
Erst 72 Jahre nach «Schneewittchen» wurde mit Tiana aus «Küss den Frosch» (2009) die erste afroamerikanische Disney-Prinzessin präsentiert. Damit hatte man endlich auch beim Micky-Maus-Konzern kapiert, dass man mit ethnischer Diversität rund um den Erdball noch mehr Menschen ansprechen kann. Kleine Mädchen lieben Disney, und es ist ihnen völlig egal, ob die Hautfarben ihrer Heldinnen so weiß wie Schnee, so rot wie Blut oder so schwarz wie Ebenholz sind. Nach Anna und Elsa aus «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» (2013) und der Polynesierin «Vaiana» (2016) ist jetzt mal wieder eine Asiatin dran. Sie heißt Raya und macht sich auf die Suche nach dem letzten Drachen. Wie eine schutzbedürftige Prinzessin früherer Tage wirkt sie aber nicht mehr. Eher wie ein modernes Mädchen, das sich aber nicht mehr als Mann verkleiden muss, sondern sofort klarstellt, wer hier die Hosen anhat.
Ein Juwel, geschaffen, sie alle zu retten

So auch Rayas Vater, weshalb sich die Prinzessin allein auf den Weg machen muss, Sisu zu finden, der letzte noch lebende Drache, der die zerstrittenen Reiche vereinen und die bösen Geister wieder vertreiben kann. Nur er ist eigentlich eine sie, die sich mit neuer Lebenskraft ausgestattet sogar die Gestalt einer Frau annehmen kann. Und dann ist da noch Rayas Rivalin Namaari, die Sisu nur für die Rettung ihres Stammes gewinnen will. Die anderen vier Fürstentümer sind ihr völlig egal. Aber so läuft das nicht.
Im Reich der Magie

Ja, das funktioniert wirklich gut, aber mit «Zoomania» (2016), «Chaos im Netz» (2018) und vor allem mit den Pixar-Koproduktionen «Alles steht Kopf» (2015) und «Soul» (2020) wurde bei Disney mit schon mal weit mehr gewagt. Klar ist es erfreulich, dass Raya die Dinge mit Schwert und Selbstbewusstsein selbst in die Hand nimmt und damit sowohl Mädchen als auch Jungs ein Vorbild ist, aber wirklich neu ist das längst nicht mehr. Immerhin wird uns mit Sisu eine neue Art von Drachen vorgestellt. Reptilienartig aussehende Urtiere hat man seit «Harry Potter», «Der Hobbit» oder «Drachenzähmen leicht gemacht» serienmäßig schon allzu oft gesehen. Sisu ist flauschig, sanft-blickend und irgendwie poppiger. Dazu Wuschelhaare, schlangenförmiger Körper und ein Horn auf der Stirn – genau das Richtige zum Liebhaben, um als adaptiertes Kuscheltier im Kinderbett zu landen.
Money Makes the Micky Mouse Go Round

Nach der Realversion von «Mulan» und Pixars Meisterwerk «Soul» wird nun auch «Raya und der letzte Drache» in platte Form gebracht. Also kein 3-D, wie es im Kino für Animationsfilme schon Standard geworden ist. Der große Sound dürfte durch die häusliche Stereoanlage auch nicht so richtig durchdringen. Aber der Film ist neu! Deshalb kriegt man «Raya und der letzte Drache» ab 5. März nur per VIP-Zugang zum Preis von 21,99 Euro auf Disney+ zu sehen.
Fazit: Raya ist nach Mulan die zweite asiatische Disney-Prinzessin. Ein modernes Mädchen mit Vorbildfunktion in einem farbenprächtigen Animationsfilm, allerdings mit schwächelndem Plot.
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