Die Kino-Kritiker

«Stuber - 5 Sterne Undercover»: Kleiner Fahrer, großer Cop

von

In seiner Actioncomedy «Stuber» bemüht Michael Dowse das Klischee von unterschiedlichen Partnern wider Willen, die an einem Strang ziehen müssen, um sich aus einer Misere zu befreien.

Filmfacts: «Stuber»

  • Start: 22. August 2019
  • Genre: Action/Komödie
  • FSK: 12
  • Laufzeit: 93 Min.
  • Kamera: Bobby Shore
  • Musik: Joseph Trapanese
  • Buch: Tripper Clancy
  • Regie: Michael Dowse
  • Darsteller: Dave Bautista, Kumail Nanjiani, Mira Sorvino, Natalie Morales, Karen Gillan, Iko Uwais
  • OT: Stuber (USA 2019)
Filme wie «Stuber» gibt es heutzutage kaum noch. Während das Kinoprogramm in den Multiplexen von Franchises und dem ‘Big Budget‘ vordiktiert wird, wandern schmaler finanzierte Originalstoffe gern zu Netflix und anderen Streamingdiensten. Ergänzt man die Informationen, dass es Michael Dowse («The F-Word») mit seiner nunmehr sieben Langfilm-Regiearbeit auch mit sowas wie Political Correctness nicht so ganz genau nimmt und sich zudem nicht scheut, Blut und Gewalt zu zeigen, würde man «Stuber» eher irgendwo zwischen den Jahren 1990 und 2000 verorten, aber ganz sicher nicht im Hier und Heute und schon gar nicht auf der großen Leinwand. Aber Michael Dowse bekam für seine Action-Comedy «Stuber – 5 Sterne Undercover» grünes Licht von 20th Century Fox – und wurde nach dem US-Release prompt abgestraft. Bob Iger, Chef des milliardenschweren Disney-Konzerns, zu dem Fox mittlerweile gehört, kündigte an, nach schwachen Performances von unter anderem «Stuber» und «X-Men: Dark Phoenix» den Output des geschluckten Studios weiter verringern zu wollen und schob in den Anfängen steckenden Produktionen wie einem «Stirb langsam»-Prequel oder einer «The Sims»-Verfilmung einen Riegel vor.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist ein solch rigoroser Schritt zwar schon nachvollziehbar, trotzdem bleibt zu hoffen, dass sich andere Produktionsfirmen ein Beispiel daran nehmen, dass es sowas wie «Stuber» heute überhaupt noch ins Kino schafft. Denn auch wenn nicht jede Pointe zündet, ist die starbesetzte Actioncomedy längst nicht nur ein Starvehikel.

Gegensätze ziehen sich an!?


Stu (Kumail Nanjiani) ist ein gesprächiger, sanftmütiger, risikoscheuer Millennial, der in einem Sportgeschäft arbeitet und nachts als Uber-Fahrer jobbt, um genug Geld zu verdienen, um sein eigenes Fitness-Studio zu eröffnen und so die Frau seiner Träume zu erobern – ein Plan, der ähnlich erfolgsversprechend scheint, wie er klingt. Außerdem würde er alles geben, um seine Fünf-Sterne-Bewertung als Fahrer zu behalten. Vic Manning (Dave Bautista) dagegen ist ein Mann mittleren Alters, Detektiv der alten Schule und ein Alphatier. Er ist von seiner Frau geschieden, mit seinem Job verheiratet und vernachlässigt seine elterlichen Pflichten gegenüber seiner erwachsenen Tochter Nicole (Natalie Morales). Eines Tages bekommt er einen Tipp, wo sich der Drogendealer aufhält, der seinen Partner ermordet hat, just als er nach einer Laser-Operation die Augenarzt-Praxis verlässt. Da er nur verschwommen sieht und nicht selbst fahren kann, bestellt er einen Uber-Fahrer. Ausgerechnet Stu ist gerade frei…

Für das Drehbuch verantwortlich zeichnete im Falle von «Stuber» ausgerechnet Tripper Clancy, der außerhalb deutscher Gefilde bislang nicht in Erscheinung getreten ist. Clancy verfasste die Skripte zu «Vier gegen die Bank» und «Hot Dog» – und wenn man beiden Filmen etwas zugutehalten möchte, dann die Tatsache, dass sie die Stärken ihrer geschriebenen Figuren genau einzuschätzen wissen. Wenngleich insbesondere «Hot Dog» aufgrund altbackener Witze und unflätiger Sex-Gags streckenweise kaum zu ertragen war und man bei «Vier gegen die Bank» meinte, alles davon schon mal irgendwo gesehen zu haben, sind beide Krimi-Komödien angenehm charaktergetrieben. Und genau so verhält es sich nun auch bei «Stuber». Nur dass hier angenehmerweise jedwede Form von Unter-der-Gürtellinie-Humor wegfällt und sich hier auch sonst alles ein wenig moderner anfühlt.



