Sonntagsfragen

Peter Kloeppel: „Es kommt gar nicht so auf die Köpfe an, sondern viel mehr auf die Strategien“

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Mehr als 10.000 Sendungen «RTL Aktuell» hat Peter Kloeppel moderiert. Im Interview mit uns erklärt er, wieso Nachrichten „menscheln“ sollen und wieso er 19.30 Uhr für keine gute Zeit für ein Boulevard-Magazin hält…

Zur Person: Peter Kloeppel

Peter Kloeppel begann 1985 bei RTL Plus in Bonn. Von 1990 bis 1992 ist der heute 47-Jährige RTL-Korrespondent in den USA mit Sitz in New York.
Seit April 1992 ist der Nachrichtenmann Chefmoderator bei „RTL aktuell".
Für die 9/11-Berichterstattung erhielt Peter Kloeppel unter anderem den Adolf-Grimme-Preis. Seit Dezember 1993 ist der Anchorman mit einer US-Amerikanerin verheiratet, mit der er auch eine Tochter hat.
Nochmal nachträglich Glückwunsch zu 10.000 Sendungen «RTL Aktuell». Wie ist es, so viele Sendungen gemacht zu haben?
Es ist ein ordentlicher Brocken, danke! Ich selber habe natürlich nicht alle 10.000 Sendungen mit moderiert, sondern war bei etwa der Hälfte dabei. Ich habe da weniger die Sendungen selbst als die Jahre gezählt, die ich schon moderiere. Das sind jetzt auch schon 23 Jahre. Wenn man mich 1992 zu Beginn gefragt hätte, ob das so lange gut geht, hätte ich ehrlicherweise gesagt: Nein. Aber ich freue mich natürlich, dass es schon so lange gut geht (lacht).

Wie hat sich die Welt und auch die Medienwelt in dieser Zeit verändert?
Die Welt verändert sich ja ständig, eigentlich sind wir immer in Bewegung. So ist es auch in der Medienwelt. Man überlege nur, wie viele Lokal- und Regionalzeitungen es in den 60ern gab und wie wenige es heute noch gibt. Oder umgekehrt: wie wenige Zeitschriften es damals gab und wie viele es heute sind. Wir haben uns in den letzten 50 Jahren zu einer vielschichtigen Informationsgesellschaft entwickelt, in der jedermann zu jeder Zeit und an fast jedem Ort mit den aktuellen Nachrichten versorgt werden kann. Das Fernsehen profitiert dabei auch künftig davon, dass die Menschen komplexe Nachrichten erklärt und zusammengefasst bekommen wollen - und das von vertrauten Gesichtern. Das ist und bleibt ein Alleinstellungs-Merkmal der meisten Nachrichtensendungen, sofern sie sich auf diese Bedürfnisse der Zuschauer wirklich einstellen. Wir bei «RTL Aktuell» tun dies seit jeher, darin liegt ganz sicher eine unserer Stärken.

Ist das also das Erfolgsrezept Ihrer Sendung?
Kontinuität ist ein ganz wichtiger Punkt – nicht nur bei den Köpfen, sondern auch beim Konzept. Wir bringen die Nachrichten, die die Menschen wirklich interessieren, kompakt und verständlich präsentiert. Dafür brauchen und haben wir gute Mitarbeiter – unsere Redakteure in Köln und in den Außenstudios sowie unsere Korrespondenten und Reporter in der ganzen Welt.

Wichtig ist, dass sich die Zuschauer, wo sie selber betroffen sind, wiedererkennen können und dass wir trotzdem alle wichtigen Fakten liefern. Solange wir da die richtige Balance finden, sind wir mit unserer Form der Informationsvermittlung erfolgreich.
Peter Kloeppel über Themenauswahl und -präsentation bei «RTL Aktuell»
Die RTL-Beiträge „menscheln“ ja häufig – vor allem im Vergleich zu den öffentlich-rechtlichen Kollegen, sodass zum Beispiel eine Hartz IV-Erhöhung anschaulich bei einer betroffenen Familie gezeigt wird. Kann man das als Ihre Handschrift bezeichnen?
Wir müssen Informationen so vermitteln, dass die Menschen verstehen, was hinter der reinen Nachricht steckt. Natürlich kann man zum Beispiel das Thema Hartz IV sehr trocken erklären, man kann es dabei aber auch „menscheln“ lassen. Wichtig ist, dass sich die Zuschauer, wo sie selber betroffen sind, wiedererkennen können und dass wir trotzdem alle wichtigen Fakten liefern. Solange wir da die richtige Balance finden, sind wir mit unserer Form der Informationsvermittlung erfolgreich.

