalin, der Rauch, der Schlamm, das Geräusch der Pferde – das war nicht mehr nur Schauspielerei, das fühlte sich wirklich wie eine Schlacht an. Aber auch die ruhigeren, intimeren Szenen haben mich tief bewegt – die Momente, in denen Hunyadis menschliche Seite zum Vorschein kommt. In diesen Szenen konnte ich den Mann hinter der Rüstung zeigen: den Ehemann, den Vater, die Seele, die von Verantwortung belastet ist.
«Rise of the Raven“ behandelt große Themen wie Macht, Loyalität, Glauben und Verrat. Welche dieser Facetten hatten den stärksten Einfluss auf Ihre Darstellung von Hunyadi?
Für mich war Loyalität das prägendste Merkmal von Hunyadi. Loyalität gegenüber seiner Familie, seinen Soldaten, seinen Werten und seiner Heimat. Diese tiefe innere Verpflichtung leitete ihn durch die schwierigsten Entscheidungen und größten persönlichen Verluste.
Gleichzeitig spielte auch der Glaube eine entscheidende Rolle – nicht nur im religiösen Sinne, sondern auch im Sinne des Glaubens an das, was er tat. Er glaubte daran, dass er etwas bewegen konnte, dass er die Expansion der Osmanen aufhalten konnte, dass es sich lohnte, für etwas Größeres zu kämpfen.
Diese beiden Kräfte – Loyalität und Glaube – haben eine große innere Spannung erzeugt. Und genau das habe ich an dieser Figur so faszinierend gefunden: wie schwer es ist, sich selbst treu zu bleiben in einer Welt, in der sich alles um Macht und Überleben dreht.
Sie spielen an der Seite von Stars wie Rade Šerbedžija, Vivien Rujder und Cornelius Obonya. Wie war es, mit diesem internationalen Ensemble zu arbeiten?
Es war wirklich inspirierend. Teil einer so großen internationalen Produktion zu sein, hat mir sowohl beruflich als auch persönlich sehr viel gegeben. Ich hatte die Gelegenheit, mit Schauspielern aus vielen verschiedenen Ländern zusammenzuarbeiten, und jeder von ihnen hat seine eigene Energie und Farbe in die Geschichte eingebracht, die wir gemeinsam erzählt haben.
Rade Šerbedžija hat jeder Szene unglaubliche Tiefe und Autorität verliehen – allein schon mit ihm vor der Kamera zu stehen, war eine Lernerfahrung. Cornelius Obonya hat mich mit seiner Präzision und Ausstrahlung beeindruckt.
Und last but not least: Vivien Rujder. Sie war während der gesamten Serie meine wichtigste Partnerin vor der Kamera, und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Sie hat in jedem Moment, den wir zusammen hatten, eine seltene Kombination aus Stärke, Sensibilität und Präsenz eingebracht und mich immer wieder dazu motiviert, mein Bestes zu geben.
Die Serie ist auch visuell sehr opulent. Wie haben Sie die Balance zwischen körperlicher Schauspielkunst und der groß angelegten Produktion gefunden?
Diese Rolle erforderte sowohl körperliche als auch emotionale Präsenz – und genau das hat sie so spannend gemacht. Die großartigen Kulissen, die gewaltigen Kampfszenen und die atemberaubenden Bilder haben mich ständig an das Ausmaß der Geschichte erinnert, die wir erzählten. Aber genau deshalb war es für mich auch so wichtig, in jeder Szene einen persönlichen Fokus zu behalten.
Mein Ziel war es nie, auf der Leinwand einfach nur „gut auszusehen“. Ich habe immer versucht, etwas Echtes auszudrücken – damit das Publikum mitfühlen kann, was Hunyadi innerlich durchmacht, und nicht nur zusieht, was äußerlich passiert. Die groß angelegte Produktion war wirklich inspirierend, aber ich habe immer versucht, mich auf den Moment zu konzentrieren – als Mann, als Ehemann, als Vater und als Anführer. Das hat die Darstellung so realistisch gemacht.
Johann Hunyadi ist nicht nur ein Krieger, sondern auch ein Vater, Ehemann und Stratege. Was war für Sie als Schauspieler die größte Herausforderung, diese vielen Rollen in einer Figur zu vereinen?
Die größte Herausforderung bestand darin, Hunyadi nicht nur als heroische Figur darzustellen, sondern als einen echten Menschen aus Fleisch und Blut – jemanden, der wie jeder andere auch fühlt, zweifelt, liebt und leidet.
Als Schauspieler musste ich all diese Facetten unter einen Hut bringen: den General, der auf dem Schlachtfeld strategische Entscheidungen trifft; den Vater, der um das Leben seines Sohnes fürchtet; den Ehemann, der von seiner willensstarken Frau herausgefordert wird; und den Anführer, der die Last seines Landes auf seinen Schultern trägt.
Oft musste ich diese Widersprüche in einer einzigen Szene widerspiegeln – zum Beispiel, wenn er aus der Schlacht zurückkehrt und versucht, zu Hause emotional präsent zu sein. Diese Momente ermöglichten es mir, der Figur Tiefe und Komplexität zu verleihen, und für mich waren sie die bedeutendsten schauspielerischen Herausforderungen.
Was hoffen Sie, dass das internationale Publikum aus «Rise of the Raven» mitnimmt – abgesehen von den historischen Fakten?
Ich hoffe, dass das Publikum nicht nur historische Fakten mitnimmt, sondern auch die menschlichen Geschichten dahinter. Hunyadis Leben bestand nicht nur aus Kriegen und Politik – es ging um innere Konflikte, Loyalität, Opferbereitschaft, Glauben, Familie und Zusammenhalt.
Ich möchte, dass die Zuschauer spüren, dass diese Geschichte auch heute noch aktuell ist. Mut, Hingabe, Liebe, Solidarität – und sogar Zweifel – sind nicht an eine bestimmte Epoche gebunden, sondern zeitlose menschliche Werte. Wenn jemand nach dem Anschauen der Serie das Gefühl hat, sich mehr mit der Idee verbunden zu fühlen, für das einzustehen, was wirklich wichtig ist, dann hat dieses Projekt bereits etwas Sinnvolles erreicht.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
«Rise of the Raven» ist bei Magenta TV abrufbar.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel