Die Zehn

Zehn Sendungen, die 2011 (zu Recht) niemand sehen wollte

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Langatmige Shows, unausgereifte Serien und ein sinnfreies Casting: Auch im Jahr 2011 wurden wieder zahlreiche fragwürdige Formate auf die Zuschauer losgelassen. Quotenmeter.de zählt die zehn größten inhaltlichen und quotenmäßigen Verlierer des Jahres auf.

«Sommermädchen» (ProSieben)


Wer aus Fehlern nicht lernt, ist nicht zu bemitleiden. Nachdem das sinnfreie Casting-Format bereits im Jahr 2009 von Kritikern zerrissen wurde und sich nur vereinzelt über den Senderschnitt retten konnte, war es völlig unverständlich, wieso ProSieben für den Sommer 2011 eine Neuauflage ankündigte. Wieder wurde nicht klar, welcher Zweck mit der öffentlichen Suche überhaupt verfolgt wurde, außer junge Frauen stetig in Badebekleidung zeigen zu können. Zu allem Überfluss übernahmen mit Giovanni Zarella und seiner Frau Jana Ina zwei der farblosesten Menschen des B-Promi-Kreises die Moderation. Am Ende wunderte es wohl niemanden, dass die Neuauflage am Donnerstagabend baden ging. Als Konsequenz wurde die Laufzeit der zweistündigen Ausgaben halbiert und diese im freitäglichen Nachmittagsprogramm unter Ausschluss der Öffentlichkeit versendet. Es bleibt zu hoffen, dass ProSieben nun endgültig die Finger von diesem Konzept lässt.

«Kerner» (Sat.1)


Viele Worte wurden über den Wechsel von Johannes B. Kerner zu Sat.1 und dem Ende seines Magazins an dieser und anderen Stellen bereits verloren. Vielleicht zu viele, doch abschließend sei noch einmal festgehalten, dass der Misserfolg seiner Sendung kaum verblüffen dürfte. Wer kostbare Sendezeit mit abgelutschten Themen und längst bekannten und künstlich aufgebauschten Skandalen füllt, braucht sich nicht wundern, dass die Zuschauer ausbleiben. Der inhaltliche Tiefpunkt wurde schon zu Beginn des Jahres erreicht, als Ex-Dschungelkönigin Desirée Nick fast zum Inventar der Show wurde und Casting-Sternchen wie Micaela Schäfer und Menderes Bagci billig kopierte Dschungelprüfungen ertragen mussten. Dass dieses Magazin nun verschwindet, wird wohl niemand bedauern - nicht einmal Kerner selbst, der ja kürzlich seine eigene Unzufriedenheit äußerte.

«Herzflimmern» (ZDF)


Die tägliche Serie stand von Beginn an unter keinem guten Stern, denn die Produktion wurde aufgenommen, noch bevor es überhaupt einen Sendeplatz gab. Also stellte die Bavaria Film tapfer Episoden her, ohne genau eine potentielle Zielgruppe zu kennen. Dazu versuchte sie sich bewusst von den bewährten Telenovelas abzugrenzen und stattdessen „realistische Fiktion“ anzubieten. Zudem wollte das Team allen bestehenden Trends entgegen auf viele Episodendarsteller und schöne Landschaftsaufnahmen setzen. Noch vor dem Start, stockte das ZDF in völliger Fehleinschätzung den Produktionsauftrag auf 200 Episoden auf. Als die Sendung dann endlich auf den Bildschirmen erschien, war es kaum verwunderlich, dass die Zuschauer ausblieben. Als Konsequenz zogen die Macher sämtliche Stellschrauben nach, bauten die Besetzung bereits nach wenigen Folgen um, kreierten neue Sets und Geschichten und verpassten ihr einen neuen Vorspann samt neuem Untertitel. Aus «Die Klinik am See» wurde kurzerhand «Liebe zum Leben». Ziel war es, den medizinischen Fokus des einstigen „Medical Dramas“ mehr in Richtung Heimatserie zu verlagern. Im gleichen Atemzug erweiterte das ZDF den Produktionsauftrag um weitere 55 Ausgaben, obwohl sich die Marktanteile in der Zielgruppe streckenweise um ein Prozent bewegten. Die wenigen Zuschauer, die sich an die neue Serie schon gewöhnt hatten, wurden damit unwiderruflich vergrault und die Entwicklung der Serie verlor endgültig einen einheitlichen Kurs. Am Ende fruchteten auch die zweifelhaften Umstrukturierungen nicht, denn ab Anfang 2012 fliegt «Herzflimmern» aus dem Hauptprogramm des ZDF und wird bei ZDFneo bzw. im Nachtprogramm beendet.

«Das Model und der Freak» (ProSieben)


Auf der Suche nach einem erfolgreichen Nachmittagsprogramm, das sich gegen die gescriptete Konkurrenz von RTL und Sat.1 durchsetzen kann, probierte der Sender ProSieben im Jahr 2011 mehrere Formate aus. Sollten zu Beginn des Jahres noch Doppellfolgen von «We Are Family» mit fragwürdigem Inhalt punkten, kam diese Aufgabe später dem Ernährungsmagazin «Besser essen» und der Doku-Reihe «Wild Wedding - JA ich will, aber schrill» zu. Sie allesamt brachten keinen Erfolg. Im Spätsommer setzte man daher auf neue Ausgaben des dumpfen Formats «Das Model und der Freak». Das perfide an ihm ist nicht nur die Degradierung der männlichen Teilnehmer im Titel, sondern vor allem die Botschaft, das man nur etwas wert ist, wenn man sich den gängigen Klischees und Schönheitsidealen unterwirft. Um diese Ausrichtung scheinbar abzumildern, erhielt das Format für die 30 neuen Ausgaben den völlig unpassenden Untertitel «Falling In Love» verpasst. Zudem wurde der Fundus der vermeintlichen, weiblichen Schönheiten deutlich aufgestockt – u.a. durch Figuren wie Verena Kerth und Sarah Knappik. Letztlich verblieben die Zielgruppenmarktanteile deutlich in der Einstelligkeit, wodurch vorsichtig gehofft werden darf, dass die Sendung nun endgültig beerdigt wurde.

«Family Stories» (RTL II)


Angesichts des ungebrochenen Erfolgs von Scripted-Reality-Sendungen, der immer neue Ableger von noch erschreckender inhaltlicher und inszenatorischer Qualität hervorbringt, ist man geradezu erleichtert, wenn eines dieser Formate keinen großen Zuspruch bei den Zuschauern finden konnte. Dabei schwärmte RTL II-Programmdirektor Andersen von der Reihe noch ihrem Start: „Erzählt werden aktuelle Themen, die Familien in Deutschland beschäftigen. Der Blickwinkel ist dabei immer auf den Familienverbund gerichtet, der mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert wird. Wir zeigen echte Familien, ungewöhnliche Typen und besondere Ereignisse“. Und mehr noch, er behauptete damals sogar, eine neue Programmfarbe gefunden zu haben. Dabei handelte es sich bei der Sendung nicht nur konzeptionell, sondern auch inhaltlich um dreiste Klone der RTL-Erfolge «Familien im Brennpunkt» und «Mitten im Leben». Mit einem durchschnittlichen Zielgruppen-Marktanteil von unter fünf Prozent waren die Werte sogar für RTL II zu schwach, sodass die Show nach wenigen Wochen aus dem Programm verschwand. Die Freude über die Absetzung währte jedoch in doppelter Hinsicht nicht lang, denn einerseits wurde mit «Berlin - Tag & Nacht» eine Scripted-Reality-Produktion eingeführt, die – man mag es kaum glauben – noch unerträglicher ist und anderseits kündigte der Kanal bereits eine Rückkehr der «Family Stories» im Januar 2012 an, dann jedoch im Vormittagsprogramm.

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