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#Blackouttuesday: Social Media sieht schwarz

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Herzlich Willkommen im Netz! Der Tod von George Floyd und die Proteste in den USA haben die (westliche) Welt aufgerüttelt. Auf Social Media ist es das beherrschende Thema der vergangenen Tage. Hier der Blick auf die Aktionen im Web, genauso wie auf die Abrufzahlen großer Newsseiten in all dem Trubel.

Die Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA haben längst größere Wellen geschlagen. Überall auf der Welt machen Menschen auf die Rechte von Schwarzen aufmerksam, rufen zum Spenden auf und geben Informationen weiter, in einer vernetzten Welt vor allem über Social Media. Der Tod des Afroamerikaners George Floyd hat die Rassismus- und Gleichberechtigungsdebatte wieder neu entfacht, vielleicht größer als je zuvor. Überall auf der Welt solidarisiert man sich mit der schwierigen Lage der schwarzen Bevölkerung in den USA. Am Wochenende wird es auch in vielen Städten Europas Demonstrationen gegen Rassismus und für Gleichberechtigung geben, während in den Vereinigten Staaten immer noch Ausnahmezustand herrscht. Seit dem Tod von George Floyd halten die Proteste an. Online sind die Social-Media-Plattformen auch nach Tagen immer noch voll mit Beiträgen zu dem sehr emotionalen Thema.

Der bisher unübersehbaren Höhepunkt der Aktionen gegen Rassismus und (Polizei-)Gewalt gegen Schwarze wurde am Dienstag erreicht. Wer auf Social Media unterwegs war, vor allem Instagram, kam nicht dran vorbei. Schwarzes Bild, schwarzes Bild, schwarzes Bild: So mancher Nutzer dürften am Dienstag etwas verwundert auf die eigenen Instagram-Feeds geschaut haben, in denen sonst Selfies, Reisefotos, Memes oder auch Motivationsbildchen auftauchen. Statt solcher Aufnahmen veröffentlichten viele populäre Accounts lediglich ein komplett schwarzes Bild, häufig versehen mit dem Hashtag #Blackouttuesday. Unzählige private Nutzer taten es ihnen gleich. Die Online-Aktion soll zum Nachdenken über Rassismus anregen und darüber, was man selbst für Schwarze tun könnte. Auch ein Social-Media färbte sein ansonsten bunte App in Schwarz.

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#BLM #blackouttuesday

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Die Idee für den "Blackout Tuesday" kommt aus der US-Musikbranche. Jamila Thomas und Brianna Agyemang, die sich selbst als "zwei schwarze Frauen aus der Musik" vorstellen, hatten mit der Website TheShowMustBePaused.com dazu aufgerufen, die Arbeitswoche absichtlich durcheinander zu bringen. "Wir werden nicht einfach so weitermachen wie bisher, ohne Rücksicht auf schwarze Leben", schrieben sie. Dutzende Musiklabels und andere Branchen weltweit schlossen sich an. So wollte MTV in Großbritannien einem Bericht des Guardians zufolge für acht Minuten die Übertragung einstellen. Auch Nickelodeon machte mit, wie wir berichteten. So lange hatte der Polizist auf Floyds Nacken gekniet, wodurch dieser erstickt war. Einige Radiostationen sendeten Sonderprogramme oder legten immer wieder Pausen ein. Spotify baute in seinen Playlists Schweigeminuten ein.

Große Stars aus allen Bereichen schlossen sich der Aktion an. Zum Beispiel Kylie Jenner, Katy Perry, Lionel Messi oder Dwayne “The Rock" Johnson, um nur ein paar der unzähligen großen Namen zu nennen. Auch der Instagram-Hauptaccount, der mit 351 Millionen Abonnenten der größte überhaupt auf der Plattform ist, nutzt derzeit eine schwarze Version des Instagram-Logos als Profilbild. Dazu postete er ein Foto mit dem Aufruf "#shareblackstories". In Deutschland sprangen viele schnell auf den Zug der Solidarität auf Online-Stars wie Dagi Bee, Lena Meyer-Landrut oder Lisa und Lena machten schnell ein junges Publikum auf die Aktion aufmerksam. Fußballstars, Schauspieler, TV-Sternchen...alle machten mit und so kam es zu der gewaltigen Überflutung mit schwarzen Bildern am Dienstag.



Auch wenn der Grundgedanke der Aktion definitiv ein sehr guter war, gab es von einigen Seiten aber auch Kritik. Denn viele beließen es bei ihrem Posting, vermutlich unbedacht, nicht nur bei dem Hashtag der Aktion #Blackouttuesday, sondern hängten auch #BlackLivesMatter dran, das ursprüngliche Stichwort der Aktionen für gleiche Rechte der schwarzen Bevölkerung. Unter diesem Hashtag werden normalerweise viele hilfreiche Informationen verbreitet und aktiv gegen die Benachteiligung gearbeitet. Nun landeten aber sehr viele inhaltslose schwarze Bilder der Protestaktionen in diesem Feed, wichtige Beiträge gingen schnell unter. Daher vielerseits der Aufruf, wer mitgemacht hat und den Hashtag ausversehen mitbenutzt hat, solle den Beitrag bitte löschen und noch einmal “richtig” reposten. Denn die Message sollte weiter erhalten bleiben.

Drosten-Wirbel und Ausschreitungen in den USA bringen Bild und Co wenig


Ende Februar und im März flüchteten viele in Deutschland zu den Online-Seiten der größten deutschen Newsportale, um ständig versorgt mit den neuesten Corona-Nachrichten zu sein. Die täglichen Abrufe steigerten sich bei den meisten um ein Vielfaches. Allein die Bild kam in der Spitze am 22. März auf über 93 Millionen Aufrufe am Tag. Nachdem alle nun schon lange mit der Corona-Pandemie zu kämpfen haben und die Maßnahmen zu wirken scheinen, hat das Interesse an den Schlagzeilen allerdings mehr und mehr nachgelassen. Gut zwei Monate nach dem Höhepunkt kommt die Bild nur noch auf Abrufzahlen zwischen 40 und 50 Millionen und damit nicht mal an das Februar-Niveau heran. Daran haben zuletzt auch der populäre Schlagabtausch mit Star-Virologe Drosten oder die Berichterstattung rund um die Proteste in den USA nichts geändert. Vergangenes Wochenende und über die Pfingsttage wurde die Seite pro Tag im Schnitt 44 Millionen Mal aufgerufen.

Viele, die zu Beginn der Corona-Krise noch massig geklickt haben, scheinen den Berichten der Bild nun überdrüssig zu sein, sich dort nicht mehr so viel online zu informieren. Dieser Trend spiegelt sich allerdings auch auf anderen großen Newsseiten wider. So kommt Die Welt zum Beispiel auch nur noch auf etwas mehr als zehn Millionen Klicks. Mitte März waren es noch knapp 25 Millionen. Beim Spiegel sind die Abrufzahlen, die von der IVW ermittelt werden, um zirka die Hälfte im Vergleich zum März zurückgegangen. Bei der Süddeutschen, Focus oder FAZ sieht es ähnlich aus. Rein an der Berichterstattung der Bild scheint es also doch nicht zu liegen. Nahezu alle großen Zeitungen sind online auf "Normal-Niveau" zurückgekehrt.

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