Quotencheck

Tour de France

von  |  Quelle: Media Control / Quotenmeter.de
Radeln bis die Wadeln brennen – und noch darüber hinaus. Das ist die Devise bei der Tour de France, dem wohl härtesten Radrennen der Welt. Alljährlich geht die Frankreichrundfahrt im Juli über die Bühne und sorgte bislang immer für gute Einschaltquoten bei ARD und ZDF. Im Jahr 2006 brachen die Werte aber ein.

So sahen 3,20 Millionen Bundesbürger den Prolog zur Tour de France 2004 (20,1 %) – in der werberelevanten Zielgruppe waren damals 0,89 Millionen dabei, was einem Marktanteil von 13,7 Prozent entspricht. Die höchste Zuschauerzahl erreichte das ZDF im Jahr 2004: Die 16. Etappe, welche am 21. Juli stattfand, lockte 3,77 Zuschauer vor die Fernsehschirme. Mit 33,1 Prozent Marktanteil war also fast jeder dritte dabei. Leicht niedriger waren die Werte in der Zielgruppe: 1,22 Millionen Zuschauer und 27,4 Prozent Marktanteil waren für das Zweite Deutsche Fernsehen aber dennoch ein riesen Erfolg. Allgemein war bei der Tour-Übertragung des Jahres `04 ein Trend zu erkennen: Je länger die Tour lief, desto mehr Menschen schalteten ein. So wurde die 2-Millionen-Zuschauer Marke nach der 10. Etappe kein einzige Mal mehr unterschritten. Durchschnittlich erreichten die Tourübertragungen 2004 von ARD und ZDF einen Marktanteil von 23,0 Prozent. In Zuschauern ausgedrückt waren pro Etappe durchschnittlich 2,67 Millionen Radsportbegeisterte dabei. Bei den 14-bis 49-jährigen schalteten 0,81 Millionen Menschen ein, der Marktanteil belief sich gute 17,0 Prozent. Somit war die Tour ein voller Erfolg für die übertragenden Anstalten. Im Fernsehjahr 2003/2004 erzielte die ARD einen durchschnittlichen Marktanteil von 13,8 Prozent bei allen und 8,5 Prozent in der Zielgruppe. Das ZDF erreichte 13,2 Prozent ab 3 und 7,5 Prozent bei den 14-bis 49-jährigen.


Auch der Sportsender EuroSport, der die Tour de France alljährlich überträgt, konnte 2004 sehr zufrieden sein. Die erfolgreichste Etappe vor zwei Jahren war aber nicht etwa – wie bei den öffentlich-rechtlichen – die 16., sondern der Prolog. Das Zeitfahren verfolgten 0,71 Millionen Menschen bei EuroSport (4,6 Prozent). Auch in der Zielgruppe waren 4,6 Prozent dabei – 0,29 Millionen Zuschauer. Erst an zweiter Stelle folgt die 16. Etappe, die in Burg D'Oisan stattfindet. Insgesamt schauten 0,34 Millionen Menschen zu (3,0 Prozent), in der Zielgruppe waren es 0,16 Millionen (3,5 Prozent). Insgesamt fällt also auf, dass der Sportsender eher vom jungen Publikum gesehen wird. Während die Werte der Gruppe ab 3 bei ARD und ZDF klar höher sind, erzielt EuroSport nicht selten in der Zielgruppe eine höhere Quote. Allerdings unterliegen die Übertragungen des Sportsenders größeren Schwankungen: Die 8. Etappe „Lamballe-Quimp“ wollten nur 180.000 Menschen bei EuroSport sehen, was einem niedrigen Marktanteil von 1,0 Prozent entspricht. In der Zielgruppe war dieser mit 0,7 Prozent sogar noch niedriger.

Durchschnittlich schalteten 0,26 Millionen Radsportfans den Sender EuroSport ein, um dort die Übertragung der Tour de France zu sehen. Dies entspricht einem prozentualen Wert von 2,2. In der Zielgruppe waren im Schnitt 0,11 Millionen dabei (2,3 Prozent).

