Sonntagsfragen

Alexandra Maurer: 'Ich war sehr überrascht, wie frei man bei ProSieben ist'

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Im Exklusiv-Interview spricht die Moderatorin über ihre ersten Erfahrungen bei ProSiebenSat.1, die Vorteile des Jugendsenders joiz und ihre Zukunft dort, über ihren Musik-Fokus sowie ihr neues Format «Like us.».

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Warum finden diese Dinge Ihrer Meinung nach im großen Privatfernsehen noch nicht statt? Hat man zu viel Angst vor dem nächsten Flop?
Ich glaube nicht, dass man heutzutage große Angst vor Flops hat, auch wenn Quoten natürlich eine unbestrittene Rolle im TV-Geschäft spielen.
Alexandra Maurer
Die Sender werden schon ihre Gründe haben. Ich habe mittlerweile gelernt zu vertrauen, denn sie wissen ganz genau, was sie machen. Ich durfte Teil davon sein und stehe absolut dahinter. joiz hat wiederum auch seine Gründe, warum so etwas dort gemacht werden kann, weil man beispielsweise sagt, dass die Zahlen keine große Rolle spielen. Ich glaube, die Sender sind einfach noch zu sehr mit anderen Sachen beschäftigt, zum Beispiel mit «Got to Dance». Es ist hammer, dass es nun schon seit drei Staffeln eine reine Dance-Sendung ohne Trash gab. Da saß keiner in der Jury, der die Tänzer fertiggemacht hat, sondern das Thema wurde mit sehr viel Respekt behandelt. Allein davon eine dritte Staffel in Deutschland zu haben, ist schon ein Riesending. Man vergisst sehr schnell, wie lange es dauert, damit so etwas am Ende im Fernsehen auch so toll herüberkommt.

Ich glaube nicht, dass man heutzutage große Angst vor Flops hat, auch wenn Quoten natürlich eine unbestrittene Rolle im TV-Geschäft spielen. Aber dass man sich trotzdem an neue Formate wagt, so wie es zum Beispiel SAT.1 gemacht hat, man es einfach ausprobiert, das finde ich sehr mutig und das zeigt doch sehr viel.

Gehen wir über auf dein anderes neues Format «Like us.». ProSiebenSat.1 verfügt über mehrere Lifestyle-Magazine im Fernsehen. Zum Beispiel gibt es «taff» bei ProSieben und auch «red», das sich vor allem auf Geschichten um Stars konzentriert. Was unterscheidet «Like us.» von den beiden genannten Formaten? In welcher Hinsicht sticht es in der Liste dieser Sendungen heraus?
Wir brechen die Themen mehr herunter, deshalb heißt das Format ja auch «Like us.». Wir versuchen das so zu gestalten, wie wir uns das zuhause oder im Netz reinziehen würden. Dabei geht es auch um die Art und Weise, wie es präsentiert wird.
Der wesentliche Unterschied bei «Like us.» liegt im Bezug zu den Zuschauern. Dieses Persönliche, dieser eine Draht mehr – das ist der Unterschied!
Alexandra Maurer über ihr neues sixx-Format «Like us.»
Vieles ist augenzwinkernd gemeint und wir versuchen die Meinung der Frau immer in die Beiträge zu integrieren. Während in anderen Sendungen Dinge nur erzählt werden, versuchen wir, diese Themen zusätzlich auf die Lebenswelt unserer Zuschauerinnen abzustimmen. Es soll möglichst nah an uns Frauen sein. Als ich die ersten Beiträge gesehen habe, habe ich mir gedacht, dass ich das schauen würde, wenn ich es nicht selbst moderieren würde. Wir greifen auch Überlegungen und Hintergründe zu vielen Themen auf, anstatt bloß darüber zu berichten. Ich bin auch eine «taff»-Konsumentin und schaue «red». Der wesentliche Unterschied bei «Like us.» liegt im Bezug zu den Zuschauern. Dieses Persönliche, dieser eine Draht mehr – das ist der Unterschied!

Es geht vorrangig um Mode, Klatsch und Erotik in «Like us.». Inwiefern passen diese Themen zu Ihnen?