Nicht nur bei der Euro-Griechenland-Krise oder der Flüchtlingsproblematik hat man als Journalist ja auch eine gewisse Verantwortung bei der Nachrichtenvermittlung – vor allem bei einem der meist gesehen Nachrichtensendungen Deutschlands. Wie gehen Sie damit um?
Wir haben natürlich die hohe Verantwortung, dass wir zugleich informieren, Hintergründe aufzeigen und erklären müssen, was die Flüchtlingsströme, die wir im Moment sehen, für unser Land bedeuten. Auch hier stehen wir tagtäglich vor der Herausforderung, eine Balance zu finden – in diesem Fall zwischen der Benennung von Chancen und positiven Beispielen einerseits und den Herausforderungen und Problemen andererseits. Nur so bilden wir die Flüchtlingsdebatte realistisch ab.

Diese Pre-Primetime-Strecke ist heiß umkämpft ist und in der Regel haben nur diejenigen Erfolg, die bestimmte Programmplätze schon über einen langen Zeitraum kontinuierlich bespielen. Etwas Neues hat es da immer schwer. Auf der anderen Seite war das eben auch nicht so neu: Ein Magazin, das den Tag abbildet, das gibt es an anderer Stelle schon vorher – nicht unbedingt bei Sat.1, aber das gibt es eben bereits bei RTL oder auch bei ARD und ZDF.
Peter Kloeppel über das gescheiterte Sat.1-Magazin «Unser Tag»
Sat.1 scheiterte zuletzt mit seinem Vorabend-Magazin, das unter anderem von einem Ex-RTL-Mann aufgebaut wurde. Inwieweit haben Sie das aus Fernsehmacher-Sicht mit verfolgt?
Ehrlich gesagt, habe ich das eher am Rande mit verfolgt. Das heißt aber nicht, dass ich deswegen keine Meinung dazu haben kann. Nur so viel: Dieses Angebot hatte zwischen 19 und 20 Uhr ein extrem schwieriges Programm-Umfeld. Das hat noch jeder erleben müssen, der da zuletzt versucht hat, etwas anzuschieben – seien es ARD, ZDF oder in diesem Fall eben Sat.1. Diese Pre-Primetime-Strecke ist heiß umkämpft ist und in der Regel haben nur diejenigen Erfolg, die bestimmte Programmplätze schon über einen langen Zeitraum kontinuierlich bespielen. Etwas Neues hat es da immer schwer. Auf der anderen Seite war das eben auch nicht so neu:

Ein Magazin, das den Tag abbildet, das gibt es an anderer Stelle schon vorher – nicht unbedingt bei Sat.1, aber das gibt es eben bereits bei RTL oder auch bei ARD und ZDF. Da warten die Zuschauer eben nicht darauf, dass jetzt noch so eine Sendung kommt. Selbst Thomas Gottschalk ist am Vorabend mit seiner eigentlich guten Idee eines täglichen Talks an den Sehgewohnheiten der Zuschauer gescheitert.

Neben Ihren RTL-Nachrichten-Einsätzen beschäftigen Sie sich auch mit Dokumentationen, die im Anschluss an «Starfighter» und «Deutschland 83» laufen...
Ja, die historischen Dokumentationen habe ich immer wieder auf meiner Agenda. 2000 haben wir eine mehrteilige Serie über die Geschichte der Bundesrepublik produziert, später u.a. auch über die Geschichte der Raumfahrt oder des D-Day. In den nächsten Wochen bieten wir im Anschluss an die fiktionalen Stoffe «Starfighter» und «Deutschland 83» begleitende Dokus zu diesen historischen Ereignissen an. 1983 war ich 25 Jahre alt. Da läuft man wach durch die Gegend und ich hatte damals gerade angefangen, journalistisch zu arbeiten. Daher konnte ich mich an viele Themen noch gut erinnern, die damals diskutiert wurden. Da taucht man nochmal in die Geschichte ein, was mir sehr gut gefällt.

Wichtig ist, dass das Haus weiter Informationsangebote produzieren will – und das wird so sein. Da kommt es gar nicht so auf die Köpfe an, sondern viel mehr auf die Strategien. Wenn dann auch die Köpfe passen, umso besser.
RTL-Nachrichtenanchor Peter Kloeppel
Zum Abschluss wünschen wir nochmal alles Gute für die nächsten 10.000 Sendungen «RTL Aktuell» – Sie bleiben der Sendung weiter so lange treu?
Das werde ich nicht schaffen, dann wäre ich schon über 80 Jahre alt. Ehrlich gesagt kommt es auf mich als Person auch gar nicht so sehr an. (lacht) Wichtig ist, dass das Haus weiter Informationsangebote produzieren will – und das wird so sein. Da kommt es gar nicht so auf die Köpfe an, sondern viel mehr auf die Strategien. Wenn dann auch die Köpfe passen, umso besser.

Vielen Dank für das Gespräch, Peter Kloeppel.

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