Hingeschaut

Beeindruckende Premiere der «Wahlarena»

von
Sat.1 überzeugte mit einem tollen Studio – muss sich allerdings fragen, ob Stefan Aust nicht eine Fehlbesetzung ist.

So viel steht fest: Die Gästeauswahl bei der Premiere des Sat.1-Polittalks «Ihre Wahl! Die Sat.1 Arena» konnte sich sehen lassen: Mit Karl Theodor zu Guttenberg hatte der Münchner Sender nicht nur den aktuell wohl beliebtesten Politiker eingeladen, sondern auch einen sehr jungen Vertreter seiner Zunft. Ihm gegenüber saß Linke-Chef Lafontaine – da konnte die ARD und «Anne Will» nicht mithalten. Dort saßen Max Jung (CDU) und Gregor Gysi (ebenfalls Die Linke).

Vergleicht man die neue «Wahlarena» mit Schawinskis Versuch einen Poltiktalk zu etablieren, dann darf man jetzt durchaus staunen. Das Studio ist aufwendig gestaltet – Hingucker sind neben dem großen runden Tisch in der Mitte sicher die zwei riesigen LED-Wände, die während der gesamten Sendung wahlweise Einspielfilme oder eben die Gesichter der Politiker in Übergröße zeigen. Die während der gesamten Sendung nie ruhige Kamera vermochte sich mehrmals direkt an den Leinwanden entlang zu nagen, um das gezeigte dem Zuschauer näher zu bringen.

Von der Bildästhetik setzte die neue «Wahlarena» nämlich auf einen ganz neuen Ansatz: Der Zuschauer verließ das Fernsehstudio nämlich nie – eingespielte MAZen sahen die Bundesbürger – ebenso wie Christiansen, Guttenberg und Co. – nur auf den Leinwänden. Da hakte es anfangs ein wenig, weil die Kamera gerne zu weit weg war, um eingeblendete Bauchbinden lesen zu können, oder weil der ein oder andere Politikerkopf im Weg war und man so den Einspielfilm nicht immer vollständig erkennen konnte. Dennoch: Das Konzept überzeugt, wenn man hier etwas mehr Praxiserfahrung gesammelt hat.



Die neue «Wahlarena» wusste allgemein zu überzeugen – sie profitierte von einer wiedererstarkten Sabine Christiansen, von einer ungemein hohen Fragedichte und eben einer schönen Studiooptik. Alles war aber nicht gut: Dass man insgesamt drei Mal zu «Prinzen»-Musiker Krumbiegel schaltete, der die Sendung in seinem Wohnzimmer sah und dann jeweils seinen Senf dazugeben durfte, war absolut überflüssig. Auch Stefan Aust war an der Seite von Sabine Christiansen eine Fehlbesetzung.

Seine Fragen zündeten nicht, wenn er sie denn überhaupt stellen durfte. Nicht nur einmal würgte ihn seine Moderationskollegin ab, weil es im Ablauf schnell weitergehen musste. Kurzum: Aust wirkte zu harmlos und zu alt in dem High-Tech-Studio. Ob zu wenige Zuschauerfragen, die per Twitter, SMS, Mail oder Webcam eingesendet werden konnten, beantwortet wurden, mag dahingestellt sein – die Sendung hat noch vier Ausgaben um ihre endgültige Form zu finden.

Müsste Sat.1 nicht auf die Quoten schauen, dann wäre es dringend empfehlenswert, «Die Wahlarena» auch nach dem 27. September 2009 fortzusetzen. Dass die Zuschauer aber nicht mal bei gut gemachten Polittalks in etwas größerer Anzahl einschalten, zeigen die TV-Quoten. Und deshalb ist wohl leider schon zu früh wieder Schluss mit dem gelungenen Polittalk des Privatsenders.

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