Hingeschaut

«Risky Quiz»: Noch ein klein wenig entschlacken, bitte!

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Ein Ratespiel mit interessantem Konzept, doch überdramatischer Premiere: Aus «Risky Quiz» kann echt noch was werden!

Quizshows bei ProSieben. Es gab sie immer wieder mal. So richtig durchgesetzt haben sich die Ratesendungen beim jugendaffinen Vollprogramm aber nie. Ob Steven Gätjens Blitz-«Glücksrad» namens «Speed – Time is Money» oder als «Galileo»-Fernsehratespiel … Am ehesten erwies sich das Versteckte-Kamera-Quiz «keine ahnung?» alias «Ahnungslos» als Dauerrenner, wobei die Showidee trotz langer Lebensdauer zu keinem Zeitpunkt eine wichtige Bank im Programmschema des Münchener Senders darstellte.

Diesen Montagabend versuchte sich ProSieben dennoch wieder an einem Quiz – und dieses sollte dem Titel zum Trotz weitaus ungefährlicher ausfallen als Stefan Raabs kurzlebiges «Quizboxen»: Moderiert von «Ponyhof»-Komikerin und «Teamwork»-Gastgeberin Jeannine Michaelsen ist die UFA-Produktion «Risky Quiz» ein Ratespiel mit doppeltem Boden. Ein Kandidatenpaar wird im Glauben gelassen, an einer übersichtlich budgetierten Onlinequizshow teilzunehmen. Eine Hälfte des Doppels wird allerdings unter Vorwänden weggelockt – und mit der Erkenntnis überwältigt, bei einem Fernsehquiz dabei zu sein, dessen Gewinnstufen zehn Mal so hoch sind wie bislang behauptet.

Die andere Hälfte des Kandidatenpaars tappt indes weiter im Dunkeln: In einem gemütlichen Studio soll der Teilnehmer nun allein um das (vermeintliche) Preisgeld von bis zu 2.500 spielen, während Tele-5-Gesicht Aurel Mertz einen auf hyperaktiven YouTube-Style-Quizmoderator macht. Derweil darf der verlorengegangene, bei Michaelsen in einem großen, klassischen TV-Studio stehende Partner den Verlauf des Spiels mitbestimmen: Wann immer sich Mertz‘ Kandidat für eine Wissenskategorie entscheidet, liest Michaelsen zwei dazu passende Fragen vor – und ihr Gegenüber wählt aus, welche ihre noch immer ahnungslose Begleitung zu beantworten hat.

Ein keckes, sich rasch erschließendes Konzept mit Potential für Spannung und Witz: Wie gut kennt Michaelsens Kandidat seine andere Hälfte? Werden die für sie leichteren Fragen ausgesucht? Dies führt sowohl zu einer dramatischen Fallhöhe als auch zu der einen oder anderen komischen Situation, etwa, wenn Mertz‘ Kandidat ganz anders reagiert als vorhergesehen. Die Laufzeit von 60 Bruttominuten ist angemessen – es ist nicht der nunmehr im Privatfernsehen übliche, schlichte Showideen erdrückende Bombast, aber lang genug, dass aus der Verwirrung der Teilnehmer viel Witz und Anspannung gemolken wird.

Die Auftaktfolge zeigt «Risky Quiz» dennoch nicht in optimaler Form: Der Schnitt verpatzt auf akustischer Ebene mehrere Übergänge, weswegen es zu hörbaren Tonsprüngen kommt, während das Saalpublikum applaudiert. Außerdem begehen die Verantwortlichen den Fehler, aus dem simplen, originellen Quiz mehr machen zu wollen: Als Michaelsens Premieren-Kandidatin erzählt, dass ihr Verlobter nie dazu kam, ihre Familie aus der Südsee kennenzulernen, wird diese Beichte mit dramatischer Musik unterlegt und durch Zeitlupenaufnahmen der Kandidatin sowie des berührt dreinblickenden Saalpublikums dramatisch unterstrichen. So wird aus einem menschlichen Moment ein an RTL-Castingshows erinnernder Tränenzieheraugenblick, wie er seit Jahren parodiert und kritisiert wird.

Dessen ungeachtet verspricht «Risky Quiz» eine stimmige Ergänzung des ProSieben-Programms darzustellen, sollte das Publikum das Format denn mit offenen Armen empfangen. Erfrischender als zwei «The Big Bang Theory»-Wiederholungen ist es allemal und von der Programmfarbe her passt es durchaus als «Circus HalliGalli»-Lead-In respektive als Quiz-Nachtisch für all jene, die nach «Wer wird Millionär?» von RTL zu einem anderen Sender flüchten. Und ohne in der Postproduktion entstandene Drama-Ausrufezeichen kommt das Format in Zukunft vielleicht noch angenehmer rüber.

«Risky Quiz» ist immer montags ab ca. 21.15 Uhr bei ProSieben zu sehen.

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