Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Jürgen Hörner

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Der Sender ProSieben wappnet sich für die kommende Saison, in der man den Marktanteil weiter ausbauen will. Im Gespräch mit Quotenmeter.de erklärte Jürgen Hörner, Leiter der Programmplanung und Internationale Serie, seine Strategie. Außerdem berichtet er von den diesjährigen L.A. Screenings.

Herr Hörner: Zunächst eine allgemeine Frage: Auf welches Programm freuen Sie sich in den kommenden Wochen am Meisten?
Ich freue mich sehr auf «5ive Days to Midnight» mit Timothy Hutton. Das ist eine sehr schöne Miniserie, die am 14. August startet. Durch die begrenzte Folgenanzahl fordert die Serie die Zuschauer nicht ganz so heraus wie es bei «24» der Fall ist, aber sie ist dennoch ähnlich angelegt. Zudem gefällt mir Timothy Hutton in der Hauptrolle hervorragend.

Sie erwähnen «24», eine sehr gute Serie, die es in Deutschland schwer hat. Genau so wie alle anderen Serien, die einen starken roten Faden vorweisen. Woran liegt das?
Bei solchen Serien muss man immer den optimalen Sendeplatz finden. Und das ist manchmal nicht einfach.

Eine Pflichtfrage in diesen Tagen: Sie haben «Lotta in Love» aus dem Programm genommen, senden die Serie aber am Sonntagvormittag zu Ende. Dort liefen bereits im Frühjahr die Wiederholungen der Telenovela – mit schlechten Quoten. Erwarten Sie sich jetzt höhere Zahlen?
Es ist ein Service für die treue Fangemeinde von «Lotta». Wir haben hierzu auch eine Menge Zuschriften in unserem Forum bekommen. Zu diesem Thema hat Andreas Bartl schon das Wichtigste gesagt. Wir wissen ja alle, dass die Telenovela unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt hat. ProSieben schenkt den Fans jetzt aber ein würdiges Finale – und das zeigen wir am Sonntagvormittag.

US-Serien sind beliebter denn je. Was bietet die US-Premium-Ware dem Publikum, was eine deutsche Serie nicht bieten kann?
Mit Serien wie «Desperate Housewives» und «Lost», aber natürlich auch mit den «CSI»-Serien ist ein neuer Produktionsstandard gesetzt worden, der seinesgleichen sucht. Das Budget ist einfach um ein Vielfaches höher als es bei deutschen Serien der Fall ist – und das sieht man auch. Die US-Produktionslandschaft hat in den vergangenen Jahren mehrere Schritte nach vorne gemacht. Wenn man das Rechnen anfängt, kostet eine Minute einer US-Serie oftmals schon mehr, als in Deutschland für eine Minute eines Eventmovies ausgegeben wird. Natürlich sind dann zum Beispiel die Special-Effects besser.

Vor etwa zwei Monaten haben die US-Networks ihre neuen Formate vorgestellt. Was hat Ihnen bei den sogenannten „L.A.Screenings“ am Besten gefallen?
Es ist momentan schwer zu beurteilen, was sich durchsetzen wird. Im Gegensatz zu manch anderen Jahren war jetzt kein herausragender Tophit dabei. Früher gab es Programme wie «Desperate Housewives» oder «Sex and the City» - so was fehlt in diesem Jahr. Wir haben ein breites Angebot verschiedener Genres gesehen. Formate, die allesamt eine gute Qualität haben, aber eben keine „Outstanding Hits“, also Serien, die sofort ins Auge stechen.

Es gab aber durchaus Formate, denen sehr kreative Ideen zu Grunde lagen: Zum Beispiel «The Nine», die Geschichte um Opfer einer Geiselnahme, die ihr Leben verändert. Oder auch «Traveller». In der Serie werden Jugendliche zu Terrorverdächtigen.
Ja und Nein. Vieles ist auch nur eine Variation bereits bekannter Stoffe. Teilweise sind sie aber auch originell neu erzählt, aber das ist eigentlich jedes Jahr in Los Angeles der Fall. Auf diese kreative Schmiede kann man sich immer verlassen. Wir haben auf jeden Fall mit «Jericho» ein sehr interessantes Format im Auge. Aber auch die von Ihnen genannten Serien werden wir genau beobachten. Zunächst warten wir aber, wie alle anderen deutschen Sender, ab, wie die Serien in den USA ankommen. Auch ein sehr innovatives Konzept kann nach sehr wenigen Episoden schon beendet sein.

Die NBC-Serie «Heroes» würde beispielsweise sehr gut in Ihre Mystery-Schiene passen.
Wohl wahr. Aber auch einige andere Serien bieten sich hierfür noch an. Das Spektrum bei den Mystery-Serien ist breit. Aber hier verhält es sich so wie bei allen anderen Genres: Es gibt viele starke Konzepte, aber keines, welches sich dieses Jahr wirklich hervorhebt. Das ist auch der Tenor der anderen Einkäufer gewesen.

