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The Walt Disney Company: Ein Wirtschaftsporträt in drei Akten

von

Märchenparks, Megablockbuster, Sportlerschweiß: Drei Geschäftssparten des Disney-Konzerns, drei Mal lässt der Status quo aufhorchen.

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Sport: Disneys wenig beachtete, massive, wacklige Geschäftssäule


Einige weitere Marken unter dem Disney-Schirm

  • Die Muppets (2004 erworben)
  • UTV Software Communications (Indisches Entertainmentkonglumerat, 2011 erworben)
  • Maker Studios (Online-Netzwerk, 2015 erworben)
  • A+E Networks (Disney hält 50% der Anteile, Einstieg erfolgte 1996 durch den Aufkauf von ABC, seither vergrößerte Disney sein Involvement)
  • Vice Media (Disney hält seit 2015 20% der Anteile)
  • Hulu (Disney hält 30%)
  • Hollywood Records (1989 gegründet)
  • RTL DISNEY Fernsehen GmbH & Co. KG (Joint Venture mit RTL)
Wer an Disney denkt, mag rasch auf Micky Maus, Donald Duck, Käpt'n Jack Sparrow, Elsa und weitere Helden, die unter dem Walt-Disney-Pictures-Eigennamen beheimatet sind, kommen. Und angesichts dessen, wie eng der Disney-Konzern seit Jahren die eingekauften Marken Pixar, Marvel und Lucasfilm mit seinem eigenen Hauptlabel vermarktet, dürften auch die «Toy Story»-Helden, die Avengers und der «Star Wars»-Kosmos längst Teil der Disney-Assoziationskette sein. Zweifelsohne ist die Filmsparte der Treibstoff Disneys – entspringen ihr doch die Figuren, Geschichten, Welten und Emotionen, die Menschen in Disneys Parks locken und Disney-Merchandisingartikel kaufen lassen. Doch die größte Einnahmequelle der Walt Disney Company wartet weder im Kino, noch im Merchandising der Film- und Comichelden – und nicht einmal in den Themenparks. Der meiste Erlös des Disney-Konzerns entstammt dem Fernsehgeschäft.

Im Geschäftsjahr 2016 brachte die TV-Sparte des Disney-Konzerns annähernd 23,69 Milliarden Dollar ein. Dies umfasst unter anderem das US-Network ABC, der Kabelkanal Freeform sowie die Disney-Marken-Kabelsender Disney Channel, Disney Junior und Disney XD. Noch mehr Abonnenten als die Disney-Familiensender bringt aber die Sportsendergruppe ESPN aufs Papier. Und das hat Gewicht: Der Disney-Konzern generiert über seine Kabelsender mehr als doppelt so viel wie über seine Broadcasting-Sparte – und im Kabelsegment ist die ESPN-Gruppe, an der Disney 80 Prozent hält, ein wirtschaftlich bedeutsamerer Player als der Disney Channel und seine Ableger. 'Forbes' ernannte 2012 die ESPN-Gruppe sogar zum weltweit wertvollsten Mediengut und schätzte ihren Gesamtwert auf 40 Milliarden Dollar.

Doch die Anlaufstätte für Livesport jeder nur erdenklichen Kajüte ist nicht nur eine immens profitable Stütze des Disney-Konzerns, sondern auch seit Jahren ein ewiges Sorgenkind, dem das Etikett "Klagen auf hohem Niveau" anhaftet. So gelang es dem Disney-Konzern nie, die ESPN-Marke international derart zu etablieren, wie es der frühere Disney-Chef Michael Eisner einst prognostizierte: Als Marke für Entertainmentzentren in US-Großstädten ging ESPN baden und abseits von Lateinamerika gibt es nur eine Handvoll von lokalen ESPN-Sendern, die zudem im Sportbusiness nur eine Randerscheinung darstellen.

Und ein weiteres Problem plagt die Sportsender, was Aktieninhaber den amtierenden Disney-Boss Bob Iger bei jeder einzelnen Konferenz spüren lassen: Die Abozahlen brechen ein. 2011 zählte der nordamerikanische ESPN-Hauptsender mehr als 100 Millionen Abonnenten, Mitte April 2017 zählte er bloß noch rund 87 Millionen. Somit gehen Disney nicht nur hohe Summen durch Aboabschlüsse verloren (ein Monat ESPN kostet aktuell 7,21 Dollar, womit er der teuerste Kabelsender in Nordamerika ist), zudem sinken daher die Werbepreise, die Disney von den ESPN-Werbekunden verlangen kann – gleichzeitig befinden sich die Lizenzkosten für die US-Spitzenligen in einem kontinuierlichen Aufschwung.

Nicht zuletzt aufgrund der komplizierten, zweischneidigen ESPN-Situation kommen unregelmäßig Gerüchte auf, dass Disney Netflix oder ein anderes VoD-Portal aufkaufen könnte: Wirtschaftsspekulanten versprechen sich davon, dass Disney ein bestehendes, bei der dem Kabelfernsehen den Rücken kehrenden Altersgruppe beliebtes Modell nimmt und dort Livestreaming von Sportevents etabliert. Damit würden für das Portal neue Kunden gewonnen, die Marke ESPN gestärkt und Disneys Taschen wären noch ein Stückchen voller, wenn es gilt, eine wichtige Lizenz zu erwerben.

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