
Fakt ist aber, die Vorfreude auf das Heim-Turnier ist wesentlich größer als beim letzten Großturnier. Die Weltmeisterschaft in Katar war von vielen Nebengeräuschen abseits des Platzes begleitet, aufgrund der Ansetzung in einem vermeintlich fußballkulturell dürren Land und der Verschiebung in den Winter gab es zahlreiche Boykott-Aufrufe. Entsprechend mager war auch die Ausbeute beim letzten Test vor dem Turnier, den Deutschland mühsam mit 1:0 gegen den Oman gewann. Das Spiel übertrug am 16. November 2022 RTL ab 18:00 Uhr. Die beiden Halbzeiten verfolgten für Nationalspiel-Verhältnisse recht wenige 3,68 und 4,82 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Damit unterbot man recht deutlich die Generalprobe vor der Euro 2020, die aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben wurde.
Am 7. Juni übertrug ebenfalls RTL die Partie der Deutschen gegen Lettland. Im Vorfeld des letzten Turniers der Ära Joachim Löw gewann man mit 7:1, was 6,07 (1. Halbzeit) und 6,86 (2. HZ) Millionen Zuschauer nicht verpassen wollten. Schon damals war aber der Hype um die Nationalmannschaft nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland abgeflacht. Verglichen mit dem letzten Testspiel vor der WM 2018, das Deutschland am 8. Juni 2018 mit 2:1 gegen Saudi-Arabien gewann, waren die Werte signifikant niedriger. Das Spiel wurde vor sechs Jahren bereits um 19:30 Uhr angestoßen, dennoch belief sich die durchschnittliche Sehbeteiligung auf 8,22 Millionen ARD-Zuschauer.

In diesem Jahr erreichten die Testspiele vor dem Turnier 9,07 (gegen die Ukraine) sowie 7,12 und 8,84 Millionen Zuschauer, womit sich das Interesse auf dem Niveau von 2016 und 2018 bewegte. Die Euphorie im Vorfeld auf die EM scheint hoch. Zudem könnten die Zahlen im Vorfeld auf deutlich höhere Reichweiten während des Turniers hindeuten. Zuletzt enttäuschten die Zahlen während der umstrittenen Katar-WM, sodass manche Spiele das direkte Duell gegen Konkurrenzprogramme verloren. Selbst die deutschen Spiele sahen in der Spitze „nur“ 17,44 Millionen Zuschauer, diese Marke könnte bereits zum Auftakt am kommenden Freitag gegen Schottland übertroffen werden. Es liegt nun in den Händen beziehungsweise in den Füßen der deutschen Nationalmannschaft, die gute Grundstimmung in echte Euphorie zu verwandeln. Das Interesse der Deutschen am Turnier das vor den eigenen Haustüren stattfindet, ist geweckt.
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