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Die Rolle des Großen Bruders bei RTL II : Wie sehr fehlt «Big Brother»?

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Schlechte Quoten – unglaublich viele Fehlstarts. RTL II ist in der Quotenkrise. Doch gab es diese nur 2010? Und stimmt es wirklich, dass es dem Sender besser geht, wenn eine Staffel von «Big Brother» läuft?

Qualitätsmanagement, Trash-Formate, Quotenprobleme: Bei RTL II ging es in den vergangenen Wochen drunter und drüber. Das ging auch an zahlreichen «Big Brother»-Fans nicht vorbei – einige von Ihnen stellten im Gespräch mit der Quotenmeter.de-Redaktion eine interessante und gefühlt nicht unlogisch klingende These auf: Hat RTL II immer nach dem Ende einer jeweiligen Staffel der Endemol-Show mit sinkenden Quoten zu kämpfen? Oder überspitzt gesagt: Liegt das aktuelle Quotendesaster am Fehlen des Großen Bruders? Der Hintergrund könnte Folgender sein: «Big Brother»-Zuschauer sind nicht zwingend typische RTL II-Gucker. Einige von ihnen verfolgen das Programm des Senders in der «Big Brother»-freien Zeit sogar gar nicht, wie der Redaktion mitgeteilt wurde. Läuft allerdings «Big Brother», so stößt man auf den ein oder anderen Programmhinweis – und zappt dann eben doch mal bei Filmen oder Serien rein.

Klar ist jedenfalls: «X Diaries» kommt derzeit an die Werte der zehnten «Big Brother»-Staffel nicht heran und auch die um 20.00 Uhr gezeigten «RTL II News» feiern keine Bestwerte mehr. Wie wichtig ist «Big Brother», dessen Zukunft angesichts des fehlenden Unterhaltungschefs immer noch auf wackligen Füßen steht, für den Sender? Die Antwort: Äußerst wichtig, denn in der Tat lief es für RTL II immer schlechter, wenn «Big Brother» zuletzt nicht im Programm war.

Der Analyse zu Grunde liegen zunächst zwei Betrachtungsweisen: Zum einen der Vergleich „RTL II mit «Big Brother»" und „Ohne «Big Brother»". Während der Zeit der sechsten Staffel erreichte RTL II 6,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, nach der sechsten Runde fielen die Werte auf 6,0 Prozent ab. Verluste gab es auch nach den Staffeln acht und neun. Während «Big Brother 8» kam der kleine TV-Sender auf 6,3 Prozent, danach auf 6,1 Prozent. Während «Big Brother 9» holte man ebenfalls 6,3 Prozent, danach waren es 6,2 Prozent. Während der zehnten Staffel waren es 6,1 Prozent Marktanteil, danach genau sechs Prozent. Nur nach Staffel sieben gingen die Quoten nicht zurück: Sie blieben mit 6,3 Prozent identisch.

Diese Analyse ist allerdings noch etwas ungenau: Sie fasst einen großen Zeitraum zusammen. Wie sah es in den vergangenen drei Jahren jeweils im letzten «Big Brother»-Monat aus? 2008 endete die achte Runde der Reality-Show am 7. Juli. Im Juni 2008 fand allerdings die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz statt, weshalb die Marktanteile des sechsten Monats nicht als Vergleich herhalten können. Im Fußball-freien Juli kam RTL II auf 6,6 Prozent Marktanteil. Im August 2008 waren es hingegen nur 6,1 Prozent. Verluste waren also in diesem Fall durchaus spürbar.

Besonders deutlich wird die Wichtigkeit von «Big Brother» während Staffel neun – sie beweist, dass die «Big Brother»-Fans mit ihrer These sehr richtig liegen. Im November 2008 – im Monat vor dem Start des Formats – waren die Quoten auf 5,8 Prozent Marktanteil zurückgegangen. Es folgte ein sehr schwacher Start der Reality-Show ohne Werbung, mit schwacher Eröffnungsshow und miserablen Konzept. Erst im Frühjahr 2009 gewann der große Bruder Zuschauer zurück und prompt ging es auch RTL II deutlich besser. Schon im Februar kam die TV-Station auf 6,2 Prozent, im März waren es 6,3 Prozent in der Zielgruppe und im April gar 6,6 Prozent. Genau diese Monate retteten letztlich den Saison-Schnitt, der somit wieder auf mehr als sechs Prozent kam.



Die neunte Staffel endete am 6. Juli 2010. Im Juni – ein Fußball-freier Monat – holte RTL II mit durchschnittlich 6,8 Prozent den besten Wert der vergangenen Zeit. Im Juli fielen die Werte dann auf 6,4 Prozent ab, im August kam der Kanal bei den 14- bis 49-Jährigen nur noch auf 6,2 Prozent Marktanteil. Im September fiel dieser Wert gar auf 5,9 Prozent ab. Die Entwicklung war also ähnlich wie nach dem Ende von «Big Brother 10». Die Jubiläumsstaffel verhalf RTL II im Jahr 2010 zwar nie zu 6,8 Prozent, was allerdings an etlichen anderen Baustellen im Programm lag.

Auch während der vorerst letzten Staffel war die große Strahlkraft des Formats zu erkennen. Im Dezember 2009 – ohne «Big Brother» - holte man 6,0 Prozent, im Januar und Februar kam man mit dem Großen Bruder auf 6,1 Prozent. Die Monate März und April waren mit 6,4 Prozent dann die bisher erfolgreichsten des gesamten Jahres. Es folgte die Fußball-WM und dann schon das Ende der zehnten Staffel, weshalb hier wieder keine aussagekräftigen Vergleiche gezogen werden können. Die zehnte Edition endete am 9. August, im August holte RTL II 6,1 Prozent Marktanteil. Im September liegt man bislang bei 5,8 Prozent.

Allein diese Zahlen zeigen, dass es eigentlich kein Fragezeichen hinter «Big Brother 11» geben kann. Die großen Probleme, die der Sender momentan hat, sind mit einem einzigen Format zwar nicht zu lösen, man kann sie aber Abschwächen, in dem man diesen wichtigen Magneten wieder ins Vorabendprogramm hievt.

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