Die Kritiker

«Das Dritte Ufer des Flusses»

von

Unter dem Motto "Geschichten aus erster Hand" zeigt "Das Kleine Fernsehspiel" des ZDF an vier späten Abenden vier ambitionierte Filme aus vier Ländern. Diese Woche: Ein Drama aus Argentinien.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Alian Devetac als Nicolas
Daniel Veronese als Jorge
Gaby Ferrero als Nilda
Irina Wetzel als Andrea

Hinter der Kamera:
Produktion: Tresmilmundos Cine, Rommel Film Produktion, Waterland Film, ZDF/Das Kleine Fernsehspiel und Arte
Drehbuch: Celina Murga, Gabriel Medina
Regie: Celina Murga
Kamera: Diego Poleri
Produzenten: Juan Villegas und Celina Murga
Der argentinische Arzt Jorge führt seit Jahren ein Doppelleben mit zwei Familien, die in derselben Straße wohnen. Mit seiner offiziellen Frau hat er einen kleinen Sohn, der auf dem Schulhof oft vermöbelt wird.

Nicolas, der älteste Sohn aus der anderen, inoffiziellen Familie will das abstellen und ermuntert den Jungen, sich gegen seine Angreifer zur Wehr zu setzen. Nicolas selbst hat ebenfalls einen kleinen Bruder sowie eine jüngere Schwester, die mitten in den Planungen für die opulente Party zu ihrem fünfzehnten Geburtstag steckt, der in der lateinamerikanischen Welt ein Ereignis mit ähnlich viel Tamtam ist wie der Super Sweet Sixteen in den USA. Nicolas‘ Mutter leidet seit Jahren unter der konfusen Beziehung zu Jorge, spricht aber nicht über die Sache.

Obwohl Jorges Lebensmittelpunkt bei der anderen Familie zu liegen scheint, will er Nicolas zu einer Art Nachfolger machen. Er schanzt ihm ein Praktikum im Labor zu, damit er erste Kontakte vor seinem anstehenden Medizinstudium knüpfen kann, um letztlich in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Er überträgt ihm einen Aushilfsjob auf seiner Finca in der Prärie von Entre Rios, wo Nicolas während Jorges Abwesenheit die Angestellten kontrollieren und ihnen ihre Zahlungen zukommen lassen soll. Und er nimmt ihn mit in ein schmieriges Bordell, nach dessen Besuch die Enttäuschung beim Vater groß ist, weil Nicolas kein Interesse an den Prostituierten zeigt.

Dieser Film, der zweite unter der Dachmarke “Die Welt aus erster Hand" ist arm an äußerer Handlung, und die inneren Spannungen zwischen den Charakteren sowie die nuancierte Figurenführung können das nicht immer kompensieren. Denn zu oft verliert sich «Das dritte Ufer des Flusses» in thematischen Wiederholungen, die nichts Neues zu den Spannungen und Konflikten beizutragen haben, sondern lediglich eine weitere Iteration der bekannten Problemstellungen sind: Nicolas und Jorge sind zwei grundverschiedene Menschen. Nicolas kann mit dem archaischen (wenn auch äußerlich kultivierten) Männlichkeitsgehabe seines Vaters nichts anfangen und lehnt ihn – wahrscheinlich gerade deswegen – nicht nur als Vorbild, sondern auch als Vaterfigur ab. Jorge dagegen ist beunruhigt vom aus seiner Sicht mangelnden Engagement seines Sohnes.

Viel mehr passiert nicht – und das können auch all die Pluspunkte nicht ausgleichen. Der tolle, international weitgehend unbekannte Cast etwa, der die narrativen Dispositionen seiner Rollen gekonnt um klug gesetzte Akzente erweitert. Das an sich spannende Thema und der ruhige, beobachtende Erzählduktus, wenngleich hin und wieder etwas mehr Konfrontation vielleicht gut getan hätte. Und der Bonus, Martin Scorsese als Executive Producer im Vorspann nennen zu können.

Wenn eineinhalb Stunden lang nicht sonderlich viel zu passieren scheint, ist das – zugespitzt gesagt – nicht automatisch große Kunst. Auch wenn man sich wie im Fall des vorliegenden Films redlich darum bemüht hat.

Das ZDF zeigt «Das dritte Ufer des Flusses» in der Nacht von Montag, dem 18. April, auf Dienstag um 00.35 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/85019
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