First Look

«Young Sheldon»: Wie der Streber zum Big-Bang-Nerd wurde

von   |  1 Kommentar

Physik, Sendungsbewusstsein, Fliege am Hemd: Als junger Schüler ist Sheldon Cooper einfach nur ein nerviger Streber. Ob man dem «Big Bang Theory»-Ableger trotzdem eine Chance geben sollte, sagt unser Review der Pilotfolge.

Cast & Crew «Young Sheldon»

  • Idee: Chuck Lorre, Steven Molaro
  • Darsteller: Iain Armitage, Zoe Perry, Lance Barber, Raegan Revord u.a.
  • Regie (Pilot): Jon Favreau
  • Drehbuch (Pilot): Chuck Lorre, Steven Molaro
  • Ausf. Produzenten: Jim Parsons, Chuck Lorre, Steven Molaro, Todd Spiewak
  • Produktion: Chuck Lorre Prods., Warner Bros. TV für CBS
  • Folgen: 13 (je 22 Min.)
Wo ist sie denn bloß hingekommen? Sheldons größte Sorge ist es, vor größte ersten Highschool-Tag keine Fliege am Hemd zu tragen. Er sucht sein ganzes Zimmer ab, guckt auch unter dem Bett, ruft seine Mutter zur Hilfe. Endlich findet er das Objekt der Begierde. Fliege angezogen, bereit zu neuen Abenteuern. Nun kann der große Tag beginnen.

Dass der junge Sheldon der einzige Schüler ist, der eine Krawatte trägt, scheint ihn nicht zu beeindrucken. Seine Mutter dagegen schon. Ob sie da schon ahnt, dass er es nicht leicht haben wird in seiner neuen Umgebung? Die Highschool ist ein Ort des Wissens, natürlich: „Lasset das Lernen beginnen“, freut sich Sheldon beim Betreten des Klassenzimmers. Die Highschool ist aber auch ein Ort des Zusammenlebens. Freundschaften entstehen, Konflikte auch – und die Kids lernen auch die harte „Schule“ des gemeinsamen Miteinander. Sheldon weiß unglaublich viel, doch in dieser Disziplin ist er eine völlige Niete.

«Young Sheldon» ist ein Spin-Off von «Big Bang Theory», der erfolgreichsten Comedyserie der letzten Jahre. Es war eigentlich daher nur eine Frage der Zeit, bis man aus dem erfolgreichen Format noch mehr Kapital schlägt. Sheldon als Hauptcharakter einer neuen Serie zu nehmen, ist auf den ersten Blick ein naheliegender Ansatz: Er ist unter Fans Kult, viele führen den Erfolg von «The Big Bang Theory» hauptsächlich auf ihn zurück. Sheldon bringt intelligenten Humor in die Nerd-WG, und er wird großartig gespielt von Jim Parsons. Dieser ist auch Off-Sprecher in «Young Sheldon» und erzählt aus seinen Erinnerungen in der Kindheit. Diese Rahmen-Kommentare kommen im Piloten aber nur sehr sparsam zum Einsatz.

«Young Sheldon»: Das Korrektiv zum Streber fehlt


Viel Witz ergibt sich – wie auch in «Big Bang Theorys» Sheldon – aus dem immensen Wissensschatz des Schülers und seiner gleichzeitigen sozialen Inkompetenz. Bei seinem ersten Schultag zählt Sheldon vor der Klasse auf, wer alles welche Regeln missachtet – und versteht nicht, warum er sich plötzlich unbeliebt macht. Sheldon sagt frei heraus, was er denkt. Und das ist oft von wenig Mitgefühl oder Emotionalität geprägt.

Umso stärker wirken Szenen, in denen Sheldon mal Gefühl zeigt. Die Kälte des streberhaften Charakters dringt dennoch unaufhaltsam durch – und macht ihn dadurch mehr oder weniger unsympathisch. Der junge Sheldon geht eigentlich allen auf die Nerven: seinen neuen Lehrern, seinen Mitschülern, seiner Familie. Freunde hat er nicht. Und die Eltern versuchen zumindest, ihm ein paar Regeln des sozialen Miteinander zu vermitteln. Dass dies aber nicht von Erfolg gekrönt sein kann, wissen wir aus «The Big Bang Theory»: Der erwachsene Sheldon hat noch dieselbe Attitüde wie zu seiner Kindheit.

Es ist also schwierig, mit «Young Sheldon» warm zu werden – eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes. In «The Big Bang Theory» funktioniert die Figur deswegen so gut, weil sie nur ein Teil eines größeren Ensembles ist. Dieses holt den Zuschauer in die Normalität zurück, wenn es zu wahnsinnig wird. Penny, Leonard und Co. bilden das Korrektiv zu Sheldon. Er bekommt auch mal böse Sprüche zu hören und wird forsch zurechtgewiesen. Bei einem jungen Sheldon funktionieren solche kultivierten Spielereien aber nur noch bedingt. Gleichzeitig nimmt dieser aber immer mehr Raum ein: Die neue Serie baut nun aber um diese schräg-kalte Figur auf; Familie und Lehrer sind in der Pilotfolge nur Nebendarsteller ohne charakterliche Tiefe. Das Format kann sich daher noch nicht wirklich entscheiden zwischen Familien- und Coming-of-Age-Sitcom.

Große Sheldon-Fans werden dieses Spin-Off lieben, alle anderen können einen Blick riskieren – oder sich gleich in die Eistonne legen. Das kommt leider fast aufs Gleiche raus.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Kingsdale
27.09.2017 09:41 Uhr 1
Man kann schon sagen, das ich ein TBBT-Fan bin und liebe die Sitcom. Allerdings werde ich Young Sheldon auslassen, da mir das wohl zuviel Sheldon wäre. Wie oben schon steht, funktioniert TBBT so gut, weil es mehr Charaktere gibt und man daher zwischendurch immer mal etwas Erholung von Sheldon hat.

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