Noch beliebter war die danach kommende Ausgabe der Tour de France im Jahr 2005. Schon der Prolog konnte nochmals eine Steigerung der Zuschauerzahlen verzeichnen. 3,38 Millionen Bundesbürger schauten sich das Zeitfahren an, ein Marktanteil von 23,1 Prozent wurde erzielt. Mit 18,4 Prozent erreichten Werberelevanten (1,08 Millionen Zuschauer) war der Start des Radrennens im Jahr 2005 ein voller Erfolg. Zwar fielen die Quoten in den anschließenden Tagen etwas hinab, fingen sich jedoch schnell und stiegen sogar weiter an. So blieb der Negativwert bei der zweiten Etappe stehen. An keinem anderen Tag sahen so wenige Menschen das Programm: Es waren nur 2,08 Millionen Fans (13,8 Prozent) dabei, in der Zielgruppe rutschte der Wert unter die 10-Prozent-Marke (0,66 Millionen, 9,9 %). Einen vorläufigen Rekord stellten Ullrich und Armstrong am Sonntag, 17. Juli 2005 auf: Die 15. Etappe „Lezat/Lese“ verfolgten 4,25 Millionen Deutsche (31,9 %), von den Werberelevanten Zusehern waren 1,43 Millionen dabei (24,9 %). Den wirklichen Rekord der 2005er-Tour erreichte die Übertragung der 20. und vorletzten Etappe: Mit 4,46 Millionen Zuschauer und einem Marktanteil von 33,3 Prozent legte sich die Sendung vom 23.07.2005 an die Spitze. 1,57 Millionen (22,6 %) waren von den Werberelevanten dabei.


Insgesamt ist festzustellen, dass die Tour im Jahr 2005 zuschauertechnisch noch mal eine Schippe drauflegen konnte: Im Durchschnitt sahen 2,91 Millionen Menschen zu, was einem Marktanteil von 23,8 Prozent entspricht. Angestiegen ist auch die Reichweite in der Gruppe der 14-bis 49-jährigen: Errechnete sich im Vorjahr noch ein Durchschnitt von 0,81 Millionen waren es 2005 0,92 Millionen junge Zuschauer (18,4 %) Im Fernsehjahr 04/05 erzielte das Erste Deutsche Fernsehen einen durchschnittlichen Marktanteil von 13,3 Prozent bei allen und 8,0 Prozent bei den 14-bis 49-jährigen. Das ZDF kam auf 13,4 Prozent bei allen und 7,3 Prozent in der Zielgruppe.

Besser sah das Bild auch bei EuroSport aus: Der Rekord vom vergangenen Jahr, als den Prolog 0,71 Millionen Menschen verfolgten, konnte aber bei weitem nicht geknackt werden: Beim Startschuss im Jahr 2005 waren 0,26 Millionen Radsportbegeisterte dabei (1,7 %). In der Zielgruppe wurden Werte von 1,9 Prozent (0,12 Millionen) erreicht. Die kommenden Etappen erreichten allesamt Werte zwischen 0,20 und 0,27 Millionen Zuschauern. Einen Ausreißer nach oben gab’s dann bei der zehnten Etappe – die Reichweite von 0,41 Millionen (3,7 %) setzte sich zunächst auf Platz eins des Jahres 05. Vor allem die Quote in der Zielgruppe 14-49 war für EuroSport sehr erfreulich: Mit 4,8 Prozent erreichte der Sender Höhen, die teilweise mit den heutigen Werten des RTL II-Nachmittags zu vergleichen sind.
Den Reichweitenrekord bei der Tour de France 2005 stellten die Radfahrer allerdings bei der 15. Etappe auf: 450.000 Menschen verfolgten die Tour von Lezat nach Leze bei Eurosport (3,3 %).


