
Sender rufen zwar immer wieder Info-Offensiven aus, doch wenn die Quoten ausbleiben, werden auch jene Image-polierenden Projekte ad acta gelegt. Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel («ZOL») können ein Lied davon singen. Pinar Atalay («RTL Direkt») wird sich in diese Riege demnächst einreihen. Neben dem Quotendruck kam in den vergangenen Jahren auch ein Sparzwang auf die deutschen TV-Sender zu. Der Werbemarkt kommt nach der Corona-Pandemie und den unsicheren Kriegszeiten nur langsam auf die Beine, ARD und ZDF haben mit rückläufigen Rundfunkbeiträgen (2023: 9,02 Mrd. Euro / 2024: 8,74 Mrd. Euro) zu kämpfen. Der Mut für risikoreiche Programmentscheidungen sinkt. Die Folge ist ein Programm aus altbewährten Formaten und Genres.
Da fällt es durchaus auf, wenn Sender eindringlich am Programm schrauben. Sichtbar wird dies seit einiger Zeit im ZDF am Mittwochvorabend. Jahrelang füllte der Mainzer Sender den Programmplatz nach den «heute»-Nachrichten mit fiktionalen Serien wie «Die Spezialisten – Im Namen der Opfer» oder «Heldt». Im Dezember 2024 endete diese Ära mit dem Ende von «Blutige Anfänger», stattdessen setzte man auf Factual-Formate. Die Krimiserie über Polizeianfänger holte tatsächlich eine solide Reichweite. Noch zu Beginn des Jahres 2024 erreichte das ZDF im Schnitt 2,69 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 11,3 Prozent. Beim jungen Publikum lief es hingegen gar nicht gut, was sich in 4,3 Prozent Marktanteil bei einer Sehbeteiligung von 0,19 Millionen 14- bis 49-Jährigen ausdrückte. Die finale Staffel sorgte zwischen September und Dezember 2024 durchschnittlich für 2,28 Millionen Zuschauer ab drei Jahren und 10,4 Prozent. In der klassischen Zielgruppe markierte «Blutige Anfänger» 0,15 Millionen und 4,0 Prozent.
Umstellung auf Raten

Als totaler Flop entpuppte sich «Hab ich Recht? Drei Richter für alle Fälle», das nur dreimal on air ging. Im September sahen im Schnitt nur 1,43 Millionen Zuschauer zu, die Marktanteile bewegten sich zwischen 6,6 und 8,0 Prozent. In der Zielgruppe kam man nicht über 4,6 Prozent hinaus (Durchschnitt: 3,4%). «Blutige Anfänger» schaffte Woche für Woche über zwei Millionen Zuschauer.
Gelungene Umstellung – oder doch nicht?

Bis ins Frühjahr sah alles danach aus. Mit der Rückkehr von «Duell der Gartenprofis – Mein grünes Paradies» stabilisierte sich die Reichweite oberhalb der zwei Millionen, der Marktanteil kratzte mit einem Durchschnitt von 9,8 Prozent an der magischen Zehn-Prozent-Marke. Bei den Jüngeren verlor das Format allerdings rund ein Drittel der Zuschauer und musste sich folglich mit 5,2 Prozent zufriedengeben. Verglichen mit «Blutige Anfänger» entsprach dies aber noch immer einem Plus von 1,2 Prozentpunkten. Doch dann kam der Mai und mit ihm «Die Immo-Helden».
Nach vier Folgen lässt sich festhalten, dass die ZDF-Verantwortlichen mit dieser Produktion danebengegriffen haben. Jahreszeit hin oder her, mit durchschnittlich 1,50 Millionen Zuschauern ist das Make-over-Format ein Flop, zumal die Reichweite in der vergangenen Woche auf 1,30 Millionen Zuschauer sank. In der Zielgruppe standen lediglich 2,1 Prozent Marktanteil zu Buche. Dieser Köder schmeckt dem Fisch nicht. Trotzdem lässt sich grundsätzlich festhalten, dass die Umstellung von Serie auf Factual durchaus geklappt hat. Das ZDF hat sich dafür auch durchaus Zeit genommen und auf bewährte Programmmarken gesetzt, die an anderen Stellen bereits gut funktionierten. Alleinstehende Neustarts wie «Hab ich Recht?» oder «Die Immo-Helden» verpassten ihr Publikum. Dementsprechend darf man auf die Sommermonate gespannt sein, wenn nach «Duell der Gartenprofis» mit «Garden Dreams» ein weiteres Debüt ansteht. Zumindest die Programmfarbe erinnert dann an Bestehendes – hoffentlich auch die Quoten.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel