Die Kritiker

«Wild Germany: Schamanismus»

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Die mittlerweile vierte Staffel der ZDFneo-Reportagereihe blickt in ihrer ersten Folge ohne jede Effekthascherei auf Schamanismus.

Der ZDFneo-Reporter Manuel Möglich behandelte in den bisherigen drei Staffeln von «Wild Germany» bereits Themen wie den Handel mit Crystal Meth, Pornographie, Satanismus, anonymen Outdoor-Sex und Schlagermusik. Die abseits der kleinen Digitalkanäle in ihrer tatsächlichen Form kaum denkbare Reportagereihe blickt auf Subkulturen und Tabuthemen abseits des Mainstream, ohne den stets zu erwartenden Zeigefinger zu erheben. Gleichwohl verzichtet der schlaksige Reporter auf reißerische Sensationsgier – viel mehr versucht er, so gut es ihm möglich erscheint, seinen Interviewpartnern auf Augenhöhe zu begegnen, so absurd oder gar erschreckend deren Ansichten auch wirken mögen.

Mit einer Ausgabe zum Thema Schamanismus startet die ZDFneo-Reihe vorbildlich in ihre vierte Staffel. Obwohl Möglich an bunten, lauten Beschwörungsritualen teilnimmt, wie sie aus klischeebeladenen Hollywoodfilmen über Naturvölker zu stammen scheinen, und Schamanen interviewt, die auch mit illegalen Substanzen arbeiten, wirkt seine Reportage nie nach kalkuliertem Tabubruch. Besonnen und mit jugendlicher Neugier taucht er in den Schamanismus ein und befragt einen gesellschaftlichen Aussteiger, der behauptet, mit seinen Ahnen kommunizieren zu können, und lässt sich von einem Ehepaar in einer Zeltsiedlung die bösen Energien entziehen.

Dabei enthält sich der 34-Jährige nicht jeglichen Urteils, allerdings macht er dem Betrachter durchweg klar, dass es nur seine punktuellen Gedanken sind, die er formuliert – die Zuschauer dürfen und sollen noch immer ihre eigenen Schlüsse ziehen. Von seinem Ansatz her steht «Wild Germany» zwischen zwei Welten: Der Reporter wird als handelnde Person inszeniert, greift ins Geschehen ein und verbalisiert seine Gefühle, womit Manuel Möglich dem Gonzo-Journalismus eines Morgan Spurlock oder Michael Moore angehörig sein müsste. Jedoch tritt er viel ruhiger auf, völlig ohne Ironie oder dramaturgisch angewandte Distanz zu seinen Themen. Er bildet nahezu kommentarlos ab, im Zentrum der Reportagen bleiben die Themen, ganz so wie in der klassisch-öffentlich-rechtlichen Doku.

Dieser uneindeutige Ansatz könnte leicht scheitern – aber die hohe Authentizität von «Wild Germany» und die findige Kameraführung (so weisen die Macher ganz still auf die Kreuz-Halskette eines Schamanen hin) sorgen für einen gelungenen Balanceakt.

ZDFneo zeigt die vierte Staffel«Wild Germany» ab Donnerstag, dem 14. Februar 2013, wöchentlich um 23.30 Uhr.

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