Interview

Mariele Millowitsch: ‚Ich versuche Figuren zu erzählen, die verletzlich sind‘

von

Die Kölner Schauspielerin ist am Mittwoch wieder in der ZDF-Reihe «Marie Brand» zu sehen. Sollte RTL gute Bücher für ein «Nikola»-Revival vorlegen, würde Millowitsch noch mal in die Rolle schlüpfen.

Hallo Frau Millowitsch. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen! Sie sind am Mittwoch, den 18. Mai, wieder in der ZDF-Reihe «Marie Brand» zu sehen. Welchen Mord untersuchen Sie dieses Mal?
Der Fall heißt „Marie Brand und der entsorgte Mann“ und dieses Mal ermitteln wir im Müll-Milieu. Auf einem Recyclinghof wurde eine Leiche entdeckt. Es geht um üble Machenschaften der großen Plastik-Recycler, um eine Branche, die man als Normalbürger gar nicht durchschauen kann. Und wir haben es mit Öko-Aktivistinnen zu tun, die ihren Kampf gegen das heimliche Verschiffen von Plastikmüll in die so genannte Dritte Welt mit mitunter nicht immer lauteren Methoden verfolgen. Brand und Simmel müssen sich vor allem mit vier Frauen auseinandersetzen, die alle in irgendeiner Weise in den Krimifall involviert sind. Witz und Humor kommen trotz allem auch in diesem Film nicht zu kurz. Marie Brand kämpft mit den Folgen eines Wasserrohrbruchs, Simmel damit, dass er auf einer online-Plattform den Status 'frisch getrennt' angegeben hat.

Im Februar holten Sie mit über neun Millionen Fernsehzuschauern einen neuen Bestwert. Dies zu schlagen, wird natürlich in einem Sommermonat fast unmöglich. Dennoch sind die Werte immer gut. Warum schauen Sie Menschen so gerne Ihre Reihe?
Wir bemühen uns um eine gelungene Mischung aus Spannung und aber auch Humor, und die Partnerschaft mit Hinnerk Schönemann funktioniert gut. Ich freue mich auch immer wieder auf die Arbeit mit ihm. Wir sind ein Paar, das sich nicht immer versteht, aber immer respektiert und mag. Wichtig ist einfach, dass wir uns – je nach Fall – auch immer Platz nehmen für Humor.

Immer wieder versuchen sich aktuell die privaten Fernsehsender an eigenproduzierten Serien oder Spielfilmen, doch scheitern daran. Warum ist das Image der öffentlich-rechtlichen Krimis so gut?
Die gibt es ja schon ewig – den «Tatort» beispielsweise schon seit 1970 – es sind alteingesessene Reihen, die es zum Teil auch schon vor dem privaten Fernsehen gab. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind treue Seelen. Und das Angebot ist heute so groß, es wird nicht leichter, die Leute vor den Fernseher zu locken.

«Marie Brand» hat stetig wechselnde Regisseure und Autoren. Tut das der Reihe gut oder wünschten Sie sich zum Teil mehr Beständigkeit?
Nein, es ist gut so, denn es tut der Reihe gut. Hinnerk und ich freuen uns immer auf Neues.

Sie spielen schon seit 2008 an der Seite von Hinnerk Schönemann und Thomas Heinze. Sind Sie eine kleine «Marie Brand»-Familie geworden?
Natürlich wächst man in den langen Jahren der Zusammenarbeit zusammen.

Für die ARD stehen Sie auch für «Käthe und ich» und «Klara Sonntag» vor der Kamera. Alle drei Reihen laufen besonders gut. Was ist Ihr Geheimnis?
Ich versuche Figuren zu erzählen, die verletzlich sind und Fehler machen, einfach normale Menschen sind. Vielleicht ist es das?

Bei RTL hatten Sie einst mit «Nikola» große Erfolge gefeiert. Jetzt startet der Sender die große Retrowelle. Würden Sie gerne eine weitere Staffel der Serie umsetzen?
Wenn die Bücher so gut wären, wie die damals waren, sofort. Die Figur hat mir sehr viel Saß gemacht. Und die Quoten sind seit Einführung der Mediatheken heute nicht mehr so relevant. Es gibt mehr Möglichkeiten, gesehen zu werden.

Bei Ihrer Vita müsste die ARD Sie doch schon einmal als Kommissarin bei einem «Tatort» angefragt haben? Würden Sie den Job annehmen?
Ich bin nicht angefragt worden, da war das ZDF schneller (lacht).

Sie sind Mitglied bei „Ärzte ohne Grenzen". Wie kann der Verein beispielsweise beim Ukraine-Krieg helfen?
Die helfen immer. Medizinisch helfen sie und auch bei der Versorgung. Die sind immer da, wenn die Medien schon weg sind. Sie leisten einfach eine tolle und wichtige Arbeit. Aber sie sind da nicht die einzigen.

Vor 30 Jahren promovierten Sie als Tierärztin. Sollte jeder Schauspieler noch eine vernünftige Ausbildung im Rücken haben, falls es eine Durststrecke im Leben gibt?
Wenn jemand Schauspieler werden möchte, dann sollte er die Ausbildung von Grund auf machen. Das war bei mir persönlich ja anders. Wenn man ein zweites Standbein hat, ist es gut. Aber wenn man berufen ist, dann macht man das ohne doppelten Boden. Es bleibt jedem selbst überlassen.

Ihre Arbeit „Experimentelle und klinische Untersuchungen zur perkutanen, partiellen Diskektomie (PPD) beim Hund" hört sich spannend an. Was war denn das Ergebnis und sind Sie privat an dem Thema drangeblieben?
Das Ergebnis war, dass es für eine Praxis außerhalb einer Klinik nichts ist, da fehlt es an Ausstattung. Ich bin insofern an dem Thema drangeblieben, als mein Dackel Sofie damals mit zu den operierten Tieren gehörte und bei ihr hat es auch funktioniert.

Danke für Ihre Zeit!

Kurz-URL: qmde.de/134362
Finde ich...
super
schade
77 %
23 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelPrimetime-Check: Montag, 16. Mai 2022nächster Artikel«Viva la Diva»: RTL findet Sendetermin am Montagabend
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung