Die Kritiker

«Superfrauen – Die weibliche Seite des deutschen Films»

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In «Superfrauen – Die weibliche Seite des deutschen Films» geht es um die Ungleichverteilung zwischen den Geschlechtern in den deutschen Medien.

Nach drei kurzen Statements von Frauen aus der deutschen Film- und Fernsehbranche brummt eine männliche Stimme aus dem Off. Sie erklärt, dass die Macher dieser Dokumentation die Superfrauen des deutschen Films besucht haben. Sie hätten "dabei festgestellt, dass sie unterrepräsentiert sind". Und schon drängt sich die Frage auf: Aus welcher Perspektive wurde diese Produktion bitteschön zusammengestellt? Beziehungsweise: Für wen wurde sie gemacht? Denn der Umstand, dass Frauen im aktiven deutschen Film- und Fernsehgeschäft zahlenmäßig brutal unterlegen sind, ist nämlich keine neue Erkenntnis. Besonders schockierend ist dieser Umstand daher, dass genauso viele Frauen in die Branche einsteigen wollen wie Männer – so sind die Regie-Studiengänge an den Film- und Fernsehschulen zu 50/50 besetzt.

Wenige Minuten später hält «Superfrauen – Die weibliche Seite des deutschen Films» erstaunt fest, dass Kathryn Bigelow bei den 82. Academy Awards die erste Frau war, die einen Regie-Oscar erhielt, und Maren Ade mit «Toni Erdmann» im Jahr 2016 als erste Frau den Europäischen Filmpreis in derselben Kategorie gewann. Diese Zahlen sollen die Ungleichheit zwischen Mann und Frau in der Medienwelt unterstreichen, sind Medieninteressierten aber bestens bekannt und bräuchten daher keine derartig verwundert vermittelte Darstellung. Und ob es der richtige Köder für Medienuninteressierte ist, lässt sich diskutieren.

Aber «Superfrauen – Die weibliche Seite des deutschen Films» fängt sich nach rund einem Drittel seiner knapp halbstündigen Laufzeit. So werden brennende Fragen aus der Debatte um die Geschlechterungleichstellung angerissen. Es wird beispielsweise auf den Bayerischen Filmpreis im Januar 2017 eingegangen, als der Regie-Preis an sogleich fünf Regisseurinnen überreicht wurde. Was als feierliches, förderndes Signal gedacht war, ging schief: In der Presse wurde eifrig darüber diskutiert, ob die Regisseurinnen somit degradiert wurden ("Fünf Regisseurinnen sind einen Regisseur wert") oder ob es sehr wohl ein wichtiger Hinweis darauf war, wie viele starke Filme von Frauen im Vorjahr in den deutschen Kinos anliefen.

Maria Schraders verdatterter Dankesrede stellt «Superfrauen – Die weibliche Seite des deutschen Films» die Erläuterung von Regisseurin Caroline Link entgegen, die an der Entscheidung beteiligt war. Und auch die Diskussion zum Thema Frauenquote in den deutschen Medien wird von mehreren Seiten beleuchtet. In der Doku machen die Verantwortlichen unmissverständlich klar, dass die ungleiche Besetzung zwischen Mann und Frau auf den zahlreichen Posten hinter den Kulissen abgeschafft gehört. Dennoch bildet die Doku die Realität ab, dass es neben zahlreichen Befürwortern und Befürworterinnen der Frauenquote auch einzelne Stimmen gibt, die sagen, man müsse es anders lösen können.

Stimmenvielfalt hin oder her: Es lässt sich «Superfrauen – Die weibliche Seite des deutschen Films» vorwerfen, beim Thema Frauenquote etwas scheu zu werden und prophylaktisch das Pro-Argument zu schwächen, damit unter den Zuschauern niemand stur innerlich dicht macht. Das gleicht die Doku ein Stück weit dadurch aus, wie sie mit spitzen Interviewaussagen gegen weitere Ungerechtigkeiten schießt. Wenn selbst eine deutsche Schauspielikone wie Iris Berben feststellt, dass sie schlechter bezahlt wird als männliche Kollegen, und in einer öffentlich-rechtlichen Doku der deutschen Filmförderung der Vorwurf entgegen geschleudert wird, Drehbücher von Autoren gönnerhafter durchzuwinken als Drehbücher von Autorinnen … Da darf gerne vor lauter Schreck die Kinnlade runter klappen.

Mit O-Tönen von diversen deutschen Medienfrauen, darunter «Einmal bitte alles»-Regisseurin Helena Hufnagel, Schauspielerin Emilia Schüle, «High Society»-Regisseurin und -Autorin Anika Decker, Regielegenden Doris Dörrie und Margarethe von Trotta sowie «Toni Erdmann»-Produzentin Janine Jackowski findet «Superfrauen – Die weibliche Seite des deutschen Films» ein aussagekräftiges Konsortium an deutschen Medienfrauen. Sie treten zwar nicht in den Dialog miteinander, allerdings sind die Interviewpassagen auf ausgewogene Weise so zusammengeschnitten, dass sie sich mal ergänzen, mal widersprechen.

Streng genommen sind 30 Minuten viel zu wenig Laufzeit für dieses Thema, und es hätten gern noch mehr Stimmen ihren Beitrag leisten dürfen, wie etwa «Wild»-Regisseurin Nicolette Krebitz, aber für den Anfang ist «Superfrauen – Die weibliche Seite des deutschen Films» schon einmal ein löblicher Versuch, mehr Aufmerksamkeit auf deutsche Film- und Fernsehmacherinnen zu lenken.

«Superfrauen – Die weibliche Seite des deutschen Films» ist am 11. November 2018 ab 23.35 Uhr im Ersten zu sehen.

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