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Die Golden-Globe-Nominierungen: Von Blockbustern und Oscar-Hoffnungen

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Bei den Golden Globes darf wieder gelacht werden, nachdem man vor wenigen Jahren noch über diesen Award gelacht hat. Aber welche Relevanz hat er für das Oscar-Rennen?

Die Rache der Publikumslieblinge


Kassenschlager, und trotzdem von den Kritikern geachtet: Die Golden Globes 2016 haben Raum gemacht, um eine bunte Sammlung gut besprochener Publikumsmagneten mit Awards-Ehren zu bedenken. Ridley Scotts optimistische Weltraum-Geschichte «Der Marsianer – Rettet Mark Watney» wartet mit drei Nominierungen auf, das stylische Action-Spektakel «Mad Max: Fury Road» macht sich mit zwei Nennungen stärker für den Kampf um Oscar-Berücksichtigung und mit «Spy – Susan Cooper Undercover» sowie «Dating Queen» finden auch zwei astreine Komödien den Weg ins Rennen um die Globes. Bei den 72. Golden Globes ging es in der Sparte „Bester Film (Musical oder Komödie)“ noch deutlich Arthouse-tauglicher zu – angesichts der hohen Qualität dieser zwei Produktionen soll der Verzicht auf Dramatik aber keineswegs bemängelt werden! Wozu hat man einen Filmpreis, der Komödien berücksichtigt, wenn man nicht auch übermäßig starke Vertreter dieses Genres würdigt?

Die Buchmacher setzen Melissa McCarthy und Amy Schumer, die obendrein als Comedy-Hauptdarstellerinnen für «Spy» und «Dating Queen» das Fähnchen hoch halten, dennoch nicht als wahrscheinliche Gewinner. Dabei sein ist aber schon Ehre genug – was auch auf zwei weltweite Kinophänomene zutrifft. Denn wer hätte vor einem Jahr noch gedacht, dass «Fast & Furious 7» eine Globe-Nominierung erhält? Okay, wer außer Vin Diesel, der vor Kinostart sogar von einer Oscar-Nominierung in der Hauptkategorie träumte …

In einem Hinblick hatte die Blockbuster-Liebe der Hollywood Foreign Press Association aber ein Ende: Der über eine Milliarde Dollar schwere Kassenschlager «Minions» wurde in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ übergangen. Popularität allein genügt mittlerweile eben doch nicht, um von der HFPA beachtet zu werden. Und das ist gut, wenn die Golden Globes eine mediale Relevanz bewahren wollen.

Favoriten, die nun keine mehr sind


Einige unter Experten groß angesehene Oscar-Anwärter haben durch die Golden-Globe-Nominierungen den Wind in ihren Segeln verloren. Darunter Johnny Depp, der für «Black Mass» großes Kritikerlob erhielt und seither in vielen Oscar-Prognosen auftaucht: Der bereits zehn Mal für den Globe nominierte Mime ging dieses Jahr leer aus. Eine Oscar-Nominierung ist selbstredend weiterhin möglich, schließlich ist keine Globe-Nominierung notwendig, um für den Academy Award qualifiziert zu werden. Jedoch steht die Oscar-Nominierungsphase noch aus – und ohne das Lob der HFPA sowie die zahllose Gratis-Publicity wird es für Depp schwer, nun noch die für einen Oscar-Vorschlag notwendige Aufmerksamkeit seiner Kollegen zu erhalten. Die wird nun eher Will Smith zuteil kommen, der für «Erschütternde Wahrheit» nominiert wurde.

Ähnliches gilt für Tom Hardy, der als «Legend»-Hauptdarsteller und «The Revenant»-Nebendarsteller im Gespräch war, aber dringend den Globe-Rummel gebraucht hätte. Der extrem namhafte «Spotlight»-Cast hat ebenso ein Problem: Das Journalisten-Drama hat drei Nominierungen auf dem Zettel: Bestes Drama, beste Regie, bestes Drehbuch. Die Darstellerinnen und Darsteller gingen unterdessen leer aus – und so wird der Academy ein Orientierungspunkt fehlen, welche der Performances überhaupt eine Chance hat, wenn man ihr schon eine der wertvollen Nominierungsstimmen schenkt. Steven Spielbergs «Bridge of Spies – Der Unterhändler» sollte aus diesem Grund auch in den großen Kategorien ordentlich an Oscar-Buzz verloren haben. Dafür steht die Academy nun unter Zugzwang: Nahezu alle relevanten Filmpreise haben was für den Action-Meilenstein «Mad Max: Fury Road» übrig. Da dürfen die Oscars nicht hinten anstehen.

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