Früher war ProSieben der einzige Sender, bei dem Top-US-Serien liefen. Die Kollegen von Sat.1 und RTL haben eher auf deutsche Ware in der Primetime gesetzt. Das hat sich jetzt geändert. «Dr. House» und «CSI» laufen fantastisch. Welche Serie würden Sie den Kollegen der RTL-Gruppe denn gerne klauen?
(lacht): Fangfrage. ProSieben hat im US-Serien-Bereich einen gewissen Weg geebnet. Wir haben über lange Jahre hinweg Trends gesetzt. Momentan unterscheidet uns Eines von der Konkurrenz: Wir haben mit «Lost» und «Desperate Housewives» zwei High-Concept-Serien im Programm. Was will ich meinen Mitbewerbern klauen? Alles, was gut ist, natürlich. Aber ich kann ihnen ja nichts wegnehmen. Deswegen ist die Frage eher hypothetisch. In jedem Fall gönne ich den Kollegen von RTL den Erfolg mit «CSI:Miami» und schaue, wie ich meine Serien selbst erfolgreich programmiere. ProSieben ist ganz sicher mit «Lost» und «Desperate Housewives» im Herbst exzellent aufgestellt.

ProSieben hat sich sicherlich schon des Öfteren geärgert, «CSI» nicht gekauft zu haben…
Das war eher ein Resultat der Umstände. Zum einen waren wir durch unseren damaligen Zulieferer mit US-Serien völlig übersättigt und zum anderen performten die US-Crime-Serien damals bei weitem nicht so wie heute. Die Erfahrung hatten wir zum Beispiel mit «NYPD Blue» machen müssen und das galt ja auch lange Zeit für «CSI» bei VOX. Dieser immense Erfolg hat sich erst wesentlich später abgezeichnet. Die Serie hat sich aber gut entwickelt, wenn auch eine große Portion Glück dabei war – das muss man ganz klar sagen. Glück und Erfolg sind zwei schöne Dinge (lacht) – vor allem wenn sie aufeinander treffen. Von daher: Meinen Glückwunsch nach Köln.

Auf welche US-Blockbuster können wir uns in der kommenden Saison freuen?
Im vergangenen Jahr war bei ProSieben die Frühjahrs-Season ein bisschen stärker denke ich. Wir hatten da «Spider-Man» und «Men in Black 2» als Erstausstrahlung. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt bei uns im Herbst: Wir haben «Fluch der Karibik» und «Traumschiff Surprise» im Programm. Beides Filme, die an der „10 Millionen Zuschauer“-Marke im Kino gekratzt haben. Auch «Last Samurai» wird bei uns als Free-TV-Premiere zu sehen sein. «Shrek» und «Findet Nemo» sind ebenfalls im neuen Programmjahr bei ProSieben zu sehen. Im Actionbereich kann ich auf «Kill Bill» verweisen. «Kill Bill» wird in unserem Double-Feature am Sonntagabend als absolutes Highlight laufen. Außerdem haben wir uns «Harry Potter – Kammer des Schreckens» als Zweitausstrahlung gesichert. Wir sind sehr zuversichtlich, den Zuschauern auch in den kommenden Monaten die besten Blockbuster anbieten zu können.

Kommen wir zurück zum Thema US-Serien bei ProSieben: Im vergangenen Herbst haben Sie die Serie «Doctor Who» gekauft. Wann wird die denn im Programm zu sehen sein?
Britische Produktionen haben stets sehr kurze Staffeln. Meistens beinhaltet eine Staffel zwischen sechs und zwölf Folgen. Von «Doctor Who» wird momentan die zweite Staffel produziert, deren Rechte wir ebenfalls besitzen. Deswegen warten wir zunächst ab, bis es mehr Episoden der Serie gibt. Es ist von Vorteil, wenn man mit einer längeren Strecke starten kann. Momentan läuft die Synchro der ersten Season, deswegen gibt es noch keine genauen Sendedaten.

Im November startet in den USA bei FOX die neue Staffel von «O.C. California». Wird auch diese Staffel in Deutschland bei Pro Sieben laufen?
Davon gehe ich fest aus. Die dritte Staffel läuft derzeit am Samstagnachmittag und damit sind wir sehr zufrieden.

«Surface» ist mit hervorragenden Quoten gestartet. Im Herbst folgt dann noch «Invasion». Ab wann wird diese neue Serie in Deutschland zu sehen sein?
«Lost» war bereits mit der ersten Staffel mit durchschnittlich 14 Prozent ein schöner Erfolg für den Sender. Ich denke aber, dass wir durchaus noch etwas Potential nach oben haben. Deswegen starten wir den Montag mit der sehr erfolgreichen «Märchenstunde» und zeigen «Lost» dann im Anschluss um 21.15 Uhr. Da «Lost» natürlich wesentlich mehr Folgen als unsere «Märchenstunde» hat, wird «Invasion» anschließend um 20.15 Uhr zu sehen sein.

Das heißt, dass Sie «Lost» durchgehend erst um 21.15 Uhr zeigen?!
Richtig.

Serienfans aufgepasst! Im zweiten Teil unseres Gesprächs, welcher am kommenden Sonntag erscheint, sind wir mit Jürgen Hörner die einzelnen US-Serien durchgegangen. Wann startet was? Wird «Alias» wieder bei ProSieben auftauchen? Was passiert mit «Numb3rs» und «Nip/Tuck»?

Mehr zum Thema... Jürgen Hörner
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