Hingeschaut

«Fashion Hero»: Inhaltlich gelungen, aber zu statisch

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Während die Aufmachung der neuen Mode-Show bei ProSieben angenehm unaufdringlich ausfällt, mangelt es ihr an Abwechslung. Verstecken muss man sich hinter «Germany's Next Topmodel» jedoch sicher nicht.

Seit acht Jahren ist «Germany's Next Topmodel» inzwischen bereits im deutschen Fernsehen zu sehen und das große Aushängeschild des deutschen Fernsehens im Bereich Modelcasting. Doch trotz des unbestrittenen Erfolgs der Klum-Show gab es kaum Versuche, mit ähnlichen Konzepten Publikum abzuwerben - und wenn es sie wie im Falle der VOX-Show «Das perfekte Model» mit Eva Padberg dann doch einmal gab, gerieten sie bislang zuverlässig zum Totalausfall. Insofern war es ein mutiger Schritt, dass ausgerechnet ProSieben selbst mit «Fashion Hero» an diesem Mittwochabend senderinterne Konkurrenz schaffte. Doch die Sendung mit Claudia Schiffer schaffte es, sich inhaltlich eindeutig von der in den vergangenen Jahren immer mehr zum Selbstzweck mutierten Klum-Show abzugrenzen.

So werden für die Sendung keine unerfahrenen, jungen Mädchen gesucht, die zum Großteil ihren Traum vom Leben als gefeiertes Topmodel derart exzessiv leben, dass sie zugunsten der televisionären Vermarktungsmaschinerie erhebliche Teile ihres Charakters und ihrer Selbstachtung freiwillig hergeben, um bei Queen Klum und ihrer bedeutungslosen Gefolgschaft Eindruck zu schinden. Stattdessen begibt man sich auf die Suche nach Modedesignern, die in der Regel bereits deutlich mehr Erfahrung vorzuweisen haben und bei denen sich die Auseinandersetzung mit der Mode nicht darin erschöpft, die großen Stars frenetisch zu feiern. Entsprechend selbstbewusst treten die Teilnehmer auf.

Die Macht über die Zukunft dieser insgesamt 21 Personen (wovon jedoch in der Auftaktfolge nur zehn präsentiert werden) innerhalb des Formats obgliegt jedoch auch in diesem Falle einer Reihe von Experten. Auf der einen Seite gibt es da die drei Mentoren Schiffer, Uta Huesch und Sascha Lilic, die in erster Linie damit beschäftigt sind, in Kontakt mit den Designern zu treten und ihnen Tipps bezüglich der Präsentation ihres Angebots zu geben. Doch eine noch bedeutendere Rolle nehmen letztlich drei Vertreter der Modeketten Asos, Karstadt und S. Oliver ein, welche die Produkte der Kandidaten käuflich erwerben müssen - oder dies eben nicht tun und somit gegen die Ergüsse des jeweiligen Designers votieren. In dieser Bieterrunde sind die Mentoren nur insofern in die Entscheidungsfindung involviert, dass sie regelmäßig kund tun, wie spannend und speziell das Angebot ihrer Schützlinge doch eigentlich ist.

Nachdem die gewohnten Phrasen einer jeden modernen Casting-Show verklungen sind und jedem bekannt ist, dass auch dieses Format ohne jeden Zweifel wieder das größte, spannendste und einzigartigste aller Zeiten ist und dass jeder der Teilnehmer ausschließlich hier seinen größten Lebenstraum verwirklichen kann, geht es recht fix ans Eingemachte: Die ersten beiden Designer sowie ihre Mode werden vorgestellt, die Käufer geben ihre Gebote ab, Claudia Schiffer kann es nicht nachvollziehen, wenn auch nur einer der Kaufhaus-Vertreter sich eines Angebots verweigert und der betreffende Kandidat ist entweder freudig erregt über den Erwerb seines Produktes oder eben bitter enttäuscht, wenn sich kein Interessent gefunden hat - im letzteren Fall hat Moderator Steven Gätjen jedoch noch ein kleines Trostpflaster in Aussicht: Der abschließende Fashion-Showdown gibt immerhin einem der Kandidaten eine zweite Chance.

