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Quantität, Qualität: Warum ein Aus von «Block B» kein gutes Zeichen wäre

von   |  3 Kommentare

Am Donnerstag ging die erste Staffel der RTL-Knastserie mit Gisa Zach zu Ende. Die Quoten waren nicht immer zufriedenstellend. Im Internet haben sich inzwischen Gruppen gebildet, die für eine zweite Runde kämpfen. Den Wunsch sollte RTL ihnen erfüllen, findet Quotenmeter-Chefredakteur Manuel Weis.

Die Botschaft der Produzenten von «Block B» war von vornherein klar. Liebe die Show – oder hasse sie. Das ist ein ziemlich mutiges Credo für einen TV-Produzenten, dem es in der heutigen Zeit meistens darum geht, eine möglichst breite Masse anzusprechen, um einen Folgeauftrag zu erhaschen. «Block B» macht es anders – das Format macht sowieso so einiges anders. Und wird somit einzigartig.

Donnerstag ist «Block B»-Tag. Die nächste Folge naht. Aber bin ich überhaupt bereit dazu? Bereit, in diese Abgründe zu blicken? Muss ja. 30 Minuten Atem anhalten. Niemand spricht. Bis zur Werbepause. Kurz durchatmen, zappen. Und dann wieder gebanntes Schauen. 23.15 Uhr. Gut, dass es vorbei ist. Bis zur nächsten Woche.

UFA Serial Drama erzählt – nach dem Vorbild des australischen Formats «Wentworth» so schonungslos wie keine deutsche Serie in den zurückliegenden Jahren. «Block B» ist so konsequent und gut, wie es noch keine RTL-Eigenproduktion jemals zuvor war. Die Reaktionen darauf sind eindeutig. Etliche Menschen lehnen das Format ab; vom Sendeplatz um 21.15 Uhr musste die Produktion auf den späteren Slot um 22.15 Uhr wandern. Das missfiel den hartgesottenen Fans. Die Produktion sprach aber genau die an, die RTL eigentlich schon längst verloren hatte. Die Frauen im Knast sind so ein bisschen der Günter Wallraff der Fiction. Niemand hätte RTL vor einiger Zeit diese Qualität zugetraut. Gestartet war das Format mit einer Doppelfolge, die im Schnitt etwas mehr als zwölf Prozent holte. In der zweiten Ausstrahlungswoche sackten die Werte – ebenfalls zwischen 21.15 und 23.15 Uhr auf noch gut zehn Prozent ab, was die Programmplaner in Köln zur Verschiebung veranlasste.

Die Folgen fünf und sechs markierten am späteren Abend mit 9,7 und 7,2 Prozent Marktanteil schließlich Negativmarken im Verlauf der ersten Staffel. Seit der siebten Folge, als die Handlung spürbar anzog, stiegen aber auch die Marktanteile in der Zielgruppe. Zunächst wieder auf elf Prozent, dann auf 10,5 Prozent. Am Ende von Episode acht bewies «Block B» mal wieder seine Schonungslosigkeit. Die Macher ließen die Tochter von Hauptfigur Bea auf grausame Art und Weise sterben. Umgebracht von ihrem Freund, mit einer Überdosis – im Auftrag von Mitinsassin Rita. Folge neun widmete sich somit komplett dem Leid der Hauptfigur und verlangte Darstellerin Gisa Zach alles ab. Mit diesen Szenen dürfte sich die Darstellerin in den nächsten Jahren für jede erdenkliche Produktion empfohlen haben. Nicht weniger krass ging es letztlich in der letzten Episode der Staffel zu, in der Bea erfuhr, was die wahren Hintergründe für den Tod ihres geliebten Kindes waren – und daraufhin komplett die Fassung verlor. Mit 12,2 Prozent Marktanteil lief es vergleichsweise stark. Unter dem Strich stand für die zehnteilige erste Staffel eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 1,82 Millionen zu Buche, was einem deutlich zu schwachen Gesamt-Marktanteil von 7,6 Prozent entsprach. Auch in der Zielgruppe lief es mit 10,9 Prozent bei 1,01 Millionen mäßig - wenn auch mit Aufwärtstrend zum Ende hin.

Ob die Geschichte nun weitererzählt wird, steht noch in den Sternen. In Australien läuft das «Block B»-Vorbild gerade in der dritten Staffel, die sich von den Zuschauerzahlen her gesteigert hat. Auf knapp 90.000 Zuschauer kamen die ersten drei Episoden der zweiten Staffel, nun sind es mehr als 97.000. Bei RTL dürfte sich ein komplexerer Entscheidungsweg abzeichnen. Für die klassische TV-Ausstrahlung ist «Block B» nicht mainstream genug, um wirklich rentabel zu sein. Es wäre eher ein Leuchtturm-Format, das man sich leisten muss. Nicht umsonst laufen Qualitätsserien in Amerika selten bei CBS, sondern eher bei Showtime.

Möglicherweise wäre in Köln daher über alternative Verbreitungswege nachzudenken. Wieso sollte «Block B» künftig nicht im Pay-TV seine Premiere feiern. Kanäle sind in Form von RTL Crime und passion schließlich vorhanden – auch über andere On-Demand-Plattformen könnte die Produktion früher oder später weitergereicht werden. Die Finanzierung des Formats wäre somit leichter zu garantieren – und RTL hätte bewiesen, dass es dem Sender abseits von Scripted Realitys am Nachmittag im Bereich der Primetime-Fiction wirklich um Qualität geht. Oder anders gesagt: Welches Zeichen würde man abgeben, wenn man bei «Block B» nun den Stecker zieht?

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
Graf2012
03.05.2015 14:45 Uhr 1
Ich habe gehört dass Block B in der RTL-Mediathek auf Platz 3 aller Sendungen ist. Ab 2016 fließen doch auch die Zuschauerzahlen mit in die Quotenberechnung ein. Hier sehe ich durchaus einen Hoffnungsschimmer.
Belthazor
03.05.2015 14:51 Uhr 2
Ich denke die wenigsten schauen Serien heutzutage live im TV. Ich nehme auch alles auf und schaue es später.



Block B ist meine erste Knastserie und mir gefällt sie sehr gut. Hab noch nicht alle Folgen durch, da ich momentan noch andere Serien nachholen muss, aber ein Aus für die Serie wäre echt traurig.
CrimeFan
03.05.2015 18:08 Uhr 3
Ich denke auch ein grund für die nicht zuguten Qouhten ist das die Sendung zwischen Alarm für Cobra 11 und DR. House lief. Die 3 Sendungen passen einfach nicht zueinander. Ich meine auch das Dr.House auch noch geschadt hat. Ich glaube von den 8 Austrahlungen haten gerade 2 Sendungen über 1 Million Zuschauer. Wenn es mit einer Doppeltfolge kommt haben die Folgen wenigsten über 1,3 und 1,1 Millionen Zuschauer.

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