Die Kritiker

«Das Weltreich der Deutschen – Kopfjagd in Ostafrika»

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Inhalt


Der Dokumentar-Film «Das Weltreich der Deutschen – Kopfjagd in Ostafrika» beschreibt mehrere parallele Themen: Zum einen kämpfen sich drei Männer in Ostafrika durch Eis und Schnee. Ihr Ziel ist der Gipfel eines fast 6000 Meter hohen Berges. Der Anführer der drei, Hans Meyer, will ihn als erster Mensch besteigen. Denn dieser Berg, den die Einheimischen „Kilimandscharo“ nennen, ist das Wahrzeichen der größten deutschen Kolonie: Deutsch-Ostafrika - und somit der höchste Berg des Deutschen Reiches.

In Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, hat der deutsche Kolonialpionier Carl Peters ab 1884 riesige Gebiete für Deutschland in Besitz genommen. Seine Vorgehensweise ist brutal. Er betrügt die Eingeborenen und zwingt sie bei Widerstand mit Gewalt zur Abtretung ihres Landes. Peters Weltbild ist rassistisch geprägt, er wird aufgrund seiner Übergriffe später den Beinamen „Hänge-Peters“ erhalten und unehrenhaft entlassen. Keine guten Vorzeichen für die spätere Kolonie: Von Anfang an ist das Zusammenleben von Deutschen und einheimischen Völkern von Gewalt gekennzeichnet.

Das bekommen auch die ersten Siedler zu spüren. Zu ihnen gehören Magdalena von Prince und ihr Mann Tom, ein Offizier der deutschen Schutztruppe. Bevor die Familie Prince sich den Traum von einer eigenen Farm im Schatten des Kilimandscharo erfüllen kann, erhebt sich das Volk der Wahehe gegen die deutschen Kolonialherren - und die Princes geraten mitten in die Wirren, auch Tom von Prince muss in den Kampf ziehen. Die Wahehe haben in ihrem Häuptling Mkwawa einen äußerst fähigen Strategen, der den Deutschen jahrelang erfolgreich erbitterten Widerstand leistet. Schließlich können die Schutztruppen dank ihrer moderneren Waffen den „schwarzen Napoleon“ in die Enge treiben. Um den Feinden nicht in die Hände zu fallen, begeht Mkwawa Selbstmord. Seinen Kopf schickt Tom von Prince als grausige Trophäe nach Deutschland.

Kritik


In seiner Reihe «Das Weltreich der Deutschen» hat das ZDF mit der Folge «Kopfgeld in Ostafrika eine spannenden Dokumentation über die Kolonialzeit in Tansania zusammengestellt. Vor allem die Bildauswahl ist gelungen. Der rote Faden geht nicht verloren, wodurch die geschichtliche Aufarbeitung der unterschiedlichen Thematiken, die im Zusammenhang mit der Kolonialzeit vorgestellt werden, eine klare Linie erkennen lässt. An deren Ende steht ein Ziel, auf das die Dokumentation auch hinarbeitet. Auf dem 45-minütigen Weg dorthin erfährt der Zuschauer aber interessante Fakten und Geschichte, die nicht nur interessant klingen, sondern auch Neues hervorbringen. Eine gute Zusammenfassung der bereits im Geschichtsunterricht kennengelernten Fakten hätte sicherlich nicht ausgereicht, um eine ordentliche Dokumentation zusammenzustellen, die ihrem Thema auch gerecht wird.

Anhand von den Berichten einheimischer Historiker hat man die Geschichte der deutschen Kolonialzeit in Tansania aufgearbeitet. Man hat sich also für die Produktion dieser Dokumentation auf den Weg nach Ostafrika gemacht und dort die Spuren der Vergangenheit gesucht. Das hat sich in jedem Fall gelohnt, verleiht es dieser «Das Weltreich der Deutschen»-Doku-Reihe eine authentischen Note. Denn wer könnte die damalige Geschichte besser erzählen als die heute dort lebenden tansanischen Historiker und auch Tansania-Experten. Der Spagat zwischen Spurensuche in der Vergangenheit und Erzählungen gelingt insofern, dass nicht bloß das Knopp’sche Geschichtsbuch aufgeschlagen wird, sondern zumindest der Eindruck entsteht, man möchte den Zuschauer mit auf eine Reise in die deutsche Geschichte nehmen. Die Kolonialzeit gehört unweigerlich dazu, ist dies doch ein Kapitel, das eher kaum in aller Munde ist wie andere Kapitel der deutschen Historie.

Umso mehr ist es also löblich diese Thematik in Angriff genommen zu haben. An der Umsetzung hat es jedenfalls nicht gelegen, sollte das Interesse beim Zuschauer eher gering ausfallen. Doch wer dieser Geschichte nicht ganz abgeneigt ist, wird in dieser Dokumentation, die übrigens unter der Leitung von Guido Knopp stand, im ZDF seine Freude haben. Am Ende hat man doch noch was dazu gelernt. Etwas verwirrend ist es aber, dass die Geschichte parallel nebeneinander erzählt werden. Ein logischer, chronologischer Aufbau der Erzählung hätte mit Sicherheit mehr Anklang gefunden, zumal den meisten Zuschauer das Hantieren mit den Jahreszahlen im 19. Jahrhundert eher nicht geläufig ist und somit das Einordnen der Erzählungen in den geschichtlichen Zusammenhang auf Anhieb etwas schwer fallen könnte. Nichtsdestotrotz bietet die Dokumentation «Kopfjagd in Ostafrika» gute Ansätze, die einen Mehrwert bieten.

Das ZDF zeigt «Das Weltreich der Deutschen: Kopfjagd in Ostafrika» am 6. April 2010 um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/41161
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