Okay, denkt man sich als Zuschauer, bislang ist das ja alles ganz nett. Die Vertreter der Kaufhäuser wirken ernsthaft an den Produkten interessiert, wissen ihre Entscheidung nachvollziehbar zu begründen, die Mentoren haben ein solides Repertoire an Plattitüden anzubieten, wenn es für die Designer nicht zum erhofften Deal kommt und die optische Aufmachung ist - wenngleich etwas effektüberladen - modern und stimmig. Gätjen setzt seine zuletzt immer ordentlichere Arbeit von «Schlag den Raab» in dieser Sendung fort, zeigt das eine oder andere mal sogar so etwas wie emotionale Regung in seiner Moderation, macht das Gesehene unterm Strich allerdings weder besser noch schlechter. Der Fokus liegt klar auf der Beurteilung der modischen Kreationen, inszenierte Dramen oder das Ausschlachten persönlicher Befindlichkeiten lässt die Sendung komplett aus.

Das ist alles angenehm, gut gemacht und bietet kaum Angriffsfläche. Doch das große Problem der Show ist, dass man sie bereits nach einer halben Stunde beinahe komplett durchschaut hat und sie fortan keinerlei Innovationen mehr bietet. Bei jedem Kandidaten spult man das Standardprogramm nach Schema F runter und wenn nicht zufällig einer der in doch recht üppiger Zahl vorhandenen Mode-Experten die eine oder andere amüsante Bemerkung fallen lässt, beschränkt sich der Unterhaltungswert des Zuschauers auf das Begucken der Kleidungsstücke sowie auf die Frage, ob diese bei den Käufern auf Interesse stoßen. Doch da man ein recht hohes Tempo vorlegt, haben die Designer kaum die Möglichkeit, sich beim Zuschauer beliebt oder unbeliebt zu machen - weshalb es ihm letztlich auch recht egal ist, ob er sich gleich das Weiterkommen sichert oder doch in den Showdown muss.

Der große Showdown am Ende besteht schließlich aus einer kurzen Präsentation einer weiteren Kreation, die unter dem Motto "Sakko" steht. Hier kommen nun endlich die Mentoren stärker zu Wort und dürfen selbst entscheiden, welcher der zuvor von den Käufern abgelehnte Designer doch noch einmal eine zweite Chance innerhalb der Show erhält. Auch wenn aufgrund der deutlichen Präferenz der Jury die große Spannung letztlich ausbleibt, setzt man hier einen sehr soliden Schlusspunkt unter eine Fernsehsendung, die nicht an unsympathischen und selbstverliebten Personen in der Jury oder schwachen Kandidaten leidet, sondern an einem zu statischen und abwechslungsarmen Aufbau.

Insgesamt ist «Fashion Hero» ein deutlich angenehmeres und medienethisch weniger fragwürdiges Format als «Germany's Next Topmodel», aber im Gegensatz zur Klum-Show fehlen hier noch die großen Momente, die das Massenpublikum zum Einschalten bewegen. Schaut man diese Sendung, dann nicht, um sich an der Unfähigkeit junger Mädchen zu erfreuen oder um mehr oder minder authentische Zickenkriege mitzuerleben, sondern aus reinem Interesse an modischen Schöpfungen sowie der Beurteilung dieser. Damit ist man gegenüber dem gespenstisch öden «Das perfekte Model» noch immer deutlich überlegen, doch es bleibt zu bezweifeln, ob die gegenüber Heidi Klum deutlich nahbarere Claudia Schiffer mit dieser Show ohne große Highlights tatsächlich langfristig Zuschauer binden kann.

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