Zum einen lese ich gern Klatsch und Tratsch und lasse mich gerne berieseln. Das macht glaube ich jede Frau gerne, nur die einen reden mehr darüber und die anderen nicht. Klar finde ich mich da wieder und beim Thema Mode sowieso. Ich habe Lust mich damit zu beschäftigen was neu ist, muss aber nicht jeden Trend mitmachen. Auch das passt sehr gut zu «Like us.» und sixx-Zuschauerinnen: Wir informieren uns gerne, überlegen uns aber danach genau, ob wir da Bock darauf haben mitzumachen. Um Sex geht es ja vorwiegend in Paula Lamberts ‚Hot Spot‘. Ich fand es sehr lustig, als es um Selbstbefriedigung ging, weil da auch Zahlen vorlagen, die zeigten, dass Männer ganz vorne mit dabei sind, aber Frauen noch mehr (lacht). Das ist sehr lustig zu wissen. Man redet da ja nicht drüber, vielleicht mit den Freundinnen, aber nicht mit Ihnen zum Beispiel, Herr Nöthling (lacht). Es ist noch immer ein Tabu-Thema und man ist ein bisschen verklemmt, deshalb finde ich es cool, dass man das in so einer Sendung aufbricht. Ich bin ja auch ein bisschen verklemmt, wenn es darum geht, deswegen identifiziere ich mich auch mit dieser Rubrik.

Ich hab sogar schon Feedback bekommen, dass auch der ein oder andere Mann mit der Freundin auf der Couch sitzt und «Like us.» schaut. Da auch «Big Brother» am Anfang der Sendung ein Thema ist, haben die auch Interesse und bleiben dadurch hängen.

Ich würde gerne nochmal auf Ihr Heimatland zu sprechen kommen. Sie kommen ursprünglich aus der Schweiz und haben dort in Fernsehen und Radio Ihre ersten Erfahrungen gesammelt. Warum war der Wechsel nach Deutschland für Sie der richtige Schritt und wie unterscheidet sich der Schweizer Fernsehmarkt vom deutschen?
Als die Anfrage kam, dass joiz in Deutschland gestartet und der Sitz in Berlin sein wird, habe ich mir die Frage gestellt, ob ich mit 30 nochmal Lust habe, etwas auszuprobieren. Mittlerweile kann ich unterschreiben, dass es der beste Schritt für mich war.
Alexandra Maurer über die Entscheidung in Deutschland zu arbeiten
Deutschland ist für mich mutiger, denn man kann viel mehr machen. Die Schweiz adaptiert natürlich Vieles aus Deutschland. Nach zweieinhalb Jahren Moderation bei joiz und Radio 105gab es eigentlich nicht mehr so viel für mich zu machen. Ansonsten macht alles der SRF und es braucht Zeit, bis man da reinkommt. Ich wollte aber schnell mehr ausprobieren. Als die Anfrage kam, dass joiz in Deutschland gestartet und der Sitz in Berlin sein wird, habe ich mir die Frage gestellt, ob ich mit 30 nochmal Lust habe, etwas auszuprobieren. Mittlerweile kann ich unterschreiben, dass es der beste Schritt für mich war.

Ich habe damals mit dem CEO von joiz gesprochen und ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, dass ich als kleine Schweizerin in Deutschland durchstarten könnte. Er hat mir sehr viel Mut gemacht, gleichzeitig wusste ich, dass der Weg nach Hause kurz ist und so kam die Entscheidung. Dieser Schritt war toll, auch in dem Wissen, dass ich Leute habe, die mich auffangen, wenn es nicht funktioniert. Ich hatte einfach keine Angst vor dem Scheitern, so bin ich auch erzogen worden. Einfach Augen zu und durch. Damit bin ich jetzt sehr glücklich, denn Deutschland bietet einfach viel mehr Möglichkeiten.