Trotzdem wirkt auch «Stuber» in seiner Prämisse bisweilen angestaubt; die Prämisse vom ungleichen (Cop-)Duo, das sich entgegen der gewaltigen Unterschiede in Statur und Charakter zusammenraufen muss, um einen kniffeligen Fall zu lösen, gewinnt weiß Gott keinen Innovationspreis. Doch wir kündigten es ja bereits an: In «Stuber» stehen genau wie im Falle von «Vier gegen die Bank» und «Hot Dog» spleenige Figurentypen vor der Kamera. Und insbesondere im Gegensatz zu «Hot Dog» muss man sich diesmal nicht einmal dazu durchringen, ihnen auch wirklich eineinhalb Stunden bei ihren Frotzeleien zuschauen zu wollen, denn es macht schon ziemlich viel Bock, wie sich Kumail Nanjiani («The Big Sick») und Dave Bautista («Blade Runner 2049») hier permanent bekriegen und eigentlich ziemlich liebhaben.

Kumail Nanjiani und Dave Bautista - ein Dreamteam wart geboren!


Ohne die optimale Besetzung würde «Stuber» natürlich nur halb so gut funktionieren. In Kumail Nanjiani und Dave Bautista haben die Verantwortlichen zwei perfekte Partner wider Willen gefunden, für deren Verkörperung die beiden Schauspieler immer wieder scharf an der Karikatur kratzen. Nanjiani mimt den aufopferungsvollen Stu mit Tendenz zur Unterwürfigkeit und bedient dabei schon mal das ein oder andere Klischee des gastfreundlichen Inders (schon auf die Tatsache, dass ausgerechnet eine Person indischen Ursprungs in diesem Film den Uber-Fahrer mimt, wird früh in «Stuber» verwiesen). Gleichzeitig zeigt sich das Skript in seinen besten Momenten clever genug, um Klischees auch zu unterwandern. Nicht nur weil Stu im Laufe des Films immer mehr zum mutigen Kämpfer mutiert, der sich im Zweifelsfall auch eine Kugel einfangen würde, um seinen Partner zu beschützen. Sowohl er als auch Vic kommen immer wieder auf typische Manierismen ihrer Figurentypen zu sprechen. Schließlich ist auch das Bild vom muskelbepackten, kaltherzigen Cop, der sich seit einem Zwischenfall verbissen auf die Jagd nach einer einzelnen Person begibt, nicht das erste Mal Bestandteil eines Films dieses Genres.

Darüber hinaus ist die von viel, viel Improvisation geprägte Interaktion zwischen Nanjiani und Bautista durchzogen von Wortwitz und Sticheleien, die im Deutschen («Bullyparade»-Gesicht Rick Kavanian schlüpft in die Synchronrolle Nanjianis) ähnlich gut funktionieren wie in der Originalfassung.

Die Story selbst hakt dagegen vorwiegend Stationen einer typischen Crime-Comedy ab, in der eine Schurkenjagd im Vordergrund steht. Da werden Verdächtige an skurrilen Orten befragt (in diesem Fall unter anderem in einem Männer-Striplokal und einem Tier-Krankenhaus), es werden sich wüste Schießereien und Verfolgungsjagden geliefert und während das Blut mächtig spritzen darf und sich die beiden unkonventionelle Ermittler immer wieder wüste Beschimpfungen an den Kopf knallen, wachsen sich langsam zu einer Einheit zusammen. Besonders innovativ ist das alles nicht und auch die ein oder andere Storywendung lässt sich von kundigem Genrepublikum lange erahnen, bevor die Macher sie überhaupt ausspielen. Aber all das erfüllt aufgrund der genannten Vorzüge immer seinen Zweck, zumal «Stuber» darüber hinaus einige großartig choreografierte Nahkämpfe zu bieten hat – etwa wenn sich Stu und Vic in einem Outdoor- und Survival-Geschäft mit allem bekriegen, was sie hier in die Finger kriegen (die Angelhaken tun besonders weh!).

Leider geraten die von Kameramann Bobby Shaw («The Invitation») eingefangenen Bilder nicht immer so wertig, dass sich jede Actionszene verfolgen ließe. Insbesondere die ersten Minuten geraten allzu unübersichtlich; auch im weiteren Verlauf übertreiben es die Macher mit ihrer Wackelkameraoptik. Da heißt es: die Zähne zusammenbeißen. Am Ende wird man nämlich doch häufiger mit funktionierenden Gags belohnt, als man es im Anbetracht der altbekannten Konstellation vielleicht erwartet hätte.

Fazit


Als durchaus blutige und mit derbem Humor nicht geizende Comedy über zwei ungleiche Ermittler wider Willen wirkt «Stuber – 5 Sterne Undercover» wie aus der Zeit gefallen. Vieles davon hat man schon gesehen, teilweise sogar besser. Aber die beiden Hauptfiguren und eine hohe Gag-Trefferquote helfen nicht bloß über die altbekannte Prämisse hinweg, sondern auch über die zum Teil ziemlich anstrengende Kameraführung.

«Stuber – 5 Sterne Undercover» ist ab dem 22. August in den deutschen Kinos zu sehen.

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