Wirtschaft

ProSiebenSat.1 übernimmt Discovery-Anteile von Joyn

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Damit ist die Streamingplattform Joyn eine 100-prozentige Tochter des Unterföhringer Medienunternehmens. Die Inhalte von WBD bleiben weiterhin verfügbar.

2017 gründete die ProSiebenSat.1 Media SE gemeinsam mit dem damals noch eigenständigen Discovery-Konzern, der heute als Warner Bros. Discovery (WBD) firmiert, ein Joint-Venture, das zwei Jahre später als Streamingplattform Joyn auf den Markt kam. Wiederum drei Jahre später hat WBD in discovery+ einen eigenen Dienst in Deutschland auf den Markt gebracht, was bis zuletzt die Frage eröffnete, was eigentlich aus Joyn wird. Kurz vor dem Jahreswechsel kündigte Wolfgang Link, Vorstandsmitglied der ProSiebenSat.1 Media SE und verantwortlich für Entertainment, an, dass man Joyn weiterentwickeln wolle und sah sich im Recht, Joyn weiterhin überwiegend werbefinanziert anzubieten (Quotenmeter berichtete). Am Dienstagmorgen kam nun die Ankündigung, ProSiebenSat.1 übernimmt 100 Prozent der Anteil des Joint-Ventures und überführt Joyn als hundertprozentige Tochtergesellschaft in das Segment Entertainment der Mediengruppe.

Neben Inhalten von ProSiebenSat.1 und weiteren Content-Partnern stehen Joyn-Nutzern auch weiterhin die Inhalte von Warner Bros. Discovery im kostenfreien, werbefinanzierten Bereich zum Abruf zur Verfügung, wie es in der Ankündigung heißt. Die Abonnenten des Bezahl-Angebots Joyn Plus+ erhalten zudem Zugang zu discovery+, der dazu berechtigt, den Streamingdienst zwölf Monate lang zu nutzen. Der Deal soll mit der Kartellfreigabe am 1. Oktober 2022 abgeschlossen werden. Durch die Übernahme verspricht sich ProSiebenSat.1 eine „effizientere Wertschöpfung des eigenen Programmangebots“, außerdem böten sich „neue Möglichkeiten der Monetarisierung“. Sämtliche eigene Inhalte sollen künftig flexibler, nutzerfreundlicher und profitabler über alle Ausspielkanäle eingesetzt werden. Zum Ende des Jahres plant Joyn mit einer kontinuierlich wachsenden Anzahl unterschiedlicher FAST-Kanäle (Free-Advertising-Supported-Streaming TV). Dort werden kuratierte werbefinanzierte Inhalte hintereinander abgespielt, ähnlich wie in einer Playlist mit thematisch passenden Inhalten. Darüber hinaus bietet die Übernahme nun auch die Möglichkeit einer noch engeren Verzahnung mit den Creator-Netzwerken Studio 71 oder Buzzbird, die eine junge Zielgruppe ansprechen sollen. Gleichzeitig baut ProSiebenSat.1 das Angebot an vermarktbarem Short-Form-Content sowie großen Live- und Sport-Events auf der Streaming-Plattform sukzessive aus. Die neue Nachrichtenredaktion wird ab 2023 zusätzlichen relevanten Content für Joyn produzieren.

Rainer Beaujean, Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media SE: „Mit der vollständigen Übernahme der Anteile an Joyn setzen wir die digitale Transformation der ProSiebenSat.1 Gruppe fort. Nachdem Joyn vor drei Jahren als reine Streaming-Plattform gestartet ist, bauen wir Joyn nun zur ersten Anlaufstelle unseres digitalen Ökosystems um und profitieren dabei von den Synergien innerhalb der Gruppe. Unserer Strategie entsprechend erweitern wir unsere Reichweite insbesondere bei jungen Zielgruppen und schaffen neue Möglichkeiten der Monetarisierung. Die vollständige Kontrolle über Joyn gibt uns die dafür notwendige unternehmerische Flexibilität.“

Beaujean weiter: „Künftig setzen wir einen stärkeren Fokus auf die Interaktion mit und zwischen den Nutzer:innen und dem Community Management. Dafür verzahnen wir unsere Streaming-Plattform noch enger mit unserem Influencer Business und unseren Marken aus dem Dating & Video- sowie Commerce & Ventures-Segment. Zum digitalen Ökosystem der Gruppe gehört auch der Single-Sign-On-Registrierservice 7Pass mit seinen über 20 Mio. registrieren Nutzer:innen. Über ihn können wir die Nutzer:innen im Zusammenspiel mit Joyn künftig noch zielgerichteter adressieren.“ Laut Angaben des Konzerns wurde die Joyn-App 30 Millionen Mal heruntergeladen, vier Millionen Unique User steuern sie pro Monat an. Wie viele Abonnenten für Joyn Plus+ zahlen, geht nicht aus der Ankündigung hervor.