Sie haben in der letzten Zeit große Schritte gemacht. Haben Sie sich denn auch Gedanken gemacht, wie es künftig weitergehen soll? Sie pendeln zurzeit beispielsweise viel zwischen den Städten. Wollen Sie das langfristig beibehalten?
Ja, ich habe mir mal Gedanken gemacht, als ich während der «Got to Dance»-Zeit lange in Köln war. Ich bin mittlerweile aber in Berlin angekommen. Solange der Job es mir erlaubt zu pendeln, werde ich das machen, weil es im Moment echt überschaubar ist. Aktuell bin ich nicht nonstop im Stress, sondern habe auch noch genügend private Zeit für mich. Ich bin oft und sehr gerne in Berlin. Vorher bin ich auch zwischen Zürich und Berlin gependelt, um meine Familie und Freunde zu besuchen. Das wird jetzt etwas weniger, da Köln dazu gekommen ist. Aber das finde Ich nicht schlimm.

Ganz so viele Gedanken um die Zukunft mache ich mir nicht, denn das ist immer mit Stress verbunden. Diese drei neuen Sendungen sind ja alle erst jetzt im Sommer produziert worden oder angelaufen, das war Wahnsinn. «Got to Dance» ist schon passiert, «Like us.» läuft, «Got to Dance Kids» kommt am 4. Dezember – es ist immer noch so verrückt für mich. Das ist so schnell gegangen, dass ich das im Moment einfach lebe und mir nicht weiter Gedanken mache. Nun habe ich diesen Schritt gemacht und hoffe natürlich, dass es auf dieser Ebene weitergeht. Stress mache ich mir deswegen aber nicht. Die Jobs in der Zukunft, die zu mir passen, werden nicht an mir vorbeigehen. In der Hinsicht habe ich mich mittlerweile selbst gefunden.

Also sieht es im Moment nicht danach aus, dass Sie sich bald zwischen joiz und ProSiebenSat.1 entscheiden müssen?
Ich habe immer gesagt, dass ich joiz so lange machen werde, wie es auch mit anderen Sachen vereinbar ist. Ich bin aber auch mit der Hoffnung nach Deutschland gekommen, dass es bei einem größeren Sender funktionieren könnte.
Alexandra Maurer
Ich habe immer gesagt, dass ich joiz so lange machen werde, wie es auch mit anderen Sachen vereinbar ist. Ich bin aber auch mit der Hoffnung nach Deutschland gekommen, dass es bei einem größeren Sender funktionieren könnte. Es kann sein, dass ich mich entscheiden muss. Ich bin schon sehr lange bei joiz und joiz ist immer in meinem Herzen. In der Schweiz habe ich die allererste Sendung gemacht und in Deutschland ebenfalls. Da ist sehr viel Herzblut dabei und joiz wird immer ein riesiger Teil meiner Karriere sein, dafür bin ich sehr dankbar. Wenn ich mich entscheiden muss, dann ist das OK, weil man sich weiterentwickeln muss.

Also würde die Entscheidung zugunsten von ProSiebenSat.1 fallen…
Naja, ich bin 33 und joiz ist ein Jugendsender. Ich weiß nicht, ob das passieren wird, aber ich habe keine Angst vor so einer Entscheidung. Ich überlege mir gerade schon, wie dieses Gefühl wäre, wenn so etwas kommen würde. Mit der Einstellung mich weiterzuentwickeln bin ich aber auch nach Deutschland gekommen und ich glaube niemand wäre mir böse.

Dass Ihnen joiz viel bedeutet, hat man herausgehört. Als Sie gesagt haben, joiz wird immer ein Teil von Ihnen bleiben, hat sich das ja schon fast nach dem Ende einer Liebesbeziehung angehört.
Oh Nein! (lacht) Man überlegt sich das eben, wenn man gefragt wird. Ich bin ein Mensch, der Sachen zu 100 Prozent macht oder gar nicht. Wenn ich diesen Schritt machen könnte, würde ich ihn nun mal gerne machen, weil ich mich eben weiterentwickeln möchte. Ich bin seit 2011 bei joiz und hänge daran. Selbst wenn ich dort nur noch eine Rubrik machen könnte, wäre das OK. Wenn es geht, bleibe ich solange wie möglich. Trotzdem ist das ‚aber‘ da und ich werde eine Entscheidung fällen, wenn ich muss.

Vielen Dank für das Interview, Alexandra Maurer!

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