Die Faszination liegt dabei weniger im vielen Staub als in dem, was darunter sichtbar wird. Es geht um reale Probleme, konkrete Veränderungen und die Hoffnung auf einen Neuanfang.
Bereits in den frühen 2000er-Jahren erzielten Formate wie “Zuhause im Glück" oder “Die Bauretter" beachtliche Reichweiten. Nach einer längeren Phase der Formatmüdigkeit kehren sie in modernisierter Form zurück. Gestützt werden sie durch moderne Erzählweisen und einen stärkeren Fokus auf die neue soziale Realität.
Handfeste Geschichten kehren zurück
Seit 2020 läuft bei Kabel Eins “Rosins Restaurants – Jetzt erst recht!”. Bei diesem handelt es sich um ein Format, das handwerkliche Umgestaltung mit persönlicher Krisenbewältigung verbindet.
Statt bloßem Umdekorieren stehen Existenzen im Zentrum der Sendung, die durch finanzielle oder private Schieflagen aus dem Gleichgewicht geraten sind. Auch Formate wie “Die Schnäppchenhäuser” knüpfen an diesen Trend an. Sie verknüpfen bauliche Eingriffe mit konkreten Lebensrealitäten.
In solchen Kontexten lässt sich häufig auch die Arbeit externer Dienstleister beobachten. Besonders wenn es darum geht, Immobilien grundlegend umzugestalten, kommt professionelle Unterstützung zum Einsatz, beispielsweise bei der Entrümpelung und Steinreinigung. Solche wichtigen Schritte ermöglichen es oft erst, baufällige Strukturen freizulegen und eine tragfähige Grundlage für weitere Arbeiten zu schaffen.
Realität als dramaturgisches Element
Auffällig ist, wie stark die neuen Formate auf Authentizität setzen. Der Fokus hat sich verschoben – weg vom bloßen Vorher-Nachher-Effekt, hin zu den Biografien der Beteiligten.
Es geht um persönliche Brüche, familiäre Überforderung, aber auch um Kraftreserven, die sich in der gemeinsamen Arbeit neu mobilisieren lassen. So zeigt etwa “Rosins Renovierungen”, wie Gastronomiebetriebe nach einschneidenden Erlebnissen wieder aufgebaut werden. Dies geschieht nicht abstrakt, sondern ganz konkret.
Diese Mischung aus emotionaler Nähe und pragmatischem Vorgehen macht das Genre wieder anschlussfähig. Bei den Zuschauern entsteht das Gefühl, dass Veränderung immer möglich ist, auch in scheinbar festgefahrenen Situationen.
Auch Streaming entdeckt das Format neu
Auf Plattformen wie Netflix haben sich Renovierungsformate ebenfalls längst wieder etabliert. “Dream Home Makeover” oder “Instant Dream Home” setzen auf Tempo, Ästhetik und visuelle Transformationen.
Während der Stil hier oft stärker inszeniert wirkt als bei den deutschen Pendants, bleibt das Prinzip vergleichbar: Der Wohnraum steht symbolisch für Sicherheit, Selbstbestimmung und Lebensqualität.
Im Vergleich zum linearen Fernsehen rückt beim Streaming die emotionale Inszenierung noch stärker in den Mittelpunkt. Die persönlichen Geschichten der Bewohner:innen, ihre Wünsche und Herausforderungen, bilden den Rahmen. So dient die bauliche Veränderung oft als sichtbares Ergebnis der inneren Prozesse.
Spiegel einer gesellschaftlichen Dynamik?
Renovierungsformate bedienen nicht nur ein gestalterisches Bedürfnis. Sie greifen Themen auf, die viele Menschen heute konkret betreffen, wie steigende Wohnkosten, eingeschränkter Wohnraum und Belastungen durch Unterhalt oder Sanierung.
Dabei vermitteln die Sendungen keine Ideallösungen. Sie zeigen pragmatische Wege auf – und zwar mit allen Höhen, Rückschlägen und Erfolgen. Aus Sicht der Sender sind sie zudem wirtschaftlich interessant. Die Produktionskosten liegen meist unter denen aufwändig inszenierter Unterhaltungsformate. Gleichzeitig bleibt der Zuschauerzuspruch konstant. Auch lassen sich Inhalte gut zweitverwerten, zum Beispiel in Mediatheken oder auf sozialen Plattformen.
Echte Veränderung als wichtiges TV-Thema
Die Rückkehr der Sanierungsformate verdeutlicht, dass auch im linearen Fernsehen nach wie vor Inhalte gefragt sind, die Nähe erzeugen – und solche, die Mut machen.
Sie zeigen reale Lebenssituationen, lassen Raum für Entwicklung und holen das Publikum dort ab, wo viele sich heute selbst wiederfinden: in einem Spannungsfeld zwischen Überforderung und Aufbruch.
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