Pfeil nach oben auch bei EuroSport. Auch der Sportsender fuhr 2005 bessere Werte ein als noch im Vorjahr. Durchschnittlich waren 0,29 Millionen Bundesbürger dabei – es errechnet sich ein Marktanteil von 2,4 Prozent. Mit 0,14 Millionen 14-bis 49-jährigen und daraus resultierenden 2,7 Prozent ist dem Sportsender ebenfalls eine Steigerung der Vorjahreswerte gelungen.

Wir schreiben nun das Jahr 2006 – das Jahr in dem am Tag vor dem Tourstart sämtliche Favoriten disqualifiziert wurden. Viele Menschen waren sich sicher: Das hat Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen der Übertragungen. Und sie sollten Recht behalten – die Quoten brachen ein. Den Prolog sahen weniger als halb so viele Menschen wie im Vorjahr. 3,38 Millionen Zuschauer im Jahr 2005 stehen 1,48 Millionen Zuschauern im Jahr 2006 gegenüber. Mit 15,2 Prozent bei allen und 12,9 Prozent in der Zielgruppe lagen die Quoten aber immer noch über dem Senderschnitt des ZDF. Auch an den Folgetagen blieben die Reichweiten klar unter den Vorjahreswerten. 1,65 Millionen Zuschauer lösten in der ersten Woche schon das höchste der Gefühle aus, an den restlichen Tagen pendelten sich die Zuschauerzahlen eher bei 1,2 – 1,4 Millionen ein. Erst die achte Etappe am zweiten Toursonntag erreichte Werte, die etwas besser aussahen, das erste Mal wurde die Zwei-Millionen-Marke geknackt. Mit 2,04 Millionen Zuschauern und 15,5 Prozent konnte das ZDF bedingt zufrieden sein – denn ohne Zweifel: Vor dem Dopingskandal hätten sich die Mainzer mehr Zuspruch ausgerechnet. Damit aber Genug der Freude: Die Reichweiten sanken wieder und so stand die 1 kontinuierlich vorne. Der Marktanteilswert stieg allerdings an, was daran liegt, dass in Woche zwei viele Übertragungen bereits mittags begannen, einer Sendezeit in der allgemein eher wenig Fernsehen konsumiert wird. So kam auch der vorläufige Rekord von 18,3 Prozent Marktanteil bei Etappe elf zustande.

Erst als sich Radsport-Deutschland vom Doping-Schock erholt hat und man nun doch wissen wollte, ob es der Amerikaner Landis schafft, die Tour de France zu gewinnen, stiegen die Quoten an – wenn gleich nicht so deutlich wie im Vorjahr. Ab der 16. Etappe wurde zumindest die 2-Millionen-Marke nicht mehr unterboten. Den Zuschauerrekord bei den Öffentlich-Rechtlichen stellte die vorletzte Übertragung auf: Mit 3,26 Millionen Zuschauern und 26,0 Prozent Marktanteil legte sich die ZDF-Sendung rund um die 19. Etappe eindeutig an die Spitze. In der Zielgruppe waren 1,07 Millionen Zuschauer (21,6 %) dabei. Wenn man allerdings bedenkt, dass diese Etappe im Jahr davor weit über 4 Millionen Menschen in ihren Bann zog, verflüchtigt sich der Zauber dieser Werte schnell.

Wie stark die Zahlen einbrachen, wird in der Quotenmeter.de-Übersicht deutlich: Der Wert ging um satte 1,10 Millionen Zuschauer zurück. 2005 sahen im Schnitt 2,91 Millionen die Übertragungen – 2006 konnte nicht mal die magische Zwei-Millionen-Grenze gesprengt werden: Letztlich errechnet sich ein Wert von 1,81 Millionen Zuschauern ab 3. Vor allem beim Marktanteil mussten die Übertragungen gewaltig Federn lassen: Aus zuvor 23,8 Prozent wurden 2006 nur noch 16,1 Prozent. Noch deutlich wird das Bild in der für die Werbewirtschaft wichtigen Gruppe der 14-bis 49-jährigen. Hier waren über 45 Prozent weniger dabei. Der Wert schrumpfte von ehemals 0,92 Millionen auf genau 0,50 Millionen zusammen. Der Marktanteil belief sich auf durchschnittlich 11,5 Prozent (2005: 18,4 %).


