Hingeschaut

«Die Alm»: Tausche Dschungel gegen Berghütte

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Am Vorbild gescheitert: Mit einer Moderation ohne Biss, müder Ekelprüfung und keinen eigenen Ideen kann «Die Alm» zum Auftakt dem RTL-Dschungelcamp nicht das Wasser reichen.

„Bei Ihnen zuhause ist es jetzt Viertel nach Acht, bei uns ist es jetzt ... Viertel nach Acht“

Mit diesem netten Seitenhieb auf «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!», das Konkurrenz- und Vorbild-Produkt von RTL, bei dem im Dschungel schon der Tag anbricht, während sich die deutschen Zuschauer ihre Spätabendunterhaltung holen, eröffnete Daniel Aminati die zweite «Alm»-Staffel nach 2004. Immerhin ein schön unverkrampfter Umgang mit der Tatsache, dass es nicht etwa der Glaube an das eigene Format war, sondern der unglaubliche Erfolg von RTL, der die Promis nach sieben Jahren wieder auf die Alm ziehen ließ.

Nachdem das Nachfolgeformat «Die Burg» im Jahr 2005 mit skandalösen Entgleisungen Schlagzeilen gemacht und den Boden für jegliche Fortsetzungen verbrannt hatte, dauerte es bis zu diesem Samstag, ehe ProSieben den nächsten Versuch wagte. Das damals ziemlich erfolgreiche Urformat kehrte zurück; auch dieses Mal müssen neun mehr oder weniger prominente Menschen mit dem Leben in der alpenländischen Bergeinöde zurechtkommen und sich entscheiden, ob Kuhstall oder Mitbewohner persönlich das kleinere Übel darstellen.

Obwohl die Gruppe damit sogar drei Köpfe kleiner ist als 2004, hatte ProSieben offenbar Schwierigkeiten Teilnehmer zu finden und füllte gleich einen Drittel des Casts mit «Germany's Next Topmodel»-Gesichtern: Gina-Lisa Lohfink, Tessa Bergmeier und Rolf Scheider (Bild links) machen mit. Weitere Kurzzeit-Bewohner der Almhütte: Moderatorin Charlotte Karlinder, Sängerin Kathy Kelly, Sänger Thomas „Der Checker“ Karaoglan, Kult-Schrotthändler Manni Ludolf, der tief gefallene einstige «DSDS»-Moderator Carsten Spengemann und Fußball-Legende Werner Lorant.

Zurück zum Vergleich mit dem Dschungelcamp, den Aminati mit seiner selbstironischen Anmerkung schließlich selber legitimierte. Größtenteils war es das dann nämlich auch schon in Sachen Selbstironie und Witz, was das Moderatoren-Duo Janine Kunze und Daniel Aminati zu bieten hatte und das nicht nur in Hinblick auf die grandiosen Vorlagen von Sonja Zietlow und Dirk Bach. Denn die erste Hälfte der Show geriet die Moderation regelrecht staubtrocken, vereinzelte Witze wirkten wie zum ersten Mal von einer Pappe abgelesen.

Und wer bis heute noch glaubte, dass Moderatoren im TV Improvisationstalente sind, wurde nach einer verpatzten MAZ desillusioniert, nach der frühzeitig zur Moderation zurückgestellt wurde: „Wir haben keine Texte!“ sagt Janine Kunze verzweifelt bevor sie merkt, dass sie schon wieder zu hören ist. Selbstironie. Unfreiwillig. Ebenso ironisch und leider ebenso wenig den Machern von «Die Alm» zuzurechnen: In der ersten Werbepause sind Dirk und Sonja zu sehen (Bild rechts) - und in einem einzelnen Spot witziger als ihre Kopien in den vollen zwei Stunden. Selbst das «Alm»-Duo von 2004, bestehend aus Elton und Sonya Kraus, war charmanter.

Die Staffel ist erst einen Tag alt - klar, dass es noch keine hochkochenden Emotionen zu sehen gab. Dafür, dass das auf jeden Fall noch passieren wird, hat ProSieben aber gut vorgesorgt. Mit «Topmodels»-Zicke Tessa, dem dauerkommandierenden Werner „Beinhart“ Lorant und dem arbeitsfaulen „Checker“ ist der Cast ordentlich auf Krawall gebürstet. Zu letzteren beiden wird schon in der Auftaktfolge angeteast, was ProSieben sich für die kommenden Wochen erhofft. Seltsam desinteressiert: Carsten Spengemann. Er schien als einziger schon beim Einzug zu realisieren, auf was er sich da eingelassen hat und jegliche Lust zu verlieren.

Ob die Promi-Gruppe hält, was sich der Sender von ihr verspricht, wird sich noch zeigen. Bitter nötig ist es allerdings, bedenkt man, in welch schludriger Machart «Die Alm» ihrem großen Vorbild nacheifert. Es ist nicht nur die lahme Moderation, an der es hakt. Auch die „Muhprobe“, das Äquivalent zur Dschungelprüfung, grenzte an Lächerlichkeit. Model Tessa riet mehr statt im Dunkeln nach den ekligen Dingen wirklich zu tasten: Schlange, Kaktus, Wollmütze. Was man eben so findet auf der Alm. Und bekam trotzdem fast die volle Punktzahl. Ihre Aussage, fast alles auf Anhieb richtig gehabt zu haben, war eine Steilvorlage für die Moderation. Bezeichnenderweise verpuffte sie ungenutzt.

So bleibt der «Alm» als einziges Alleinstellungsmerkmal, mit dem man noch punkten kann, die Location. Eine Berghütte samt Umgebung hat einfach ein ganz anderes Flair als drei Quadratmeter planierter Dschungel, auf dem sich die Promis auf die faule Haut legen. Darauf muss ProSieben setzen, um nicht nur verzweifelt nachzumachen, sondern auch mal vorzulegen. Denn in der Form der Auftaktfolge ist «Die Alm» nicht mehr als eine ärmliche Kopie von «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!».

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