Hingeschaut

Das Suhlen im Wahnsinn

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Zum Ersten Mal zeigte das ZDF am Donnerstagabend den satirischen Jahresrückblick «Tilt!» von Urban Priol, nachdem er in den letzten beiden Jahren bei 3sat hervorragende Quoten erzielte. Wir haben hingeschaut.

Dieses Jahr war bescheuert. Ein Eindruck, der sich wohl nach jedem komödiantisch aufbereiteten Jahresrückblick einstellt. So auch nach «Tilt!», in dessen Rahmen Urbal Priol im ZDF gestern Abend eine Stunde lang allerhand Kuriositäten der letzten 365 Tage vortrug.

Ein Abhörskandal, der für die handelnden Personen erst zum Problem wurde, als feststand, dass die Kanzlerin selbst abgehört wurde. Eine Verteidigungsministerin, bei der man als Schlusssatz all ihrer Reden ein „Jetz' back' ich uns allen noch 'nen schönen Hefezopf“ erwartet. Ein Pferdefleischskandal, bei dem es einen auch nicht mehr sonderlich überrascht hätte, wenn man in der Lasagne noch Teile vom Jockey gefunden hätte. Und mit Hans-Peter-Friedrich saß die Vervollkommnung des Peter-Prinzips im Innenministerium. Deutschland hat es in diesem Jahr wahrlich nicht leicht gehabt. Urbal Priol redete uns in Form der hier erwähnten Analysen einmal gehörig den Frust von der Seele.

Es mögen nicht alle Gags gezündet haben, aber die Trefferquote war hoch, die Seitenhiebe saßen und sie hatten – das entscheidende Kriterium für wirklich gutes Kabarett – stets einen hohen Wahrheitsanteil. Priol führte eine Stunde lang eine Wirklichkeit vor, die so abstrus ist, dass man sie kaum noch abstruser machen könnte. Die Gags trafen wegen ihrer gekonnten Überspitzung und ihrer Konsequenz der Schlussfolgerung.

Für regelmäßige Zuschauer der «heute-show» oder der «Anstalt» mag «Tilt!» zwar nicht viel Neues geboten haben. Doch das muss nicht unbedingt negativ aufgefasst werden. Für ein vergnügliches Stündchen Suhlen im politischen Wahnsinn reichte es allemal. Schließlich seziert Priol die politischen Winkelzüge und Widersinnigkeiten so messerscharf wie sonst nur Welke.

Schon in den vergangenen beiden Jahren hat das Publikum Priols satirischen Jahresrückblick dankbar angenommen. So gut, dass er 2013 zum ersten Mal von 3sat zum ZDF verlegt wurde, damit sich die Zuschauerschaft noch vergrößere. Auch angesichts der politischen Relevanz, die das Format trotz der kabarettistischen Überspitzung zweifelsohne hat, war das allein aus qualitativer Sicht mit Sicherheit eine richtige Entscheidung.

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