
In einer Zeit, in der die öffentliche Debatte sich scheinbar endlos im Kreis dreht – rund um Wärmepumpen, Tempolimits und E-Mobilität –, richtet Ritzer den Blick auf das, was abseits der Scheinwerfer geschieht: den massiven, kaum kontrollierten Zugriff auf unsere natürlichen Ressourcen. Der Titel „Der Ausverkauf“ ist dabei wörtlich zu nehmen. Denn es geht um nichts Geringeres als den schleichenden Verkauf von Gemeingütern an die Höchstbietenden – mit oft katastrophalen Folgen für Umwelt, Gesellschaft und zukünftige Generationen.
Mit investigativer Schärfe schildert Ritzer, wie sich private Investoren weltweit Zugang zu Wasserquellen, landwirtschaftlich nutzbaren Böden und Rohstoffen sichern – vielfach legitimiert durch lasche Gesetzgebung, politisches Desinteresse oder direkte Einflussnahme. Das Buch dokumentiert, wie öffentliche Daseinsvorsorge unterwandert wird: Wasserversorger in kommunaler Hand werden privatisiert, fruchtbares Land geht an internationale Agrarkonzerne, und Bodenschätze werden unter fragwürdigen Bedingungen gefördert, ohne dass die Allgemeinheit nennenswert profitiert.
Besonders eindrücklich sind die Fallbeispiele, die Ritzer zusammengetragen hat. Ob es um Wasserrechte in Spanien, Spekulationen mit Ackerflächen in Ostdeutschland oder die Ausbeutung seltener Erden in Südamerika geht – der Autor zeigt, wie global agierende Unternehmen und Fonds systematisch ökologische und soziale Standards unterlaufen, um maximale Gewinne zu erzielen. Gleichzeitig beleuchtet er die Rolle der Politik, die oft überfordert, ahnungslos oder gar willfährig agiert.
Ritzer schreibt dabei mit journalistischer Klarheit, ohne in Polemik zu verfallen. Der Stil ist faktenreich, aber nie trocken – vielmehr gelingt es ihm, komplexe wirtschaftliche und ökologische Zusammenhänge verständlich und mit erzählerischer Kraft aufzubereiten. Dabei ist der Autor keineswegs nur ein Chronist des Niedergangs: In den letzten Kapiteln liefert er konkrete Ansätze, wie ein Ausverkauf unserer Lebensgrundlagen verhindert werden kann. Ritzer plädiert für mehr Transparenz, schärfere Regulierung und vor allem ein Umdenken in der Gesellschaft – weg von kurzfristigem Profitdenken, hin zu langfristiger Verantwortung.
Dass „Der Ausverkauf“ so viele Leser erreicht, liegt nicht zuletzt an der brennenden Aktualität des Themas. Während der Klimawandel längst spürbare Auswirkungen zeigt, macht Ritzer deutlich, dass nicht nur CO₂, sondern auch die Verteilung von Wasser, Boden und Rohstoffen zu einer der zentralen Fragen unserer Zeit geworden ist.
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