Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Ausgepochert

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Nach dem Ende der Zusammenarbeit von Schmidt und Pocher: Wohin treibt es die beiden?

Als hätten wir es alle geahnt: Im April 2009 beenden Harald Schmidt und Oliver Pocher ihre gemeinsame Zusammenarbeit im Ersten und gehen wieder getrennte Wege. Das „Experiment“, wie es Schmidts Geschäftspartner Fred Kogel kürzlich bezeichnete, ist vorbei. Und irgendwie haftet diesem ungewöhnlichen Projekt wirklich der Charme eines Experiments an, das nie so richtig geklappt hat. Schon als die Zusammenarbeit der Beiden in einer gemeinsamen Sendung bekannt gegeben wurde, konnten sich viele nicht vorstellen, dass dieses Konzept klappen sollte. Die Kritiker behielten recht – die anfänglichen Seitenhiebe Schmidts und Pochers auf die zahlreichen Negativschlagzeilen waren anfangs zwar noch lustig, sind aber im Laufe der Zeit einfach nur noch peinlich geworden. Das Aufgreifen der Parodie von «Switch reloaded» in der Sendung bestätigte einmal mehr den augenscheinlichen Charakter um Harald Schmidt als intelligenten Dorfschullehrer, der allseits gute Mine zum bösen Spiel machen muss, und seinen blödelnden Schüler Pocher, der jede Gelegenheit nutzt, um die alten Witze herauszuholen, mit denen er zum Klassenclown aufsteigen kann.

Die zahlreichen Peinlichkeiten, die nun in über eineinhalb Jahren «Schmidt & Pocher» passiert sind, brauchen nicht mehr aufgezählt zu werden. Die Trennung des Duos zeigt allein schon ganz offensichtlich, dass es zwischen den beiden nicht richtig funktioniert – besonders zuletzt, als Dirty Harry seinen Kollegen immer wieder in das berühmte Fettnäpfchen treten ließ. Sie beide können es besser: Schmidt war selbst zu seiner Zeit in der ARD, als er die Late Night noch allein moderierte, deutlich besser als heute, auch wenn die «Harald Schmidt Show» in Sat.1 natürlich das Maß aller Dinge bleibt. Die nachlassende Qualität Schmidts ist eigentlich relativ einfach zu erklären: Der Erfolgsdruck ist nicht mehr vorhanden, da die Quoten deutlich weniger Gewicht in der ARD haben als in Sat.1. Und was ist mit Pocher? Er hat sich vom oftmals ziemlich lustigen Talent bei ProSieben zum schlechtesten Parodisten der Nation entwickelt. Die Trennung ist also folgerichtig und gut.

Mit Harald Schmidts Verlautbarungen in diversen Interviews sollte man vorsichtig sein, da der Mann der Presse ohnehin das erzählt, worauf er gerade Lust hat – und seine Meinung sich fast minütlich ändert. Aber aus dem Kogel-Interview und einigen vorherigen Andeutungen geht hervor, dass Schmidt durchaus gerne weiterhin Late Night machen möchte. Und zwar mit einer höheren „Schlagzahl“ als bisher, sprich mit mehr Sendungen in der Woche. Ob es ihn noch einmal zu einem Privatsender treibt, ist sehr fraglich. Grundsätzlich käme hier nur Sat.1 in Frage, wo auch die Sendeplätze vorhanden wären. Aber wahrscheinlicher ist wohl doch ein Verbleib bei den Öffentlich-Rechtlichen – dort bietet man dem nun ja auch nicht mehr ganz jungen Entertainer mehr Geld und weniger Quotendruck.

Pocher gehört nicht in die klassische Late Night – das konnten wir in den letzten Monaten alle gemeinsam feststellen. Jedoch gehört er in die Late-Night-Zeitschiene ab 23.00 Uhr, weil er, genau wie Schmidt, nicht das Zuschauerpotenzial für eine Primetime-Show hat. Und auch passt er nicht zu den angestaubten Öffentlich-Rechtlichen, auch wenn man es sicherlich gerne sehen würde, dass er weiter dort bleibt. Aktuell kann der Zuschauer ja noch donnerstags abends beobachten, wie harmlos das einstige Enfant terrible der jungen deutschen Fernsehunterhaltung geworden ist. Realistisch ist sicherlich eine Rückkehr zum einstigen Arbeitgeber Brainpool. Bei welchem Sender er dann landet, ist eine andere Frage. Gerüchten zufolge ist RTL an einer Personality-Show mit ihm interessiert – sicherlich keine schlechte Idee. Aber auch eine neue Sendung auf ProSieben mit ihm ist nicht ausgeschlossen. Lassen wir uns überraschen. Eines ist jedoch wohl gewiss: Beide Entertainer bleiben dem Fernsehen wohl auch über April 2009 hinaus erhalten. Und das ist gut so. Denn was sie aktuell an Kasperleklamauk im Ersten abliefern, zeigt nicht, wozu sie eigentlich (allein) fähig sind.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.

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