Die Kritiker

«Skylines»

von

Frankfurt - die Metropole von Rap, Kriminalität und Hochfinanz. Leider findet die neue Netflix-Serie mit ihrem bemühten Großstadt-Panoptikum nie zu einem stimmigen Ton.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Edin Hasanovic als Jinn
Peri Baumeister als Sara
Sahin Eryilmaz als Semir
Anna Herrmann als Lily
Richy Müller als Raimund
Murathan Muslu als Kalifa
Lisa Maria Potthoff als Celine

Hinter der Kamera:
Produktion: Komplizen Film GmbH und StickUp Filmproduktion GmbH & Co. KG
Creator und Headautor: Dennis Schanz
Drehbuchautoren: Arne Ahrens, Oliver Karan, Ole Lohmann und Kim Zimmermann
Regie: Maximilian Erlenwein und Soleen Yusuf
Kamera: Julian Hohndorf und Stephan Burchardt
Produzenten: Luis Singer, Dennis Schanz, Jonas Dornbach, Janine Jackowski, Maren Ade und David Keitsch
Über die Gangster-Rap-Szene hat man als unbeschriebenes Blatt ja allerhand Klischees im Kopf: dicke Hose, vulgärer Slang, kurze Zündschnur, literweise Testosteron, das Goldkettchen als Identifikationsmerkmal, die frisierte Karre als Hirn- und Penisersatz, und immer knietief in der Illegalität.

Die neue Netflix-Serie «Skylines» schafft nun etwas Erstaunliches: Sie erzählt von Figuren, die all diese Klischees bis in die Haarspitzen erfüllen, und die doch als plastische, bisweilen komplexe Charaktere funktionieren: Angefangen beim neuen Stern am Beat-Himmel Jinn (Edin Hasavnovic), der eigentlich Johannes heißt, aber für seine Rap-Produzenten-Karriere einen orientalischeren Namen gewählt hat, der ihm noch dazu als Bezeichnung für einen Dämon mit tausend Gesichtern symbolkräftigen Subtext verleiht. Weiter zu dem im Geld schwimmenden Rapper Kalifa (Murathan Muslu), der seine Verbindungen zur organisierten Kriminalität hinter sich gelassen (oder zumindest auf ein Minimum reduziert) haben will, und mit dem Rap-Verlag Skyline ein seriöses Unternehmen hochgezogen hat. Wenn da nicht sein kürzlich wieder aufgetauchter älterer Bruder Ardan (Erdal Yildiz) wäre, der die Firma als Tarnunternehmen für seine umfangreichen Drogengeschäfte nutzen will.

Erzählerischer Zündstoff ist also von Anfang an in ausreichender Menge vorhanden. Doch um es im Duktus der Protagonisten zu sagen: Diese Plots kommen nicht so recht aus dem Arsch. Es dauert, lange bis die Konflikte und Haltungen der Figuren etabliert sind. Trotz der vorhersehbaren Konstellationen und Handlungsabrisse entstehen jedoch spannende Verwicklungen und eindringliche, authentische Sequenzen, in denen Themen wie Loyalität und Schuld auf durchaus hohem Niveau verhandelt werden.

«Skylines» will dabei aber mehr sein als eine „Milieuserie“ und sich gleichzeitig seinen Spielort – Frankfurt – zunutze machen. Dazu bedient sie sich wiederum der zwei größten Vorurteile, die landläufig mit der Mainmetropole assoziiert werden: Banken und Kriminalität. Für ersteres ist Jinns Vater (Richy Müller) zuständig, der in Hinterzimmern Insidergeschäfte anleiert und sich dann von einem gewieften Hotelangestellten erpressen lässt. Auf den Straßen Hamburgs räumt derweil Polizistin Sara (besonders eindringlich: Peri Baumeister) auf, deren durchdachte und zupackende Arbeitsweise nach einer erneuten Eskalation der albanischen Drogenmafia in der Stadt gefragt ist.

Mit ihren drei Blickwinkeln Hochfinanz, Rap und Polizei wirkt die sechsteilige Serie jedoch oft zu überfrachtet: Besonders zu Beginn wird zu viel an Charakter- und Handlungsexposition gepfercht, damit am Schluss die Fäden elegant, aber zu gewollt zusammenlaufen können. Mitunter deshalb wirkt «Skylines» aufgrund der vielen konträren Spielwiesen, die nur mühsam (hauptsächlich durch die familiären Verhältnisse der Charaktere) in einen gemeinsamen Zusammenhang gebracht werden können, nicht wie aus einem Guss – und als härterer, authentischer Kontrapunkt zum US-Rapserien-Erfolg «Empire» hätte dieses Format deutlich besser gefallen denn als angepasstes Frankfurt-Panoptikum.

Skylines steht ab dem 27. September bei Netflix zur Verfügung.

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