Daher ist es verständlich, dass sowohl ARD und ZDF darüber nachdachten, aus der Berichterstattung auszusteigen, wenn das Problem Doping nicht unter Kontrolle zu bringen sei. Im Fernsehjahr 2005/2006 erreichte die ARD durchschnittlich 13,7 Prozent ab drei und 8,2 Prozent in der Zielgruppe. Das ZDF kam auf 13,4 Prozent ab drei und 7,5 Prozent bei den Werberelevanten.


Große Augen auch bei den Machern von EuroSport: Die Werte des Vorjahres konnten ebenfalls nicht erreicht werden. 0,26 Millionen Zuschauer – wie beim Tourauftakt 2005 – ein unerreichbarer Wert. 2006 waren beim Startschuss nur 0,11 Millionen Radsportfans dabei (1,2 Prozent). Davon waren 0,07 Millionen 14-bis 49-järhrig, was einer Quote von 1,6 Prozent entsprach. Die Quote dümpelte lange Zeit im niedrigen „Ein-Prozent-Bereich“ vor sich hin nur die siebte Etappe stellte mit 1,7 Prozent Marktanteil ab drei einen kleinen Höhepunkt dar (14-49: 2,4 Prozent). Bei allen Zuschauern wurde überhaupt nur zweimal ein Wert von über zwei Prozent eingefahren. Bei Etappe 17 waren genau 2 Prozent dabei und bei der vorletzten Etappe belief sich der Wert auf 2,1 Prozent. Dies entspricht einer Reichweite von 0,24 Millionen (17. Etappe) und 0,25 Millionen Zuschauern. Im Normalfall schwankten die Reichweiten während der Tourübertragung 2006 aber zwischen 100.000 und 200.000 Zuschauern. In der Zielgruppe waren ebenfalls die Marktanteile von Etappe 17 und 19 am höchsten: 2,8 Prozent bei Etappe 17 und 2,7 Prozent bei Etappe 19 sind aber klar zu wenig, wenn man die Zahlen des Vorjahres betrachtet.


Alles in allem kann man also davon sprechen, dass die Tour in diesem Jahr wohl auch für EuroSport eine Enttäuschung war, weil man sich im Vorfeld einfach wesentlich mehr – wenn nicht sogar eine weitere Steigerung der Zahlen – erhofft hatte. Die Quotenmeter.de-Quotendatenbank ermittelt aber einen anderen Trend: Und der zeigt steil nach unten: Durchschnittlich begeisterten sich nur noch 0,17 Millionen Bundesbürger für die EuroSport-Übertragung (2005: 0,29 Millionen). Die entspricht einem Marktanteil von 1,5 Prozent. Besonders weh tut es, wenn man sich die Zahlen in der Zielgruppe ansieht: Hier beläuft sich die Reichweite auf 0,08 Millionen Zuschauer – und liegt somit auch etwa 40 Prozent unter dem Vorjahreswert. Es wurde ein Marktanteil von 1,9 Prozent erreicht.

Wie sich die Quoten der Tour de France weiter entwickeln werden, hängt auch davon ab, wie sich das Verhalten der Fahrer entwickelt. Stehen Doping und ähnliche Dinge weiterhin auf der Tagesordnung – letztlich steht ja nun sogar Toursieger Landis unter Dopingverdacht – ist es wahrscheinlich, dass das allgemeine Interesse an der Frankreichrundfahrt noch weiter sinkt. Dann wären auch die ARD und das ZDF gezwungen, ernst zu machen: Höchstwahrscheinlich würde die Tour 2007 dann nicht im gewohnten Umfang übertragen werden. Wie es aussehen könnte, sieht man bereits in diesen Tagen bei der Deutschland-Rundfahrt: Die ARD unterbricht das Radrennen um ihren Quotenrenner «Sturm der Liebe» zu zeigen. Und der ist garantiert Doping-frei.

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