Wochenquotencheck

«Köln Gesamt»: Lehrer für einen mittelmäßigen Lebensabschnitt

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Das Genre wie immer, das Umfeld aber verhältnismäßig unverbraucht: Mit dieser Mischung versucht Sat.1 aktuell, frischen Wind um 15 Uhr wehen zu lassen. Bislang ist es dort aber reichlich windstill.

Weit weg von dramatisch, aber eben auch weit weg von der Grandiosität vergangener Tage liegen die Einschaltquoten, die Sat.1 aktuell am Nachmittag mit seinen Scripted-Reality-Formaten einfährt - und in eine dramatische Richtung sollten sich diese auch besser nicht entwickeln, denn angesichts der zehnstündigen Dauerpräsenz von 10 bis 20 Uhr muss man es so klar sagen: Tagsüber existiert auf dem Bällchensender quasi keine andere Programmfarbe mehr als diese. Drum probiert man sich in dieser Woche mit einer neuen filmpool-Kreation namens «Köln Gesamt - Lehrer fürs Leben», in der Lehrer bei ihrer täglichen Arbeit gefilmt werden - in gescripteter Form allerdings. Das Thema Pädagogik ist im aktuellen Daytime-Fundus nicht allzu präsent, diesbezüglich wagt man sich also auf ein neues Terrain vor. Insbesondere das junge Publikum weiß dies aber nicht so recht zu schätzen.

So zeigte der Neustart mit 7,2 bis 7,4 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe zwar eine bemerkenswerte Konstanz, lag damit allerdings konsequent unterhalb des Senderschnitts von aktuell gut acht Prozent. Beim Gesamtpublikum startete man am Montag mit 0,72 Millionen, was an diesem noch nicht ganz so sonnigen Tag um 15 Uhr nur zu 6,7 Prozent langte - bevor dann am weitaus frühlingshafteren Dienstag zwar die Reichweite auf 0,67 Millionen sank, der damit verbundene Marktanteil aber zugleich auf 7,4 Prozent zulegte. Die Mittwochsepisode wiederum verlor hinsichtlich beider Aspekte, mit 0,56 Millionen gingen hier nur noch 6,3 Prozent einher. Schlechte Zahlen waren das allerdings mitnichten, denn der Bällchensender kommt bei allen Fernsehenden mittlerweile in der Regel nur noch auf etwas mehr als sechs Prozent.

Am Donnerstag machte man dann auch mal bei den 14- bis 49-Jährigen einen nennenswerten Schritt nach vorne und kam hier mit 9,4 Prozent bei 0,21 Millionen der Zweistelligkeit erstmals sehr nah. Erstaunlicherweise hatte dieses Plus überhaupt keine Auswirkungen auf die Gesamt-Performance, denn diese fiel mit 0,55 Millionen sowie 6,4 Prozent genauso unspektakulär aus wie bereits am Mittwoch. Zum Wochenabschluss wiederum wurden beim Gesamtpublikum schönere 7,2 Prozent bei 0,66 Millionen gemessen, in der Zielgruppe hingegen fiel die Sendung um einen Prozentpunkt auf solide 8,4 Prozent zurück.

Kein Weg vorbei führt beim Evaluationsprozess dieser Zahlen der direkte Vergleich mit «Auf Streife - Berlin», das zuvor den Sendeplatz bestückt hatte - und dabei in der Regel zuletzt knapp eine Million Zuschauer erreichte. Die deutlich gesunkene Reichweite in dieser Woche kann man noch auf die erste echte Schönwetter-Periode des Jahres zurückführen, die weitaus stärkeren Marktanteile jedoch mitnichten: Der Median-Marktanteil der 20 jüngsten Folgen seit Mitte März betrug beim Gesamtpublikum sehr schöne 7,8 Prozent, wobei keine einzige Folge weniger als 6,9 Prozent erreicht hatte. In der werberelevanten Zielgruppe waren sogar sieben der 20 Episoden für einen zweistelligen Wert gut, im Mittel wurden immerhin rund neun Prozent verzeichnet - von derartigen Zahlen ist «Köln Gesamt» bislang doch noch relativ weit entfernt. Mit seinen knapp acht Prozent bewegt man sich hingegen auf einem Niveau, das der Vorgänger nur an schwachen Tagen hinzunehmen hatte.

Ebenfalls nicht ganz unkritisch für die neue Sendung: «Auf Streife» verbuchte bislang fast durchweg bessere Zahlen im direkten Vorfeld, am Montag und Dienstag etwa langte es sogar zu zweistelligen Gesamt-Marktanteilen bei bis zu 0,94 Millionen Zuschauern um 14 Uhr, während bei den Werberelevanten mittelprächtige Werte zwischen acht und neun Prozent die Regel waren - einzig die Donnerstagsgfolge lief mit 8,5 Prozent schlechter als jene der «Lehrer fürs Leben». Und es deutet sich an, dass Sat.1 mit dem veränderten Ablauf am Nachmittag seine zuletzt so florierende «Klinik am Südring» ausgebremst hat, denn nach unglaublich starken 11,1 bis 13,0 Prozent für sieben der letzten acht Folgen vor der Umstellung musste man sich in dieser Woche mit ordentlichen, aber eben nicht mehr überragenden gut neun Prozent im Mittel begnügen, wobei auch hier die Donnerstagsepisode mit 10,9 Prozent positiv herausstach - jene vom Freitag mit nur noch 6,9 Prozent aber eben auch sehr negativ. Die Werte sprechen also bisher gegen die neue Scripted Reality.

Nun könnte man annehmen, dass auch die Konkurrenz mit dazu beiträgt, dass Sat.1 ein wenig ins Straucheln gerät, schließlich zeigt RTL mit «Meine Geschichte - Mein Leben» um 14 Uhr ebenfalls einen Neustart, der in der Tat auch gleich mehrfach mit sehr guten 14 Prozent Zielgruppen-Marktanteil überraschte. Nur: «Verdachtsfälle - Spezial» fiel dann um 15 Uhr regelmäßig zurück, was an guten Tagen immerhin noch zu guten 12,3 Prozent führte, an schlechteren aber auch gerne mal nur zu miesen 8,4 oder 8,6 Prozent - ähnlich krasse Schwankungen hatte das Format in der Vorwoche auch mit Zweistündern hingelegt, die sogar zwischen desolaten 7,1 Prozent und wunderbaren 14,8 Prozent lagen. Während Sat.1 also gegenüber dem direkten Konkurrenten alles in allem in den vergangenen Monaten in der Nachmittagsschiene besser wegkam, gehört die Aktualität den Kölnern. Bleibt die Frage, wie sich die Gemengelage in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird.

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