Enthüllungsbücher wecken beim Leser zu Recht hohe Erwartungen. Ihr Mehrwert liegt in neuen, bisher unbekannten Informationen, die die Autoren ans Tageslicht befördern. Dieser Erwartungshaltung hält das seit Mitte Juli auf Deutsch erhältliche Buch der New-York-Times-Journalistinnen Sheera Frenkel und Cecilia Kang "Inside Facebook: Die hässliche Wahrheit" nicht in Gänze stand. Dies liegt nicht etwa an mangelnder Recherche. Mit über 400 Personen, auch aus dem inneren Zirkel des Tech-Konzerns, führten die beiden Journalistinnen Interviews und können dabei durchaus mit interessanten Zitaten aufwarten. Allerdings bietet das Buch Interessierten, die mit den Machenschaften Facebooks und seines Gründers Mark Zuckerberg vertraut sind, wenig neue Fakten.
Ein Gewinn könnte es hingegen für all jene sein, die bisher einen allzu sorglosen Umgang mit ihren Daten pflegten. Dass Facebook nicht kostenlos ist und der Nutzer statt mit Geld mit seinen Daten bezahlt, ist keine neue Erkenntnis. Welch dramatische Formen hingegen die Daten-Sammelwut des Social-Media-Platzhirschen angenommen hat und wie wenig sich der Konzern dabei um Datenschutzstandards sorgt, haben die Autorinnen anschaulich herausgearbeitet.
Ein echter Mehrwert der Publikation liegt zudem darin, dem Leser ein internes Stimmungsbild des Konzerns zu vermitteln. Während Zuckerberg nach außen als autoritärer Alleinherrscher auftritt, zeigen die Autorinnen auf, welch lebhafte Debatte unter den Angestellten, sowohl über die technische als auch die politische Ausrichtung von Facebook, stattfindet. Spannend ist dabei vor allem die interne Diskussion über den Umgang mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump und dessen bisweilen polterndes Auftreten. Während Trump und viele US-Konservative Facebook Zensur vorwerfen, kritisieren Frenkel und Kang, dass der Konzern im Gegenteil hetzerische Posts im Namen der Meinungsfreiheit einfach stehen lasse anstatt sie zu löschen.
Beide setzen wenig Hoffnung auf eine interne Reform des Social-Media-Monopolisten. Für sie muss der Druck auf den Konzern von außen kommen. Hierbei richten Frenkel und Kang das Augenmerk besonders auf die Politik und eine mögliche stärkere Regulierung oder gar eine Zerschlagung Facebooks.
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