Die Serie erzählt von Jane (Rachael Taylor) und Henry (Dave Annable), zwei Verliebten, die ihr Glück in New York finden wollen. Und scheinbar wirklich gesegnet sind, als sie den Job als gutbezahlte Hausmeister im Drake Appartement bekommen, einem sehr luxuriösen Haus für die Schönen und halbwegs Reichen der Stadt. Dass eine dämonische Kraft im Wohnkomplex ihr Unwesen treiben soll, ahnen Jane und Henry selbstverständlich nicht, als sie den Arbeitsvertrag unterzeichnen.
Inhaltliche Vergleiche mit den «Shining»-Meisterwerken von Stephen King und Stanley Kubrick drängen sich bei dieser Prämisse unvermeidbar auf. Diesbezüglich weckt «666 Park Avenue» oft weitere Assoziationen: beispielsweise als das neue Hausmeister-Paar danach fragt, warum ihr Vorgänger einen Job in einem solch tollen Gebäude aufgegeben hat, und als die Geschichte eines Mieters erzählt wird, der Autor ist und eine kurzzeitige Schreibblockade hat.
Diese Parallelen zu «Shining» stehen stellvertretend für viele konventionelle Horror-Elemente, die «666 Park Avenue» zu einem – zwar gut gemixten, aber wenig einfallsreichen – Potpourri des Genres machen. Zu selten hat der Zuschauer das Gefühl, dass kreative Ideen den Grusel auslösen. Positiv hervorzuheben ist diesbezüglich der Chef des Drake-Anwesens, der Jane und Henry ihren Job verschafft: Gavin Doran, gespielt vom hervorragenden Terry O’Quinn, der als John Locke in «Lost» bereits sein mysteriöses Unwesen getrieben hat. Doran verkörpert die gruselige, ambivalente Komponente in der Serie. Wer dieser mächtige Charakter wirklich ist, bleibt das große Geheimnis der Premierenfolge. Ein Geheimnis, das die Zuschauer wohl länger begleiten wird und inhaltlich das größte Interesse innerhalb der «666»-Story hervorruft.
Abgesehen vom mysteriösen Hausbesitzer tut die Serie viel dafür, dass Zuschauer warm werden mit den Figuren: Besonders Rachael Taylor spielt die schüchterne Jane sehr sympathisch und distinktiv; insgesamt wirkt das junge Paar authentisch und liebenswert für den Zuschauer. Es gefällt im Pilotfilm sogar ähnlich gut wie die wunderbar harmonierenden Ben und Vivian Harmon, die vergangenes Jahr in «American Horror Story» spielten, einer anderen Haunted-House-Serie aus den USA.
In spannenden, gruseligen Momenten bemüht sich auch die Produktion um eine beklemmende Atmosphäre – beispielsweise mit verwinkelten Kameraeinstellungen, Bildern aus der Froschperspektive oder Untermalung durch klassische Musik. Experimentell ist dies nicht, aber wohl fast das Bestmögliche im konventionell geprägten Network-Fernsehen der USA. Gleiches gilt für den inhaltlichen Grusel, der wenige Klischees auslässt: Der Zuschauer beobachtet, wie Jane auf einen blutverschmierten Hausbewohner trifft, wie im Waschkeller plötzlich der Strom versagt, wie offenbar tote ehemalige Mieter im Anwesen spuken und wie der mysteriöse Gavin Doran scheinbar Menschen in den Tod schickt und sie wieder auferstehen lässt. All dies ist keineswegs vergleichbar mit dem psychologischen, surrealen Grusel aus «American Horror Story» – das im Pay-TV aber auch deutlich mehr inhaltliche Freiheiten besitzt.
Was bleibt also von der ersten «666 Park Avenue»-Episode? Eine recht sympathische Gruselgeschichte, die sich am besten mit dem Prädikat „Wohlfühl-Horror“ beschreiben lässt. Die starken Schauspieler sorgen für die entsprechende Atmosphäre; dem klassischen Inhalt fehlt durch die verwendeten konventionellen Horror-Motive noch etwas Würze, auch wenn sich die Story insgesamt positiv vom Einheitsbrei der US-Serien abhebt. Zu verdanken bleibt dies zum Großteil Terry O’Quinn alias Gavin Doran, dem wohl heimlichen Hauptcharakter der Serie. Ein wahrhaft diabolisch gutes Argument, um weiter einzuschalten.