Die glorreichen 6

Die glorreichen 6: Animationsfilme für Erwachsene (Teil III)

von

Im dritten Part unserer Reihe über erwachsenenorientierte Animationsfilme gehen wir auf den Kult-Zeichentrickfilm «Heavy Metal» ein.

Die Handlung


Filmfacts «Heavy Metal»

  • Regie: Gerald Potterton
  • Produktion: Ivan Reitman
  • Drehbuch: Daniel Goldberg, Len Blum; basierend auf der Arbeit von Richard Corben, Angus McKie, Dan O'Bannon, Thomas Warkentin, Bernie Wrightson
  • Musik: Elmer Bernstein
  • Schnitt: Ian Llande, Mick Manning, Gerald Tripp
  • Veröffentlichungsjahr: 1981
  • Laufzeit: 90 Minuten
  • FSK: ab 16 Jahren
Der zu Beginn der 80er-Jahre veröffentlichte Zeichentrickfilm «Heavy Metal» lehnt sich an das gleichnamige Erwachsenenmagazin an und besteht aus mehreren Episoden aus Horror-, Science-Fiction- und Fantasy-Geschichten, die mittels einer Rahmenhandlung über einen grün leuchtenden Lichtball, der sich als "Summe allen Bösen" vorstellt, zusammengehalten werden. Dieser berichtet unter anderem von einem anti-utopischen New York City des Jahres 2031. Dort macht sich ein grantiger Taxifahrer mit einem Mädchen, dessen Leben er gerettet hat, auf die Suche nach einem gefährlichen Artefakt.

In einer weiteren Episode wird ein schüchterner Teenager während eines Experiments auf einen fernen Planeten verfrachtet, wo er plötzlich den Körper eines durchtrainierten, erwachsenen Mannes hat und von den eingeborenen Frauen sexuell begehrt wird. Ein anderes Kapitel erzählt von einem Raumschiffkapitän, der in einem Verfahren gegen ihn einen Zeugen schmiert – dabei aber nicht die Rechnung mit den Mächten des Bösen macht. Doch auch bereits während des Zweiten Weltkrieges hat die Erzählermacht ihr Unwesen getrieben und Zombies erschaffen, genauso wie er Menschen in blutdurstige Wilden verwandeln kann oder ein Meeting im Pentagon außer Kontrolle geraten lässt.

Die Verantwortlichen


Als federführende Persönlichkeiten lassen sich bei diesem Kultfilm, der überdeutlich ein Produkt seiner Zeit ist, zwei Namen ausfindig machen. Da wäre einerseits der Produzent Ivan Reitman, der die Verwirklichung dieses Episodenfilms entscheidend vorangetrieben hat. Reitman hatte 1978 mit der Produktion von «Animal House» seinen Durchbruch – und bewies, dass es möglich ist, den Stil eines Magazins für einen Kinofilm zu adaptieren. Denn die wilde Collegekomödie basierte auf dem Humor des Comedyblatts "National Lampoon", welches auch im vollständigen Originaltitel des Kinofilms «Animal House» genannt wurde. «Heavy Metal» sollte für Reitman jedoch eine Ausnahme bleiben – anschließend beschränkte er sich wieder auf Realfilme und feierte mit Produktionen wie «Ghostbusters», «Kindergarten Cop» oder «Ein Hund namens Beethoven» diverse Erfolge. Nur 1996 kehrte er mit dem Mischfilm «Space Jam» in den Animationssektor zurück.

Als «Heavy Metal»-Regisseur heuerte Reitman indes den britisch-kanadischen Animator Gerald Potterton an. Dieser qualifizierte sich unter anderem dadurch für diesen Film, dass er bereits als einer der wichtigsten Zeichner beim Beatles-Film «Yellow Submarine» an einem erwachsenenorientierten Animationsfilm mitwirkte, dessen Stil intensiv durch Populärmusik geprägt wurde. Zusätzlich zum Beatles-Film und dem Hard Rock und Metal triefenden Episodenfilm wirkte er zudem an drei Oscar-nominierten Trickfilmen mit: An der Oscar-Wilde-Adaption «The Selfish Giant», an dem pointierten «My Financial Career» über den Stress, den die Eröffnung eines Bankkontos mit sich bringt, sowie am weihnachtlich-festlichen «Christmas Cracker».



Die 6 glorreichen Aspekte von «Heavy Metal»


«Heavy Metal» ist ein Film der Sparte "man muss ihn gesehen haben, um mitreden zu können": Potterton, Reitman und das Autoren-Duo Daniel Goldberg und Len Blum haben einen genüsslich-maßlos übertreibenden Zeichentrickfilm geschaffen, der in seiner fast schon verzweifelt wirkenden Art, seine Rockerattitüde zu vermitteln, großen Spaß macht. Die dunkle Farbästhetik, das Übermaß an Sex und Nacktheit, die enorme Dichte an kultigen Rocknummern und der konstante Wechsel zwischen lakonischem Humor und bitterbösen Geschichten schreien dem Publikum ununterbrochen ins Gesicht: "Dies hier ist ein Erwachsenenfilm – und er basiert auf einem Herrenmagazin!"

Hohe Erzählkunst ist von «Heavy Metal» also wahrlich nicht zu erwarten – die Episoden sind teils bloß Alibimaterial, um beeindruckend detaillierte, grafische Gewaltdarstellungen aneinanderzureihen oder um Eskapismusfantasien für heterosexuelle Teenagerbuben abzuwickeln. Doch da «Heavy Metal» so vehement geradlinig sein Ding durchzieht und es gelegentlich eben doch mit knackigen, ideenreichen Pulp-Narrativen abwechselt, ist dieser Trip in den Verstand eines pubertierenden Metalheads der frühen 80er-Jahre mit Fantasy- sowie Sci-Fi-Faible vollauf vergnüglich. Hinzu kommt, dass dem Ganzen genügend Augenzwinkern innewohnt, um nicht völlig abgeschmackt zu wirken – das 2000 veröffentliche Sequel lässt diesen Aspekt völlig missen und wird daher rasch anstrengend.

Animationstechnisch ist «Heavy Metal» zwar alles in allem nicht vollauf ausgefeilt, aber die manische Mischung aus Heavy-Metal-Albencover-Ästhetik, rotoskopierten Prachtkörpern und wohlplatzierten, den Gesamteindruck enorm anhebenden Sequenzen voller Ambition (Faustregel: Je brutaler, desto besser gezeichnet) fügt sich gekonnt mit dem Tonfall des Films. Besagten Tonfall händelt vor allem Komponist Elmer Bernstein, dessen Kompositionen zwischen amüsiert und einschüchternd, sanft und auf die nächste Rocknummer vorbereitend chargieren, als wäre es das Leichteste.

«Heavy Metal» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie via Amazon und Juke abrufbar.

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