„Wir haben Joyn gemeinsam mit Warner Bros. Discovery zu einem erfolgreichen und relevanten Player auf dem deutschen Streaming-Markt entwickelt und freuen uns, dass ihre Inhalte auch weiterhin auf Joyn zur Verfügung stehen. Mit der kompletten Übernahme machen wir Joyn ab sofort zum wichtigsten Eckpfeiler unseres digitalen Inhalte-Angebots - und haben große Wachstumspläne: Wir bauen unser Angebot um lokale, relevante Live-Inhalte weiter aus, steigern damit sukzessive unsere vermarktbare Gesamtreichweite und eröffnen uns zusätzliche Monetarisierungsmöglichkeiten. Denn wir wollen Joyn zur größten, frei zugänglichen Streaming-Plattform für Premium-Videoinhalte im deutschsprachigen Raum machen“, erklärt Wolfgang Link, Vorstandsmitglied der ProSiebenSat.1 Media SE (verantwortlich für Entertainment).

Link weiter: „Wir haben viele neue Programmhighlights in der Pipeline: Neben immer mehr Previews aus unserer Sendergruppe wird Joyn sein Angebot an Live-Events und Joyn Originals mit den Stars der ganz jungen Zielgruppe und aufmerksamkeitsstarken Reality-Formaten wie «Love is King» oder der Impro-Serie «Intimate» erweitern. Dabei bleibt Joyn im Live-Streaming-Bereich eine Aggregator-Plattform und wir freuen uns auf neue Inhalte-Partnerschaften."

Hannes Heyelmann, General Manager von Warner Bros. Discovery Deutschland, Schweiz und Österreich, zur Übernahme durch ProSiebenSat.1: „Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit ProSiebenSat.1 eine für beide Seiten gute und einvernehmliche Lösung gefunden haben, mit der wir unsere Partnerschaft bei Joyn auf neue Beine stellen. Die Lösung erlaubt es uns, uns bei unseren Plattform-Aktivitäten in Deutschland voll auf unsere globale Marke discovery+ zu konzentrieren, während die Zuschauerinnen und Zuschauer weiterhin von attraktiven Angeboten von Warner Bros. Discovery auf Joyn profitieren und zusätzlich einen zwölfmonatigen Zugang ohne zusätzliche Kosten zu discovery+ erhalten.“

Ralf Peter Gierig, Vorstandsmitglied & Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE: „Durch die vollständige Übernahme wird Joyn im vierten Quartal 2022 erstmals vollkonsolidiert. Erwartungsgemäß ergeben sich für die Gruppe zunächst Belastungen auf Ebene des adjusted EBITDAs. Trotzdem erwartet der Konzern im laufenden Jahr wie bisher ein adjusted net income in etwa auf Vorjahresniveau." Gierig hielt auch eine „wichtige Nachricht für die Aktionäre“ parat: „Im Jahr 2023 werden die adjusted-net-income-Effekte bereits ausgeglichen und ab dem Jahr 2024 deutlich positive Beiträge zum adjusted net income der Gruppe erwirtschaftet. Zusätzlich eröffnet sich für unseren Konzern in den kommenden Jahren die Möglichkeit zur Nutzung von ertragsteuerlichen Verlustvorträgen auf Ebene von Joyn in Höhe von deutlich über 400 Mio Euro, die im bisherigen Joint Venture in dieser Höhe für uns nicht hätten genutzt werden können.“

Für die Prognose des Geschäftsjahres 2022 der ProSiebenSat.1 bleibt der Umsatz von rund 4,375 Milliarden Euro mit einer Varianz von plus/minus 75 Millionen Euro (währungs- und portfoliobereinigter Vorjahreswert: 4,333 Milliarden Euro) trotz erstmaliger Vollkonsolidierung im vierten Quartal unverändert. Gleichzeitig erwartet ProSiebenSat.1 durch die erstmalige Vollkonsolidierung von Joyn eine Reduktion im adjusted EBITDA von etwa 25 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2022 und passt seine Gesamtjahresprognose für das adjusted EBITDA entsprechend auf einen Wert von 780 Millionen Euro, mit einer unveränderten Varianz von plus/minus 25 Millionen Euro an (zuvor 805 Millionen Euro plus/minus 25 Millionen Euro). Darüber hinaus werden im Geschäftsjahr 2022 aufgrund von Effizienzmaßnahmen in den Streaming-Aktivitäten der Gruppe einmalige Aufwendungen in Höhe von bis zu 20 Millionen Euro anfallen. Der Konzern erwartet, dass das adjusted net income nach Vollkonsolidierung von Joyn für das Geschäftsjahr 2022 etwa auf dem Niveau des Vorjahreswert liegen wird, also bei 362 Millionen Euro. Der Konzern plant daher eine Dividende von 80 Cent pro Aktie ausschütten zu können. Im kommenden Geschäftsjahr rechnet ProSiebenSat.1 dagegen mit keinen negativen Auswirkungen auf das adjusted net income. In 2024 wird bereits ein deutlich positiver Beitrag für das adjusted net income der Gruppe erwartet.

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